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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Drohung: Er gibt an, mehrere Sprengsätze an den Ausgängen und unter der Halle deponiert zu haben. Er droht damit, sie zu zünden, wenn man nicht genau seine Anweisungen befolgt. Drittens – die Einschüchterung. Er kündigt einen spektakulären Beweis an. Der Zweck: Demonstration, dass er es mit seiner Drohung wirklich ernst meint.«
    Tannenberg, der die ganze Zeit über stichwortartig an der Tafel mitgeschrieben hatte, war sichtlich beeindruckt. »Respekt, Karl! Genau so liebe ich es: kurz und prägnant«, lobte er. »Nun zum letzten Punkt, den Besonderheiten.«
    Nachdenklich schob Sabrina ein paar Strähnchen ihrer schulterlangen, kastanienbraunen Haare hinters Ohr. Sie fing Tannenbergs fragenden Blick auf, zuckte mit den Schultern. »Klar, die verzerrte Stimme des Anrufers. Aber darauf willst du wahrscheinlich nicht hinaus, oder?«
    »Warum nicht? Ist ja durchaus ein wichtiger Gesichtspunkt.« Er notierte die Bemerkung und wandte sich an Mertel. »Kümmerst du dich um die …«
    »Klar. Ich versuche, alle Hinweise auf den Täter aus dieser Kassette herauszufiltern.«
    »Gut. Ist jemandem von euch noch etwas anderes aufgefallen?«
    Dr. Schönthaler rückte sich die Brille zurecht und kratzte sich mit nachdenklicher Miene am Hals. »Meinst du vielleicht die Tatsache, dass der Erpresser nicht ›Halle‹ gesagt hat, sondern ›Fruchthalle‹?«
    »He, super!«
    »Du denkst, das ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass wir es hier mit einem ortsansässigen …«
    »Oder zumindest orts kundigen Täter zu tun haben könnten. Wir sollten uns noch mals die Stelle anhören, wo er von dem ›spektakulären Beweis für die Ernsthaftigkeit meiner Drohung‹, wie er es wörtlich genannt hat, spricht.« Tannenberg spulte das Band zurück, ließ es erneut ablaufen.
    »Ziemlich komplizierte, gestelzte Sprache«, bemerkte Sabrina.
    »Stimmt. Könnte glatt von unserem werten Herrn Rechtsmediziner stammen«, meinte ihr Vorgesetzter.
    »Lässt sich daraus nicht auf den Bildungsgrad des Erpressers schließen?«
    »Kann sein, Sabrina. Aber genauso möglich ist es, dass dieser Kerl uns gerade dadurch auf eine falsche Fährte locken will.«
    »Genau wie mit der Fruchthalle«, gab Dr. Schönthaler zurück. »Könnte ja auch nur Teil eines raffiniert ausgetüftelten Spielplans sein.«
    »Komm, verschon mich bitte mit deiner Spielneurose. Hinter jedem meiner Fälle vermutest du jemanden, der mit mir eine makabere Schnitzeljagd veranstalten will.«
    »War ja auch schon oft so.«
    Ohne sich weiter zu diesem Thema zu äußern, betätigte Tannenberg abermals die Play-Taste. Gebannt lauschten nun alle dem Inhalt des zweiten Telefongesprächs, das allerdings weniger ein Dialog war, als eine einseitige Ordererteilung.
     
    »Sind Sie online?« – »Ja.«
    »Gehen Sie zu google!« – Okay, bin ich.«
    »Geben Sie ›kaiserslautern+pfalzgalerie+webcam‹ ein!« – »Hab ich.«
    »Doppelklick auf die erste Meldung!« – »Hab ich.«
    »Was sehen Sie?« – »Ein großes Gebäude.«
    »Was noch?« – »Ähm.«
    »Sehen Sie so ein Ding, das aussieht wie ein Ofenrohr?« – »Ja.«
    »Gut. Dann passen Sie jetzt mal gut auf.« – »Oh, Gott!«
    »Sind Sie noch da?« – »Ja.«
    »Ist Ihnen jetzt klar, wie ernst ich es meine?« – »Ja.«
    »Nach dieser Werbung darf es keine weitere Werbepause mehr geben. Die Show muss ohne Unterbrechung weiterlaufen. Haben Sie mich verstanden?« – »Ja.«
    »Wenn nicht, zünde ich die Bomben unter der Halle. Verstanden?« – »Ja.«
    »Ich melde mich gleich noch mal.«
     
    Tannenberg drückte auf ›Stopp‹. Anschließend begab er sich zur Tafel an sein tabellenartiges Schaubild und zeichnete eine ›2‹ in die linke Spalte. Er fischte sein Handy aus der Jackentasche, tippte auf der Tastatur herum.
    »Mariekes Anruf hat mich genau um 20 Uhr 51 erreicht. Woraus wir folgern können, dass der zweite Erpresseranruf ein paar Minuten früher im Ü-Wagen eingegangen ist.« Er schrieb die entsprechende Uhrzeit, mit einem Fragezeichen versehen, in die nächste Spalte. »Was fällt euch bei diesem zweiten Gesprächsmitschnitt auf?«
    »Zu deiner Theorie mit dem ortsansässigen oder zumindest ortskundigen Täter – bzw. Tätern«, begann Dr. Schönthaler in ein verschmitztes Lächeln hinein, »würde die Sache mit dem Ofenrohr ziemlich gut passen. Denn ein Auswärtiger wüsste wohl kaum etwas von dem Spitznamen dieser Stahlplastik.«
    »Es sei denn, auch hierbei handelt es sich wieder nur um eine geniale Finte«,

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