Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Anstecksträußchen aus zwei weißen Rosen und Maiglöckchen. Derweil Eliza wie erstarrt dastand, versuchte Wellington, das kleine Geschenk an ihrer Jacke zu befestigen.
»Gewiss, es ist keine Kette aus Diamanten, aber ich dachte, es könnte Ihnen dennoch gefallen.« Wellington stach sich mindestens einmal, bevor er das Sträußchen an ihrem Revers angebracht hatte. »Und unter Partnern ist es ein weitaus passenderes Geschenk. Ich habe sie von einem kleinen Mädchen an einer Straßenecke gekauft, und ich hoffte, sie würden Ihnen … ein klein wenig Freude bereiten.«
Eliza blickte auf das Anstecksträußchen hinab. Offensichtlich hatte er nicht den leisesten Schimmer, was diese Blumen bedeuteten. Der Archivar war kein Anhänger der edlen Künste, ihn faszinierten vielmehr dampf- und zahnradbetriebene Maschinen als etwas derart Banales wie die Sprache der Blumen.
Verlässlichkeit. Holdseligkeit. Ich bin deiner würdig.
Soso, ein weitaus passenderes Geschenk unter Partnern also.
Doch anstatt dies zu kommentieren, biss sie sich auf die Zunge und richtete ihre Konzentration auf etwas, dessen sie sich sicher war: Während sie Harry beweinte, hatte Wellington dem Direktor Bericht über ihre Aktivitäten auf dem Havelock’schen Anwesen erstattet.
»Ich bin geradewegs nach meinem Treffen mit Dr. Sound hierhergekommen, daher habe ich noch nicht prüf…«
»Ihren Anweisungen entsprechend, habe ich die Phantasmagorie abgebaut. Der Täuschungsapparat ist gut verpackt und in der Krypta verborgen, neben ein paar anderen toten Fällen. Niemand wird ihn bemerken.«
Er nickte. »Oh, gut. Nun denn … « Wellington räusperte sich und spähte über seine Brille. »Meinen Anweisungen entsprechend?«
»Buchstabengetreu.« Eliza kicherte. »Ich habe es mir allerdings ein oder zwei Minuten lang angesehen, bevor ich es abgebaut habe. Ein ziemlich raffiniertes Gerät hatten Sie da im Einsatz, Welly. Hut ab!« Sie legte den Kopf schräg. »Ist das der Grund, warum Sie geradewegs hierhergekommen sind?«
Er umfasste den silbernen Griff seines Gehstocks, klopfte mit diesem einige Male leicht auf den Bürgersteig und sagte schließlich: »Ich bin hier, um Sie sicher nach Hause zu geleiten.«
Über diese drollige Begründung und den ihr dargebotenen Arm hätte Eliza noch vor wenigen Wochen schallend gelacht. Die Dinge hatten sich jedoch geändert. Statt angesichts der Galanterie ihres Partners die Stacheln aufzustellen, hakte Eliza sich bei ihm ein. »Sehr freundlich von Ihnen, Mr. Books.«
Gemeinsam drehten sie sich um und gingen die Straße entlang, im Schatten der Bäume, die ein wenig Schutz vor der unbarmherzigen Hitze boten.
An der nächsten Ecke hielt gerade ein fahrender Eismann, der pro Kugel nur einen Penny verlangte, und wurde bereits von den lachenden Sieben des Ministeriums umringt. Das winzige Gefährt war nicht viel größer als ein Kinderdreirad, aber die kleine Karre, die es hinter sich herzog, war mit allerlei Schläuchen und Ventilen und sogar einem Abluftrohr versehen, das die Kinder mit einem kühlen Luftschwall anblies und mit Schnee bestäubte. Rasch fanden sich noch weitere Kinder ein, die allesamt vor Vergnügen kreischten, sobald die kurze Erinnerung an einen fernen Winter über ihre Haut strich. Nebst dem magischen Schauspiel irregeleiteter Jahreszeiten hatte der Karren obendrein eine köstliche Miniaturdampforgel zu bieten – ihre flotte Melodie spielte im selben Rhythmus wie das kontinuierlich klickende Räderwerk. Die Musik, das Gelächter der Kinder und die Freundlichkeit des Verkäufers waren Balsam für Elizas arg zerschundene Seele.
»Raffiniert«, bemerkte Wellington mit kindlichem Staunen. »Das Abluftrohr gestattet nicht nur ein Ablassen des überschüssigen Drucks, es ermöglicht zudem die Kühlung der Fracht.«
Angesichts seiner analytischen Feststellung schüttelte Eliza den Kopf. »Und es ist ein Heidenspaß für die Kinder.«
Er legte die Stirn in Falten, dann schaute er wieder zu den jauchzenden Kindern hinüber. »Ja, richtig, das ist es wohl.«
»Wellington Thornhill Books«, schalt sie, »ich mache mir wirklich Sorgen, Sie könnten ein hoffnungsloser Fall sein.«
»Tatsächlich?« Er hielt einen Moment inne, betrachtete das Gefährt und schniefte kurz. »Würde ein kleines Eis Ihr Vertrauen in mich wiederherstellen?«
Eliza zog lächelnd einen Mundwinkel hoch und zupfte an seinem Ärmel. »Das ist immerhin ein Anfang.«
Gemeinsam sahen sie zu, wie Serena auf und ab hüpfte, bis
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