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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Seine starrenden Blicke verursachten ihr anfangs Unbehagen, doch dann faszinierte ihn das Thema immer mehr, bis er aufgeregt auf seinem Sitz hüpfte und Stolperzunge grinsen musste, weil sein Bruder nun wieder der Alte zu sein schien.
    »Wenn sie nur dieses eine Metallding haben, dieses… nennen wir es einen Sprecher … ja, Sprecher klingt richtig. Aber wenn sie nur einen haben, wie können die Panzerrücken und ihre Freunde dann gleichzeitig in drei verschiedenen Gebieten sein und trotzdem zusammenarbeiten? Wenn der Häuptling der Panzerrücken mit dem Sprecher ein bestimmtes Gebiet verlässt, muss die Zusammenarbeit dort aufhören.«
    »Er b-b-braucht das Ding nur zur P-p-planung«, sagte Stolperzunge.
    »Stimmt.« Wandbrechers Lippen verzogen sich zu einem ehrlichen Lächeln. »Und wenn wir sie an einer Stelle angreifen, wo sie keinen Sprecher haben, können sie ihre Planung nicht schnell genug anpassen. So könnten wir ihnen wirklich Schaden zufügen.« Dann runzelte er die Stirn. »Sag mir, meine Frau, wenn sie mit Fliegern und Hüpfern sprechen können, können sie es dann auch mit anderen? Mit Bluthäuten oder Krallenleuten?«
    »Kann mit allen sprechen«, sagte Indrani. »Nicht deine Frau«, fügte sie hinzu.
    »Warum n-n-nicht auch mit uns?«, sagte Stolperzunge schnell. »Warum n-n-nicht auch mit den H-haarigen?«
    »Mein lieber Bruder«, sagte Wandbrecher in beinahe verächtlichem Tonfall, »wenn du alle zum Festmahl einlädst, ist niemand mehr übrig, den man essen könnte.« Er strich sich über das Kinn. »Vielleicht hat es doch keinen Sinn, sie anzugreifen. Was könnte sie daran hindern, ihre Verluste durch Bündnisse mit weiteren Völkern auszugleichen? Nein, unsere einzige Überlebenschance liegt darin, den Sprecher zu finden und an uns zu nehmen.« Wandbrecher wandte den Blick wieder Indrani zu. »Geh nach Hause, Frau«, sagte er.
    »Ich nicht deine Frau. Ich nie gesagt!«
    »Ich will allein mit meinem Bruder reden. Bis später, Indrani. Geh nach Hause.« Sie zog eine finstere Miene, aber dann ging sie.
    Wandbrecher starrte den jüngeren Mann an, bis Stolperzunge unruhig wurde. Ich habe nichts Falsches getan! Aber der Blick verharrte sehr lange auf ihm, mehrere zehntausend Herzschläge lang, wie es ihm vorkam.
    »Verheilen deine Wunden gut, Stolperzunge?«
    »S-sehr g-g-gut.« Stolperzunge entspannte sich ein wenig. »Ich l-l-laufe jeden T-tag.«
    »Gut«, sagte Wandbrecher. »Du wärst schon vor langer Zeit zum Freiwilligen geworden, wenn ich nicht in der Lage gewesen wäre, dich zu ernähren. Und Indrani. Viele Leute wollen, dass sie als Freiwillige ausgewählt wird, musst du wissen. Vor allem die Frauen. Aber ich habe sie aus Freundlichkeit geheiratet. Damit sie geschützt ist. Und damit du geschützt bist, weil sie eine große Begabung als Heilerin hat. Manche Leute würden es sehr komisch finden, wenn der Bruder des Häuptlings ihn nach allem, was geschehen ist, mit seiner eigenen Frau betrügen würde.« Wandbrecher lachte. »Manche Dummköpfe sagen sogar, dass du mich schon jetzt betrügst. Kannst du dir so etwas vorstellen, Stolperzunge? Sie sagen, du würdest hinter meinem Rücken über mich lachen!«
    »N-n-niemals!«
    »Warum nicht? Findest du sie etwa nicht hübsch?« Stolperzunge konnte nur den Blick abwenden. Wandbrecher erhob sich und stieß Stolperzunge mit beiden Händen zurück, so heftig, dass er gegen die Wand prallte und zu Boden rutschte.
    »Warum, Stolperzunge?«
    »Ich h-habe n-n-nicht …«
    »Ich habe auch gar nicht gesagt, dass du es getan hast.« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Aber du willst es. Nicht wahr? Warum immer meine Frauen, Stolperzunge? Ich hätte dem Vater jedes Mädchens, das du haben willst, den Brautpreis gezahlt. Aber nein. Immer nur meine Frauen. Zuerst Moosherz und nun die arme, unnatürliche Indrani. Man lacht über mich. Ich bin der einzige Häuptling, der den Stamm durch die schlimmen Zeiten führen kann, die uns bevorstehen. Aber ich kann nicht Häuptling sein, wenn ich zulasse, dass diese Geschichte mit Indrani weitergeht. Verstehst du das, Stolperzunge?«
    »W-w-willst du mich als F-f-freiwilligen …?«
    »Was glaubst du, mit wem du gerade redest?«, brüllte Wandbrecher ihn an. »Etwa mit Quetschfaust?«
    Dann beruhigte er sich wieder. »Keine schlechte Idee, Stolperzunge. Aber ich werde das Leben meiner Leute nicht aus selbstsüchtigen Gründen opfern. Mein Bruder wird nicht zum Freiwilligen, bevor er zu alt geworden ist, um

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