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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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ihr Geplapper nur eine andere Art von Sprache sein konnte, etwa so, wie sich auch die Haarigen auf andere Weise verständigen. Nun ist es so, dass wir nicht imstande sind, die Sprache der Haarigen zu lernen. Aber sie sind ja auch keine Menschen, nicht wahr? Wir können nicht wie sie denken, ohne genauso verrückt zu werden wie Friedensmacher. Aber wenn es noch eine andere menschliche Sprache geben würde – nicht dass die alten Säcke im Fleischrat es jemals glauben würden –, aber wenn es sie tatsächlich gäbe, habe ich mir gedacht, dass ich in der Lage sein müsste, sie zu verstehen. Ich habe sogar schon ein paar von ihren seltsamen Worten gelernt, und sie hat ein paar von unseren aufgeschnappt. Aber noch viel zu wenig. Es ist noch nicht annähernd genug.« Den letzten Satz sprach er so leise, dass sich Stolperzunge nicht einmal ganz sicher war, ob er ihn wirklich gehört hatte.
    »Genug wofür?«
    Wandbrecher blickte zur Tür und senkte die Stimme. »Als ich versuchte, sie in mein Bett mitzunehmen, hat sie mich geschlagen. Sie kämpft genauso gut wie die meisten Männer. Natürlich nicht so gut wie ich, sonst hätte sie mir den Unterkiefer gebrochen! Außerdem reagiert Moosherz ziemlich unvernünftig auf die ganze Sache. Unglaublich, nicht wahr! Schließlich ist sie eine Hauptfrau, obwohl sie noch so jung ist. Aber nein. Sie will keine andere Frau im Haus haben. Sie will nicht einmal, dass ich Indrani besuche. Verrückt! Solange ich Indrani nicht erklären kann, dass sie zur Freiwilligen wird, wenn sie sich nicht nützlich macht, und solange Moosherz nicht versteht, dass sie gehorchen muss … nun ja, bis dahin ist sie hier bei dir, damit sie sich um dich kümmert.«
    »Das M-m-metall?«
    »Ja, die Metallschienen waren ihre Idee. Ich war überrascht, aber ich habe sofort erkannt, dass sie helfen können, deine Beine gerade zu halten, während sie heilen. Sie kann es durchaus mit mir aufnehmen! Und wenn wir uns den Fleischrat noch einmal zwanzig Tage lang vom Hals halten können, hat sie dir am Ende vielleicht sogar das Leben gerettet!«
    Wandbrecher lächelte seiner neuen Frau zu. Sie blickte kurz mit finsterem Ausdruck zurück, bevor sie sich abwandte. Stolperzunge spürte, wie er langsam wegdöste, aber sein Bruder wollte ihn noch nicht schlafen lassen.
    »Noch etwas«, sagte er. »Etwas sehr Wichtiges. Für den Stamm gibt es keinen Zweifel, dass sie mir bedingungslosen Gehorsam entgegenbringt. Und ich werde dafür sorgen, dass es so ist. Ich muss nur zuerst lernen, mit ihr zu sprechen.«
    Aber dazu brauchte er ihre Mitarbeit, und Indrani machte nicht den Eindruck, als wäre sie in nächster Zeit dazu bereit. Stolperzunge wollte seinem Bruder anbieten, an seiner Stelle ihre Sprache zu erlernen, aber die Aufregungen dieses Tages waren schon zu viel für seinen immer noch kränklichen Körper gewesen, sodass er lautlos in die Dunkelheit glitt.

    Als Stolperzunge das nächste Mal aufwachte, war das Licht, das durch das einzige Fenster drang, schwächer geworden. Er war überzeugt, dass er einen weiteren ganzen Tag im Schlaf verloren hatte. Aber das war in Ordnung. Jemand musste ihn gefüttert haben, denn an seinen Lippen klebten Suppenreste, und er fühlte sich bereits etwas kräftiger als zuvor. Indrani saß in der Ecke auf zerwühlten Fellen, die aussahen, als wären sie zum Schlafen benutzt worden. Stolperzunge hatte den Eindruck, dass sie geweint hatte, obwohl das bei ihrer dunklen Haut schwer zu sagen war. Obwohl er wusste, dass sie kein Wort verstehen würde, versuchte er sie in freundlichem Tonfall anzusprechen. »Du bist jetzt meine Schwester, Indrani.«
    Sie blickte auf, als sie ihren Namen hörte, gab aber keine Antwort in ihrem Kauderwelsch.
    Mutter und Wandbrecher kamen herein. Offenbar hatten sie seine Stimme gehört. Mutter wirkte noch gebeugter, als er sie in Erinnerung hatte, und neue Falten hatten sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Aber vielleicht lag es auch nur am Licht, das durch den Türvorhang aus gestampftem Moos drang, dass er all das jetzt zum ersten Mal bemerkte.
    »Mein Stolperzunge, du bist wach!« Mehr Besorgnis als Freude lag in ihrer Stimme. »Schnell!«, sagte sie und streckte ihm eine Hand hin. »Schnell! Du musst aufstehen! Eine Abordnung der Krallenleute ist eingetroffen, um Fleisch zu tauschen. Speerauge will fünf Freiwillige. Fünf!«
    »Er kann kaum allein sitzen!«, sagte Wandbrecher. Auch er wirkte sehr besorgt, und dadurch wurde Stolperzunge klar, dass er Angst haben

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