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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Fußboden.
    Zu Hause hätten Stolperzunge und seine Jagdgefährten die Feinde verfolgt, um die Toten zu retten. Aber nicht hier. Er wusste nicht, wie viele weitere Eingänge zu diesem Raum sich in der Dunkelheit verbargen. Sie mussten das Gebäude schnellstens verlassen. Er überlegte, ob er die Leute aufs Dach führen sollte, aber die Treppenstufen, auf die er gesprungen war, reichten nicht weit genug bis ans Fenster heran. Er stellte sich das Durcheinander vor, wenn völlig erschöpfte Menschen versuchten, sich gegenseitig hinaufzuhelfen, während die Leute am Fuß der Treppe von Feinden niedergemetzelt wurden. Allein die Panik würde viele das Leben kosten. Nein, er musste sie über den Platz bringen, wo die jagenden Wesen leichtere Beute finden würden.
    Er packte Yama und hielt ihm den Speer hin, den er an sich genommen hatte. Der Junge nickte, und sein Grinsen blitzte im von der Tür einfallenden Licht auf. Er rief unverständliche Worte, während die anderen die von den Feinden zurückgelassenen Waffen einsammelten.
    Der nächste Schritt würde schwieriger werden. Stolperzunge drückte Yama einen Streifen weißes Fleisch in die Hand. Der Junge kreischte heiser und warf es weg. Stolperzunge packte ihn und zwang seine Finger, sich um ein anderes Stück zu schließen, das noch warm war. Er wimmerte fast, als er sich vorstellte, was er tun sollte, aber ganz langsam, ohne weitere Hilfe durch den Jäger, schob er sich das Fleisch in den Mund. Stolperzunge hörte ihn schlucken und würgen. Aber seine Stimme klang fest, als er wieder zu den anderen sprach – von denen die meisten deutlich älter waren als er selbst. Schließlich reihten sie sich nervös vor Stolperzunge auf. Manchen wurde übel, als sie das Fleisch im Mund spürten. Aber Stolperzunge dachte, dass es keine Rolle spielte, denn jetzt würden sie kämpfen müssen.
    Er führte sie zur Tür. Immer noch standen die Wachen mit den Stöcken davor. Nach menschlichen Maßstäben waren es große Männer, aber Stolperzunge sah, dass sie verweichlicht waren. Schweißperlen standen auf ihrer Haut, während sie die Köpfe nach links und nach rechts drehten, um das zu verfolgen, was das Geschrei an verschiedenen Stellen des Platzes auslöste. Der kahlköpfige Häuptling kniete genau vor ihnen und hatte sich die Hände über die Augen gelegt.
    Stolperzunge trat zwischen die Wachen. Sie nahmen Angriffshaltung an, wichen aber vor der Spitze seines neuen Speers zurück. Hinter ihm drängten sich immer mehr der nunmehr bewaffneten Gefangenen.
    Der Häuptling und Yama schrien sich gegenseitig an, aber Stolperzunge beachtete sie nicht weiter. Er war entsetzt vom Anblick, der sich ihm bot: eine brodelnde Masse aus Menschen, die aus allen Richtungen von einer verwirrenden Vielfalt von Wesen angegriffen wurden und sich wehrlos wie Babys verhielten.
    Der Zugang zu mehreren Gassen war frei, und gelegentlich flüchteten sich ein paar Menschen hinein. Stolperzunge war überzeugt, dass dort weitere Wesen lauerten und sich über die leichte Beute freuten.
    Er schüttelte Yama, um dessen Streit mit dem Häuptling zu unterbrechen, und zeigte auf eine Seitenstraße, die um das Gefängnis herum zum Fluss führte.
    »Wir gehen da lang.« Jeder andere Weg hätte sie wieder auf den Platz mit der Menge gebracht.
    Stolperzunge marschierte los, gefolgt von seinen neuen Verbündeten. Auch drei der Wachen kamen mit, und Frauen mit Kindern rannten zu ihnen. Neue Unruhe breitete sich auf dem Platz aus, als die Leute zehnerweise der Gruppe folgten.
    Stolperzunge ließ sie am Eingang zur Gasse anhalten. Es sah aus, als wäre der Weg frei, aber das hatte nichts zu bedeuten. Er holte drei mit Speeren bewaffnete Männer nach vorn, dazu die Wachen mit ihren armseligen Stöcken. Den anderen gab er zu verstehen, dass sie Steine aufsammeln sollten.
    »Schön langsam«, sagte er und ging voraus.
    Das Rauschen des Flusses wurde lauter. Auf halber Strecke ließ einer der Männer seinen Speer fallen und griff sich in den Nacken. Er stürzte und rutschte seitwärts in einen Türeingang. Die Leute schrien verängstigt. Dann spürte Stolperzunge, wie sich etwas Enges um seinen Fußknöchel legte. Das Bein wurde unter ihm weggezogen, und er landete schmerzhaft auf der mit Steinen übersäten Straße. Auch er rutschte auf einen Eingang zu, wo knapp über dem Boden zwei rote Augen in der Dunkelheit aufblitzten. Er rief um Hilfe, da er seinen Speer verloren hatte, aber um sich herum hörte er nur Schreie. Überall

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