Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
Vom Netzwerk:
Books, Sie wissen ganz genau, worauf ich hinauswill.« Eliza grinste schief und zuckte die Achseln. »Warum übernehmen wir nicht diese Fälle?«
    Es war ihr Ernst.
    »Weil das nicht zu unseren Aufgaben gehört, Miss Braun«, erklärte Wellington. »Wir haben unsere Befehle und unsere Verantwortung gegenüber dem Ministerium, und weder das eine noch das andere beinhaltet eine Untersuchung dieser Fälle. Ihr Ungehorsam im Außeneinsatz hat Sie ins Archiv gebracht. Was glauben Sie, wohin Sie eine neuerliche Unbotmäßigkeit führen würde?«
    Braun richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Vielleicht lag es an dem bernsteinfarbenen Leuchten im Raum oder an Wellingtons gebückter Haltung über der Beweiskiste, aber der Anblick von Eliza D. Braun verstörte ihn. Ihre Augen wurden schmal, bekamen eine Art Überlebenskämpferblick, als gäbe sie Wellington das stille Versprechen, jede Bedrohung ihres Postens im Ministerium – ohne mit der Wimper zu zucken – aus dem Weg zu räumen, ganz gleich, um was für einen Posten es sich dabei handelte.
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft bekam Wellington es wirklich mit der Angst zu tun.
    »Ich wollte lediglich vorschlagen«, fuhr er fort, nachdem der peinliche Augenblick verstrichen war, »dass Sie das alles noch einmal überdenken, was immer es ist, das Sie da erwägen, denn ich glaube, wenn Ihnen Ihre Stellung im Ministerium nicht wichtig wäre, hätten Sie Dr. Sound, als er Sie dem Archiv zuteilte, vermutlich gesagt, er solle ›Leine ziehen‹.«
    Er schluckte, schloss die Akte in seinen Händen und hoffte, diese merkwürdige Furcht würde endlich nachlassen. Sie tat es nicht.
    »Desgleichen, Miss Braun, hege ich keinesfalls den Wunsch, an einem Verhalten teilzuhaben, das meine Position hier komplizieren oder gar gefährden könnte.«
    Als Wellington die Fallakte erneut aufschlug, fiel sein Blick auf das Datum: 7. Mai 1893. Hmm, ein jüngerer Fall, dachte er. Sofort überflog er das Schriftstück nach dem Namen des leitenden Ermittlers. Doch die Notizen waren nur schwer zu entziffern, da die Handschrift des Agenten eher dem wilden Gekritzel eines Kindes gleichkam. Der Agent musste es wohl sehr eilig gehabt haben, und nach der hektischen Schrift zu urteilen, war er fest entschlossen gewesen, seine Gedanken auf Papier festzuhalten, bevor sie ihm entglitten.
    Lautes Gepolter ließ ihn zusammenfahren, ein spitzer Aufschrei hallte noch durch den Raum. Erschrocken sah Wellington zu seiner Kollegin auf. Sie stand vor ihm und hielt mit beiden Händen eine Kiste, die sie anscheinend gerade erst vom Tisch gehoben hatte. Der Boden der Kiste und deren Inhalt bedeckten nun einen Teil des Tisches und Brauns Füße: sämtliche Papiere und Beweisstücke lagen vor ihnen verstreut.
    »Chaos und Durcheinander liegen Ihnen einfach im Blut, nicht wahr, Miss Braun?« Er kochte innerlich.
    Sie warf den Rahmen beiseite. »Ich wollte sie nur ein wenig näher heranholen, Welly. Diese beiden Kisten sind – Entschuldigung, waren – mit demselben Jahr beschriftet. Es waren so viele Akten darin, wie sonst die Fälle eines Vierteljahres benötigen, aber der Aufschrift zufolge gehören sie allesamt zu ein und demselben.«
    Brauns Augen wurden eine Spur schmaler, als sie nach einer Akte griff, die auf ihrem Fuß lag. Wellington richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine eigene. Er nahm den Geruch von alterndem Papier, abgenutztem Leder und dem Öl in der Beleuchtungsrinne wahr, und dieses Potpourri klärte seinen Verstand. Er blätterte weiter vor und musste feststellen, dass die Handschrift immer unleserlicher wurde.
    Zumindest für ihn war sie unleserlich. Denn als ihn das Rascheln hastig umgeblätterter Seiten erneut von seiner Lektüre ablenkte, sah er, dass Agentin Braun mit dem Gekritzel offensichtlich sehr gut zurechtkam. Dabei behandelte sie das Papier dermaßen schroff, dass die Seiten sich beinahe freiwillig aus der Bindung lösten. Sie versuchte nicht einmal, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen. Sie kannte diese Handschrift bestens.
    Dann wandte er den Blick von Brauns seltsamer Miene ab und betrachtete den Anhänger, der von einer Kette zwischen ihren Fingern baumelte.
    »Miss Braun?« Abrupt hob sie den Kopf. »Sie kennen diese Handschrift?«
    Es hätte auch ein Streich des Lichts sein können, aber Wellington meinte zu sehen, dass Braun für einen Moment erschauderte. Sie blinzelte kräftig, und nachdem sie einmal tief eingeatmet hatte, füllte ihre Stimme den Raum, obwohl sie nur

Weitere Kostenlose Bücher