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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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anderen Adressen passte, denn die gehörten entweder zu erstklassigen Residenzen oder zu den üblichen Fahrgastzielen wie Teesalons, Theatern und Arboreten. Die Ashton-Gießerei würde sie wohl niemals vergessen können.
    »Da drüben.« Eliza deutete auf den Fluss. »Dort haben wir das letzte Opfer gefunden – es hatte keinen einzigen Tropfen Blut mehr im Leib. Der Mörder hatte einfach Pech. Beim nächsten Ebbstrom hätte die Themse die Leiche davongetragen, aber glücklicherweise wurde sie von ein paar Schlammwühlern entdeckt.«
    »Schlammwühler? Die einen Leichnam in der Themse gemeldet haben?« Books bekam große Augen. Fluss- und Uferräuber fanden zwar regelmäßig irgendwelche Leichen, aber normalerweise entkleideten sie diese nur und warfen sie dann wieder in den Fluss.
    »Eine verarmte alte Witwe. Sie hat uns erzählt, die Tote hätte sie an ihre verstorbene Tochter erinnert. Also hat sie die Leiche aus dem Wasser geschleift.«
    »Seltsam.«
    »Auch die Armen, Mittellosen und Vergessenen haben Gefühle, müssen Sie wissen«, fuhr Eliza ihn an.
    Wellington runzelte die Stirn und nach einem kurzen Schnauben ging er – wie ein wahrer Gentleman – einfach darüber hinweg. Dann stapfte er an ihr vorbei, um die Reste der gewaltigen Schornsteine, die den Schauplatz nach wie vor überragten, genauer in Augenschein zu nehmen. »Ich habe in dem Bericht gelesen, dass Sie die Arbeiter der Gießerei befragt haben. Was würden Sie sagen, wie gründlich Sie dabei vorgegangen sind?«
    Eliza zog es vor, nicht aus der Haut zu fahren. Aber wofür hielt er sie eigentlich? »So gründlich, wie man es von einer guten Agentin erwarten darf«, erwiderte sie und machte sich auf den Weg in die Ruine. »Sie hatten nicht viel zu sagen – sie waren kaum mehr als Sklaven. Arme Geschöpfe.«
    »Und die Eigentümer?« Wagemutig stakste Books hinter ihr her.
    Eliza schnaubte verächtlich. »Als wären Harry und ich überhaupt bis in die Führungsetage vorgedrungen. Es schien der Mühe nicht wert zu sein, da die Eigentümer ihre Verantwortung für die Gießerei an ein paar wirklich rücksichtslose Geschäftsführer abgegeben hatten. Natürlich behaupteten die, rein gar nichts gehört zu haben.«
    »Was wahrscheinlich sogar der Wahrheit entsprach. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Fabrik im laufenden Betrieb ein gewaltiges Getöse gemacht hat.«
    Eliza hielt inne. Die Gesichter der Arbeiter – rot im flackernden Schein der Schmelzöfen, schmuddelig und ausdruckslos, ohne jede Hoffnung – hatten bei ihr einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen als das bleiche Gesicht der toten jungen Frau.
    »Das ist wohl wahr.«
    Bei einem Blick über die Schulter bemerkte sie, dass Books anscheinend ein wenig unsicher auf den Beinen war. »Sie hätten mit mir frühstücken sollen, Welly. Alice macht das beste Rührei in ganz London. Damit wären Sie für diese Art von Marsch gestärkt gewesen.«
    »Alice?« Er blieb stehen und starrte sie an. Stellte er sich etwa vor, sie hätte eine weibliche Gefährtin? Was ging ihm gerade durch den Kopf?
    »Meine Haushälterin.«
    »Sie haben … « Books legte die Stirn in Falten. »Ach so … ich verstehe.«
    Eliza verzog den Mund zu einem herablassenden Lächeln und ging in ihrem eigenen Tempo über das eingestürzte Mauerwerk voran, da sie plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, den Abstand zwischen sich und Books zu vergrößern. So charmant er auch sein konnte, und es gab durchaus Momente, da sie dies nicht leugnen würde, mangelte es Wellington Books doch ernsthaft an Taktgefühl. Er hatte schlechthin nicht damit gerechnet, dass sie sich eine Wirtschafterin leisten konnte. Offensichtlich war sie von ihm einfach als »mittellose Kolonistin« abgestempelt worden, und dabei wusste er nicht das Geringste über ihre Kindheit, ihre Erziehung. Gut, möglicherweise hatte ihr eigener Schliff im Laufe der Jahre ein wenig gelitten, aber die Mutmaßungen, die er anstellte, gingen entschieden zu weit.
    Andererseits bereitete es ihr ein diebisches Vergnügen, ihn zu verblüffen. Wie sehr sie sich doch wünschte, sie wäre bei vollem Bewusstsein gewesen, als er ihre Wohnung zum ersten Mal gesehen hatte.
    Sie drangen nun ins Innere der Fabrikruine vor. Überall zerstörte Maschinen und verstreute Gerätschaften, während im hinteren Teil des Gebäudes in dunklen Ecken die großen Schmelzöfen standen, mit offenen oder fehlenden Türen.
    »Das muss ein beträchtlicher Brand gewesen sein«, bemerkte Eliza mit

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