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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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ganz in Ihrem Element sein werden, fahre ich nach Charing Cross. Mal sehen, ob ich ein wenig mehr über unseren Dr. Smith herausfinden kann. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Selbstverständlich, Miss Braun.«
    Sie nickte und schaute dann auf die Themse, die langsam an ihnen vorbeifloss. Mit einer gehörigen Portion Glück würde das »Umhören« den Einsatz ihrer anderen Talente nicht erforderlich machen.

Kapitel 13
    In welchem Agentin Braun neue Freunde gewinnt und dabei ein tüchtiges Tohuwabohu anrichtet
    Es tut so gut, wieder draußen unterwegs zu sein und durch Londons Straßen zu laufen, dachte Eliza, als sie in der Gasse gegenüber vom Royal Hospital stand. Sie lächelte sogar. Kein gekünsteltes, höfliches Lächeln, das man im Büro aufsetzt, sondern ein waschechtes Lächeln des Glücks und der Freude. Im Allgemeinen schätzte sie diese Art von Beinarbeit mit den langen Phasen des Nichtstuns am wenigsten, aber nach wochenlangem Bürodienst genoss sie den Moment. Ein ungewöhnlich dicker Nebel waberte von der Themse her durch Londons Straßen, und das machte die Situation in ihren Augen nahezu perfekt.
    Whitechapel gehörte gewiss nicht zu den Gegenden, in denen sich Leute wie Wellington Books wohlfühlten, erst recht nicht bei Nacht, aber ihr war das Viertel vertraut. Sie und Harry hatten hier einen Großteil ihrer Zeit verbracht, da sich viele Eigenartige Vorkommnisse in den beengten Häusern und schmalen Gassen dieses Teils von London ereigneten. Whitechapel war wie ein toter Winkel der Stadt, von der Oberschicht vergessen und verschmäht, voller Unruhestifter, Sozialisten, Halsabschneider und Straßenhuren. Es war dreckig, gefährlich und klamm.
    Und nach der Zeit im Archiv fühlte es sich außerdem an wie ein wohliges Heim, das sie willkommen hieß.
    Eliza fischte eine warme Kastanie aus dem kleinen Beutel, den sie bei einem Straßenverkäufer erworben hatte, schob sie sich in den Mund und kaute genüsslich. Auf der anderen Straßenseite konnte sie trotz des Nebels, der alles in ein diffuses Licht hüllte, noch die imposante Ziegelsteinfassade des Krankenhauses ausmachen und Leute kommen und gehen sehen.
    Wenn man Informationen über eine erst kürzlich verstorbene Person sammelte, gab es stets einen Zeitpunkt, wo mutmaßliche Ungereimtheiten leichter aufzudecken waren, für gewöhnlich innerhalb der ersten zwei Tage. Denn da befanden sich Geliebte, Feinde und Kollegen in einer Art Schockzustand und waren noch nicht imstande, dem Verblichenen einen Schleier der Ehrbarkeit überzuwerfen. Im vollen Bewusstsein dieses Vorteils hatte Eliza ihren Handstreich auf jene vorbereitet, die der Tod des kürzlich in die Luft gesprengten Dr. Christopher Smith berührte.
    Von ihrem alten Büro aus hätte sie ohne Weiteres auf das Themse-Rohrpostsystem zugreifen können, um die grundlegenden Dinge in Erfahrung zu bringen; aber wenn sie in der Zentrale auf das Eintreffen des an sie adressierten Zylinders wartete, würden sich die Kollegen Fragen stellen und – was wenig hilfreich wäre – von ihr wissen wollen, was sie eigentlich im Schilde führte. Daher hatte sie den Nachmittag damit verbracht, in die Rolle einer Journalistin zu schlüpfen, die Nachforschungen über die Tragödie von Charing Cross anstellte. Ihre Tarnung verschaffte ihr Zutritt zu behördlichen Verwaltungsdaten, und denen hatte sie entnehmen können, dass Smith ledig gewesen war, bereits in jungen Jahren seine Eltern verloren und keine Geschwister gehabt hatte. Darüber hinaus nichts.
    Dann fand sie heraus, dass er seine Assistenzzeit im Royal Hospital abgeleistet hatte. Das war keine Überraschung, sondern eher eine Bestätigung dafür, dass der Tod des Doktors mit Whitechapel in Verbindung stand. Die weiterführenden Informationen mussten hinter dieser Ziegelsteinfassade liegen.
    Nachdem sie alle Kastanien aufgegessen hatte, zerknüllte sie die Tüte und stopfte sie in ihre Tasche. Unter ihrem Umhang hatte sich das Messing der Plures-ornamentum -Waffe endlich erwärmt. Der Umstand, dass sie ihre Lieblingswaffe wieder auf Londons Straßen mitnehmen konnte, war das Sahnehäubchen des heutigen Abends. Diese technische Neuheit hatte sie eine Verabredung mit Axelrod gekostet, demjenigen der beiden Tüftler aus der Entwicklungsabteilung, der weniger unerträglich war. Doch die Waffe entschädigte sie voll und ganz für dieses Opfer. Es war eine wahre Freude, sie in die Hand zu nehmen oder, genauer gesagt, den Arm hineinzustecken. Die Plures ornamentum

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