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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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grinste der Mann, und alle anderen starrten Stolperzunge an, als wäre er so etwas wie ein Held. Wieder sprach Varaha, und inmitten des Kauderwelschs hörte der junge Jäger etwas, das ungefähr wie sein Name klang. Die Menge jubelte, und viele hatten feuchte Augen. Dann stürmten sie vor, um ihn in die Arme zu schließen, und nun liefen auch ihm Tränen über das Gesicht. Alles fühlte sich so richtig an. Wie zu Hause, nur viel besser, denn hier war er nicht Stolperzunge, der Stotterer, Wandbrechers harmloser Bruder – hier war er der Mann, der all diesen Menschen das Leben gerettet hatte.
    Wenn er diese Menschen in Sicherheit bringen konnte, wenn er ihnen beibrachte, sich selbst zu schützen, würde sein kleiner Stamm wieder ein Zuhause haben. Er konnte mit Indrani zusammen sein, und niemand konnte es ihm verwehren.
    Und in seinem Hinterkopf tauchte noch ein weiterer Gedanke auf: »Dann muss ich nicht zum Dach gehen. Dann werde ich nicht unter jenen leben müssen, die meine Vorfahren und mich hassen!«

DURCH DAS FEUER
    Am nächsten Tag kehrte Stolperzunge zur unversehrten Indrani zurück. Er hatte auf eine Umarmung gehofft, wenn sie ihn sah. Doch stattdessen schrie sie ihn an und schlug ihn so heftig, dass ihm der Kopf schmerzte. Dann, ohne ein Wort der Erklärung, machte sie sich daran, seine Wunden zu waschen. Sie tat es behutsam und mit großer Sorgfalt, um ihm keine weiteren Schmerzen zuzufügen. Das war besser als eine Umarmung, dachte er bei sich, obwohl es das in Wirklichkeit nicht war. Wenigstens hatte sie die Furcht vor seiner Nähe verloren.
    Um ihn herum kam es zu freudigen Wiedersehensszenen. Besorgte Gesichter suchten nach Verwandten und Freunden. Viele Tränen wurden vergossen und Kehlen, die nach Tagen voller Angst heiser waren, fanden die Kraft zu noch mehr Schluchzern. Es gab auch ein paar Waisenkinder, wie das kleine Mädchen, das Stolperzunge und Indrani gerettet hatten. Jetzt würde der Stamm ihre Familie sein, dachte Stolperzunge. Und seine.
    »Letzte Nacht wurden wir angegriffen«, sagte Indrani zu ihm. »Die vierbeinigen Wesen mit den roten Schuppen. Wir konnten sie zurückschlagen.«
    »Habt ihr welche getötet?«
    »Oh ja!« Aber die Bestien hatten sorgsam darauf geachtet, keine Leichen zurückzulassen.
    »Sie warteten, bis uns die Steine ausgingen«, sagte Indrani. »Dann holten sie sich ihre Toten zurück.« Sie ließ den Kopf hängen. »Es war meine Schuld. Sie wussten, dass wir nicht genug Steine gesammelt hatten, weil ich die Leute angebrüllt habe, die sie von oben herunterstoßen sollten. Der Sprecher hat meine Worte übersetzt.«
    »Du bist am Leben geblieben«, sagte er zu ihr. »Das allein zählt. Und nun haben wir Fleisch im Überfluss!« Er blickte sich um. »Wo ist Steingesicht?«
    Ihr Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck. »Er sagt, dass sein Rücken schmerzt. Gestern Nacht hat er mehr Steine als jeder andere geworfen, aber er hat dabei geschrien. Gegen Ende des Kampfes wollte er einen Brocken aufheben, der zu groß für ihn war. Er wollte nicht aufgeben, und wir mussten ihn fortzerren. Jetzt schläft er wieder.«
    »Mutter hat immer gesagt, dass Schlaf einen Mann heilen kann«, erwiderte Stolperzunge. Trotzdem machte ihm Steingesichts Verletzung größere Sorgen als alles andere. Was, wenn sie von Dauer war?
    Der junge Jäger stellte Gruppen von Frauen zusammen, die das Fleisch vom Schauplatz der nächtlichen Schlacht holen sollten, und suchte ein paar kräftige Männer als Wachen aus. Andere mussten den Vorrat an Steinen auf den Dächern der bogenförmigen Gebäudereihe wieder auffüllen, die diese Menschen bereits als Hauptquartier bezeichneten. Neben den moosbewachsenen Mauern der benachbarten Häuser glänzten die Wände fast so strahlend wie die farbige Kleidung, die die Frauen trugen. Nur die Fenster der unteren zwei Stockwerke, die mit bröckelnden Trümmern verstopft waren, störten die Vollkommenheit. Doch die Öffnungen im oberen Stock erlaubten einen wunderbaren Blick über die Dächer und den Fluss und spendeten genug Licht, damit die Frauen während des Tages ihre Arbeit erledigen konnten.
    Indrani hatte angedeutet, dass Stolperzunges Vorfahren, die sogenannten Deserteure, diese großartigen Bauten und sämtliche anderen Häuser unter dem Großen Dach errichtet hatten. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie das gemacht hatten. Sie mussten ähnlich wie die Götter dieser Menschen gewesen sein, wenn sie dazu in der Lage gewesen waren. Er fragte sich, wie

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