Bone 01 - Die Kuppel
verletzten Steingesicht – folgten seinem Beispiel, obwohl sie unter der ungewohnten Last stöhnten. Als er sah, dass sie verstanden hatten, beschränkte er sich auf die Überwachung der Arbeit, um seine Kräfte für die bevorstehende Nacht aufzusparen. Niemand beschwerte sich. Diese Leute, die Wilde um Schutz angefleht hatten, schienen ihn zu fürchten. Indrani jedoch… Indrani hassten sie. Aber wenn sie die Geduld mit ihnen verlor und sie anschrie, gehorchten sie sofort.
»Diese Narren scheinen zu glauben, sie könnten sich einfach auf die faule Haut legen und die ganze Arbeit anderen überlassen!«, sagte sie zu ihm.
»Das ist es nicht«, erwiderte er. »Sie haben nicht genug Kraft für das hier. Sie brauchen Fleisch.«
»Und Mut.«
Und Ruhe. Sie mussten sich unbedingt ausruhen. Nach einem halben Tag hatten sie ein paar Zehner Steine geschleppt, und Stolperzunge bezweifelte, dass er sie zu noch mehr Arbeit antreiben konnte, wenn er sie nicht umbringen wollte.
Kubar hatte sich an den Steinen die Hände aufgeschürft. Steinsplitter hingen in den Strähnen seines Bartes. »Wo ist dieser junge Narr, dieser Yama?«, fragte er. Mit all dem Staub in seiner Kehle klang seine Stimme noch tiefer. Niemand wusste es. Einige der anderen hatten Familien, die der Junge hierherbringen sollte. Ihnen blieb höchstens noch ein Zehntel Tageslicht. Viele wollten bereits zum Platz zurückgehen.
»Keiner von euch geht von hier fort!«, sagte Stolperzunge. »Ich werde Yama für euch suchen.«
»Aber wer wird uns hier beschützen?«, wollte Kubar wissen. »Nichts gegen deinen großen Freund … aber er hat sich schlafen gelegt. Schau ihn dir an! In diesem Zustand könnte er sich nicht einmal gegen ein Kind wehren.«
»Indrani übernimmt hier den Befehl«, sagte Stolperzunge.
»Was?« Damit hatte sie nicht gerechnet.
»Du kannst kämpfen, Indrani. Zu Hause hast du den Jägern mit deinen Tritten große Angst eingejagt.«
»Ich kann mich verteidigen , Stolperzunge. Gegen andere Menschen.«
»Das ist das Gleiche«, sagte er, obwohl es nicht stimmte. Aber er wusste, dass sie es schaffen würde. Er drückte ihr den Panzerrückenspeer in die Hände. Er hatte nicht vor, so lange fortzubleiben, dass er ihn brauchte. Viel wichtiger war, dass sie sich in Sicherheit befand. Trotz der Dinge, die sie ihm am Tag zuvor gesagt hatte, konnte er die Vorstellung nicht ertragen, dass sie vielleicht zu Schaden kam. »Bring die Leute in den obersten Stock dieses Gebäudes«, sagte er zu ihr. »Verhaltet euch still und werft Steine auf jedes Wesen, das sich in die Sackgasse wagt. Dann werden sie euch in Ruhe lassen und nach leichterer Beute suchen. Alles klar?«
Er wartete ihren Widerspruch nicht ab, sondern lief zurück zum Platz. Es fühlte sich wunderbar an, die Beine zu strecken, zu sehen, wie die Gebäude an ihm vorbeirauschten. Unter seinen Füßen verbargen sich wacklige Steine und andere Gefahren unter dem dichten Moos, das in dieser Gegend wuchs. Aber nichts hielt ihn auf. Er hatte das Gefühl, dass ihn gar nichts aufhalten konnte.
Er lief weiter, bis er die Menge rufen und weinen hörte.
Bald wird es Nacht, dachte er. Sie wussten, was ihnen bevorstand. Er kam an mehreren halb ausgeweideten Kadavern vorbei. Hauptsächlich alte Leute mit diesem seltsamen grauen Haar. Der Junge war nicht darunter, also hielt er nicht an.
Auf dem Platz herrschte Panik. Die Menschen am Rand versuchten wieder in den Schutz der Gruppe zu gelangen. Die Schwachen, die nach draußen gedrängt wurden, schrien, als die Kräftigeren einfach über sie hinwegstiegen. Falls Yama und die Familien, die er mitbringen sollte, in dieser Menge feststeckten, würde Stolperzunge sie nie finden.
»Yama!«, brüllte er, so laut er konnte, aber er bezweifelte, dass man ihn in wenigen Mannslängen Entfernung noch hörte.
Stolperzunge rannte ins nächste Gebäude und nahm drei Stufen auf einmal. Vom Dach aus konnte er die gesamte Menge überblicken. Yama fand er nicht, aber er entdeckte den kahlköpfigen Häuptling dieser Leute. Der Mann lehnte sich gegen ein großes, gedrungenes Haus, das den Platz auf der Flussseite begrenzte. Junge Männer drängten die Masse zurück. Andere hielten gekreuzte Stöcke vor den Eingang des Gebäudes. Es sah aus, als hätte man darin jemanden gefangen gesetzt, und Stolperzunge konnte sich gut vorstellen, wer das war.
Er verließ das Dach und drang in die Seitenstraßen und Gassen vor, auf der Suche nach einem Weg, der ihn zum Fluss führte. Er
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