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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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an zu schluchzen. Eliza tätschelte ihr instinktiv den Rücken, wiegte sie hin und her und murmelte beruhigende Worte, wie es ihre Mutter früher bei ihr getan hatte.
    Dann schob sie Molly von sich und schüttelte sie sanft. »Sie werden also auf Ihren Partner warten und dann von hier verschwinden?«
    Sie nickte, und Eliza ging zur Tür. Molly flüsterte ihr hinterher: »Vielen Dank, wer immer Sie sind.«
    Als Eliza wieder auf den Flur trat, war noch immer das Gestöhne von unten zu hören. Vielleicht lag es am Gefühlsausbruch der Journalistin, jedenfalls überkam sie plötzlich ein schlechtes Gewissen wegen Constance, Devanes Nichte. Das Mädchen hatte Eliza einfach an sich gezogen und sie geküsst, hart und hungrig. Am liebsten hätte Eliza sich sofort losgerissen, denn Constances Zunge hatte verdächtig nach Laudanum geschmeckt. Doch erst später, als Devane sich gerade in den Wonnen seiner unschuldigen Nichte verlor, hatte Eliza das Weite gesucht. Wäre sie auch nur einen Augenblick länger geblieben, hätte er sie zweifelsohne als seine nächste Beute auserkoren.
    Abwärtsspirale – so hatten Harrys Fliegerfreunde es genannt. Zusammen mit ihm hatte sie sich eine Vorführung des künftigen Royal Imperial Aerocorps angesehen und sich dann im Pub des Flughafens zu den zwei stattlichen Herren gesellt, denen noch der Schmutz und Ruß ihrer Fluggeräte anhaftete. Sie hatten von der »Abwärtsspirale« gesprochen und ihnen erklärt, dass dieser Ausdruck verwendet wurde, wenn ein Fluggerät abstürzte und Pilot sowie Bordschütze von den enormen Fliehkräften in die Sitze gepresst ins Nichts trudelten.
    Und genau so fühlte Eliza sich im Augenblick. Wie in einer Abwärtsspirale. Wellington, Constance, Molly. Ein Abstieg in die Katastrophe. Nun musste sie – nicht Harry – das Licht der Hoffnung auf stürmischer See sein. Molly hatte eine Chance, wenn auch nur eine geringe. Aber Constance? Das arme Mädchen würde ihren Trost wahrscheinlich im Laudanum finden, fraglos bereitgestellt von der lieben Tante Olivia.
    Und Wellington , dachte sie, als sie die Tür zu ihrem Zimmer erreichte. Was ist mit Wellington?
    Sie erinnerte sich, einen von Harrys Fliegerfreunden gefragt zu haben: »Wie kommen Sie denn aus so einer Abwärtsspirale heil wieder heraus?«
    Er hatte gelacht und geantwortet: »Man fliegt die Spirale und hofft, dass Gott ein Wunder geschehen lässt.«
    Selbst nachdem Eliza den Weg ins Bett gefunden hatte, fühlte sie sich noch immer, als trudelte sie in die Tiefe. Neben ihr lag Wellington und schlief. Alsbald quälte sie ein völlig anderer Gedanke: Es verlangte sie nach der Umarmung eines Mannes. Natürlich sehnte sie sich nach Harry, doch die Gelegenheit war vertan. Nun blieb ihr nur noch Wellington Books. Ein Mann aus eben jenen elitären Kreisen, in die sie sich eingeschleust hatten. Ein Agent ohne jegliche Einsatzerfahrung. Ein Mann, der ihren Reizen gegenüber standhaft blieb. Und dennoch, falls er sich jetzt zu ihr umdrehen sollte und sie einfach festhielte, sie beschützte, wäre die ganze Situation um einiges erträglicher.
    Doch die Gestalt, die so nah und doch so fern neben ihr schlummerte, fing an zu schnarchen.
    Eliza hielt sich die Augen zu.
    Ja, definitiv eine Abwärtsspirale. Allerdings hatte sie nicht vor, sich davon entmutigen zu lassen. Sie – Eliza D. Braun, nicht Gott im Himmel – würde ihnen allen beistehen.
    Und an diese Überzeugung klammerte sie sich, während sie unaufhaltsam in den bleiernen Schlaf der Erschöpfung glitt. Wellingtons Schnarchen hätte sie eigentlich wach halten müssen, doch schon spürte sie, wie die Dunkelheit sie umfing. Die Dunkelheit und ein grässliches Schwindelgefühl. Ein letzter flüchtiger Gedanke huschte noch durch Elizas Bewusstsein – vielleicht ein stilles Flehen um nicht allzu grausame Träume. Sie hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und brauchte dringend Ruhe – und gewiss keine Nacht voller Albträume, die ihr schreckliche Situationen bescherten oder ihr vorhielten, wen sie wann und wo im Stich gelassen hatte.
    Doch statt nächtlicher Schrecken bekam sie die Wärme der Sonne und das Beben des Bettes zu spüren. Statt von unterbewussten Bildern aus dem Schlaf gerissen zu werden, wurde Eliza von Wellington Books geweckt. Es kam ihr vor, als hätte sie sich eben erst hingelegt, aber da war er tatsächlich: der Morgen. Sie hatte die Nacht also überstanden.
    Eliza schlug die Augen auf und konnte durch den Nebel des sich verflüchtigenden

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