Bombenbrut
demselben Weinlieferanten besorgen, und sie teilen sogar die Vorliebe für ein gewisses Etablissement in Friedrichshafen.
Björn Otto lacht, vielleicht vögeln sie obendrein dieselbe Dirne, doch das verraten seine Daten ihm nicht.
13
Herbert Stengele hat seinen Horrortrip von Tokio über Moskau noch nicht überwunden. Seit Tagen ringt er jede Nacht mit den wildesten Fantasieträumen eines wirren Kriegs der Sterne. Raumschiffe kämpfen mit Laserkanonen gegeneinander. Jedes ufoähnliche Kriegsschiff verfügt über unzählige Flakgeschütze, aus denen endlos Laserstrahlen abgefeuert werden. Die Soldaten in den Raumkapseln tragen Laserschwerter, die sich widerstandslos durch jedes Material bohren. Andere schießen mit Blastern, auch aus ihnen krachen tödliche Laserstrahlen, die ebenfalls jedes Material zerstören. Es ist ein Kampf um die Macht. Um jenes Energiefeld in ›Star Wars‹, das alle lebenden Dinge erzeugen und das die Galaxis zusammenhält, den Geist beeinflusst, Gegenstände zu Wurfgeschossen umfunktioniert und dem Gegner, sofern er für die Macht weniger stark empfänglich ist, körperliche Schmerzen bereitet.
In Stengeles Schädel knallen die Lasergeschosse, sie erzeugen Blitze und Zischlaute, die Strahlen sind grell, es zurrt, faucht und schwirrt in seinem Kopf.
Dann sieht er in einem der supermodernen Kriegsschiffe des Alls am Steuerknüppel diese unheilschwangere Babuschka, in deren Zimmer er in Moskau erwacht ist. Sie zerrt an den tödlichen Joysticks im Cockpit, schießt mit den Laser-Flaks grelle Blitze aus dem Bug auf fremde Flugobjekte und lacht, wenn diese in tausend Einzelteile zerbersten, aus ihrem zahnlosen Mund wie eine böse Hexe.
In manchen Träumen sitzen im Cockpit auch dieser undurchsichtige Mr Blue und sein Kollege Mr Miller, die ihn in Tokio abgepasst hatten. Er selbst sitzt schwitzend zwischen ihnen, in diesem verfluchten Krieg der Sterne, aus dem es für ihn kein Entrinnen gibt.
Die Erlösung nach langen Schlachten heißt für Herbert Stengele jede Nacht: erwachen.
Er macht das Licht an, schaut sich ängstlich in seiner Wohnung um, geht an seinen Schreibtisch und liest zur Zerstreuung jede Nacht mit immer der gleichen Begeisterung die immer gleichen Zeitungsberichte: ›Deutschem Erfinder ist der Durchbruch gelungen‹, ›Deutscher Erfinder schafft den schier endlosen Blick ins All‹ oder ›Herbert Stengele öffnet den Erdbewohnern die Augen‹. Das sind die Schlagzeilen der internationalen Presse nach seinem Auftritt während des Weltkongresses der Internationalen Astronomischen Union. Das sind Stimmen, die er gern liest, die ihn wieder aufbauen und für ihn seine wahre wissenschaftliche Größe honorieren.
Herbert Stengele lehnt sich zurück. Er atmet tief durch, versucht sich zu entspannen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, er erinnert sich an die Kollegen aus aller Herren Länder, die ihn respektieren und die ihn in Tokio verehrten. Langsam wird ihm wohler. Bis er sich wieder an diese beiden fraglichen Amerikaner erinnert. Von wegen NASA, diesen Irrtum hat er in der Zwischenzeit erkannt. Schwanke hat ihn ausgelacht und ihm die Augen geöffnet: NSA, das sind die übelsten Gesellen des amerikanischen Geheimdienstes, ist ihm heute klar.
Er hat Schwanke lieber nicht von dem Besuch der beiden Herren, von eben diesem ominösen Geheimdienst, an jenem Morgen nach Kluges Tod in seiner Wohnung erzählt, und dass er freimütig alle seine Unterlagen vor ihnen ausgebreitet hatte. Natürlich erinnert er sich, wie er ihnen von seinem Prototypen in Frankfurt erzählte und ihnen alle seine Berechnungen ganz genau erläuterte.
Ein erneuter Schweißausbruch treibt ihm das Wasser auf die Stirn. Sein Puls erhöht sich, neue Panikattacken setzen ein.
Seit Tagen schon ist er irritiert, was für ein Teleskop die Amerikaner im fernen Hawaii bauen. Nur bruchstückhaft, auf nachdrückliche Anfragen im Institut des Mauna-Kea-Observatoriums, wird ihm bestätigt, dass an einem neuen Riesenteleskop gebaut werde.
Die ersten Hinweise hatte er in Tokio von Wissenschaftlern aus anderen Ländern bekommen. Mehrere Staaten bilden auf dem Mauna Kea, dem höchsten Berg Hawaiis, in über 4.000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel die größte Sternwarte der Welt. Darunter ist auch das Keck-Observatorium mit zwei leistungsfähigen Spiegeln. Doch nach Stengeles Informationen soll jetzt nur noch einer, ein ganz neuer, größerer Spiegel in die US-Sternwarte eingebaut werden. Alle Hinweise deuten für
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