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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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ausdrucksloser Stimme und dachte an die vielen Hundert Arbeiter, die hier geschuftet hatten. »Selbst einige Teile aus Gusseisen sind geschmolzen. Kaum zu glauben, dass ein einziges Feuer so viel Schaden anrichten kann.«
    Wellington fragte: »Konnte es das wirklich?«
    »Das hängt von den verwendeten Chemikalien ab, von der Art des Brandsatzes und vom Geschick des Brandstifters.«
    »Sie vermuten Brandstiftung?«
    »Als ich davon hörte, dass die Fabrik kurz nach Harrys Verschwinden in Flammen aufgegangen war, kam mir das verdächtig vor. Als ich versuchte, seine Schritte nachzuvollziehen und in meiner Freizeit weitere Recherchen anzustellen, wimmelte es hier nur so von Gesetzeshütern, die die Gießerei rund um die Uhr bewachten.«
    »Eine ausgebrannte Gießerei bewachen? Rund um die Uhr?«
    »Von da an kam mir Harrys Vermutung, dass hier ›etwas Größeres‹ im Gange war, durchaus glaubwürdig vor. Nach meiner Rückkehr ins Ministerium hat Dr. Sound dann angefangen, mich zu Einsätzen in entlegenere Gebiete zu schicken. Reines Ablenkungsmanöver.« Eliza schaute nach links und rechts und deutete dann nach vorn. »Schnüffeln wir doch ein wenig herum.«
    »Da wartet ein ordentliches Stück Arbeit auf uns«, bemerkte er. »Ich kümmere mich um den hinteren Teil, Sie um den vorderen.«
    Eins musste sie Books lassen: Trotz seiner tadellosen Kleidung beklagte er sich mit keinem Wort über ihren Vorschlag, in einer rußgeschwärzten Ruine herumzustöbern. Ein Gentleman, dem es nichts ausmachte, schmutzig zu werden? Eliza amüsierte es, wie attraktiv sie diese Eigenschaft an ihm fand.
    Dann konzentrierte sie sich auf ihre Aufgabe und nahm, was von der Gießerei noch übrig war, genauer in Augenschein. Wellington hatte recht: ein ordentliches Stück Arbeit. Die Aufgabe schien dermaßen erdrückend, dass sie eine Gänsehaut bekam. Es kribbelte ihr unter der Haut. Hier war etwas. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie es direkt vor der Nase hatte. Sie ging zu einer schuttfreien Stelle, und aus dem Kribbeln wurde ein Brennen. Die Antwort lag vor ihr. Eliza hielt inne und schloss die Augen. Es war kein zufälliger Brand gewesen, das hatte sie dank ihrer langjährigen Erfahrung mit Dynamit und Feuer im Grunde sofort gewusst und auch Wellington gegenüber erwähnt. Doch sie konnte nicht sehen, was es zu sehen gab. Woher kam diese Mauer, die ihr die Sicht versperrte und sie hinderte, einen Schritt weiter zu kommen?
    Ich bin zu nah dran, dachte sie und riss die Augen auf.
    Bei diesem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen, aber die Wahrheit lag auf der Hand. Sie war zu nah dran. Sowohl am Tatort als auch in Bezug auf die Hintergründe ihrer Ermittlung. So rächte sich ihr Aha-Erlebnis. Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich wieder zu Wellington um.
    Als sie ihm gerade vorschlagen wollte, ins Archiv zurückzukehren, sah Eliza, was er nicht sehen konnte. Von ihrem Standort aus eröffnete sich ihr eine gute Sicht auf die Schmelzöfen, und dieser Bereich war schwerer verbrannt, als der, wo sie stand. Das war also der Brandherd der Gießerei gewesen: die Schmelzöfen. Die Energiequelle der Fabrikanlage hatte nicht etwa auf das Feuer reagiert, sondern war sein Ursprung gewesen. Da hatte jemand absolut sichergehen wollen, dass hier alles in Rauch aufging. Eliza zeichnete mit dem Zeigefinger in der Luft das Brandmuster auf dem Mauerwerk nach, das Aufschluss über die Wirkung des Brandbeschleunigers gab. Leider hatte der Regen längst alle Gerüche weggespült, die ihr hätten helfen können, den Brandbeschleuniger genau zu bestimmen.
    Industrieunfälle wurden nur selten untersucht – insbesondere wenn die richtigen Familien die richtigen Worte kannten und sie in die richtigen Ohren flüsterten. So funktionierte die Welt eben. Abgesehen von diesem Beweis für Fremdeinwirkung, gab es hier nichts als zerstörte und verkohlte Gerätschaften, von denen sie die meisten nicht einmal hätte benennen können, wenn sie unversehrt gewesen wären.
    Eliza reckte gerade den Hals, um nach Books Ausschau zu halten, als sie ihn rufen hörte. Bei seinem Tonfall rannte sie sofort los. Ihr Herz raste, da hörte sie ihn erneut. »Miss Braun!«
    Er musste in einem der großen Lagerräume sein. Die Tür war verkohlt und hing schief in den Angeln. Eliza atmete tief ein. Sie griff durch die Rückenschlitze ihres Mantels, holte die Revolver hervor und spannte sie. Dann trat sie die Tür auf.
    Aus dem Halbdunkel blinzelte Books sie und die Waffen an. Er war

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