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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Schlafes gerade noch beobachten, wie ihr Partner hinter dem Wandschirm verschwand, um sich anzukleiden.
    Der ach so züchtige Mr. Books, dachte sie bei sich, und das, obwohl wir die Nacht unter derselben Decke verbracht haben!
    Dabei hatte nicht einmal er die Notwendigkeit, das Bett zu teilen, leugnen wollen. Wenngleich es ihnen schwergefallen wäre, einem frühmorgendlichen Zimmermädchen zu erklären, warum jeder auf der äußersten Bettkante lag.
    Das war es jedoch nicht, was ihr Sorgen bereitete. Eliza fragte sich vielmehr, was er wohl für eine Vorstellung vom Verlauf des gestrigen Abends haben mochte. Höchstwahrscheinlich malte er sich alles viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit gewesen war. Mutmaßung hin oder her, Eliza fühlte Groll in sich aufsteigen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie sich hinreißen ließ, ihn von seinen Fantasien zu erlösen.
    Sollte er sie doch ruhig für ein Flittchen halten, wenn er unbedingt wollte. Das spielte für sie überhaupt keine Rolle.
    Oder doch?
    Eliza wusste zumindest, dass sie gestern Abend eine gute Tat vollbracht hatte, und da konnte Wellington Books noch so viele abfällige Bemerkungen von sich geben. Die törichten Journalisten sollten mittlerweile auf dem Weg nach London sein, und letzten Endes war es kaum von Belang, was sie über die Gesellschaft des Phönix schreiben würden. Bevor etwas von alledem an die Öffentlichkeit gelangte, hätten sie und Wellington den Fall längst abgeschlossen.
    Wenn Elizas schauspielerische Fähigkeiten der Musterung standgehalten hatten, sollte diese abscheuliche Bruderschaft die St. Johns für akzeptabel befunden haben. Mit einem Seufzer rollte Eliza sich auf die Seite und kehrte dem Wandschirm den Rücken, hinter dem Wellington noch immer sein Possenspiel der Schicklichkeiten aufführte. Obwohl er in seinen Gepflogenheiten dermaßen festgefahren war, erwies er sich in seiner Rolle als bemerkenswert versiert. Das gab ihr zu denken und faszinierte sie gleichzeitig.
    Sie schob das Bettzeug von den Schultern und schaute sich um. Heute sollte die Jagd stattfinden, und Eliza war fest entschlossen, auch weiterhin die stumme, servile Gattin zu spielen. Doch eine Waffe in ihren Händen … würde für sie gewiss eine enorme Versuchung darstellen. Insbesondere da die Person, die Harrys Ermordung angeordnet hatte, nur einen Schuss weit von ihr entfernt war.
    Wellington trat hinter dem Paravent hervor, dem Anlass entsprechend gekleidet in grünem Tweed, die kurzen Hosenbeine in lange Wollsocken gestopft. Sein Bart glänzte in der Morgensonne, und für einen Moment sah er aus wie einer dieser Scherenschnitte, die bei jeder Mittelschichtfamilie an der Wand hingen: der Inbegriff englischer Normalität. Offensichtlich hatte er noch nicht bemerkt, dass sie wach war. Diese Fähigkeit, sich schlafend zu stellen, beherrschte Eliza bereits seit ihrer Kindheit, was sich damals als unentbehrlich für das Überstehen der Schulzeit herausgestellt hatte.
    Daher nutzte sie die günstige Gelegenheit, Wellington eine Weile dabei zu beobachten, wie er auf Zehenspitzen im Raum umherschlich. Dieser Augenblick, in dem er sich gänzlich unbeobachtet fühlte, war einfach fabelhaft – er wirkte vollkommen entspannt, selbst als er vor der Frisierkommode stand und seine Krawatte zurechtrückte. Merkwürdig – angesichts ihrer derzeitigen Situation.
    Ihn zwischen den Wimpern hindurch weiter beobachtend, führte Eliza ein Experiment durch. Sowie sie leise stöhnte, um ihr Aufwachen vorzutäuschen, nahm Wellington ruckartig eine steife Haltung an. Konnte es sein, dass er Angst vor Frauen hatte – oder nur vor ihr?
    Sie setzte sich im Bett auf, in einem ihrer Meinung nach sittsamen Leinenhemdchen, doch er wandte den Blick so abrupt ab, als wäre sie splitterfasernackt. Dabei war es nicht einmal so, als hätte sie die Sonne im Rücken. Den meisten Männern wäre jede Möglichkeit recht gewesen, so viel wie möglich von ihr zu sehen. Harry hatte jedenfalls keine Gelegenheit ausgelassen.
    Nein, ermahnte sie sich. Denk nicht an Harry – noch nicht.
    Wellington zupfte an seinem Hemdkragen herum, während er sie argwöhnisch im Spiegel betrachtete. Dann ging er zum Phonographen hinüber und legte eine Musikwalze ein, um ihren bevorstehenden Streit zu übertönen. Und dass es zum Streit kommen würde, stand außer Frage – und der Refrain von »The Moon Has Raised Her Lamp Above« würde als Instrumentierung dienen.
    »Ich möchte mich für gestern Abend entschuldigen,

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