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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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nicht.
    »Der Pfarrer
hat gesagt, Sie wollen ein paar Fragen stellen.« Die Stimme klang kalt, uns
trennte nicht nur die Anonymität des Handys, sondern etwas tiefer Reichendes.
    »Ja«, sagte
ich, obwohl er keine Frage gestellt hatte.
    »Was wollen
Sie?«
    »Mary Knox.
Sie war eine –«
    »Das hat der
Pfarrer uns gesagt. Was wollen Sie?«
    »Hatte die IRA etwas mit
ihrem Verschwinden zu tun?«, fragte ich und merkte, dass die Leute am
Nebentisch mich mit offenen Mäulern anstarrten. Ich ging hinaus und tastete in
meiner Tasche nach den Zigaretten, während ich sprach.
    »Nein.«
    »Sind Sie
sicher?« Keine Antwort. »Was ist mit Ratsy Donaghey? War er einer von euch?«
    »Das ist
bekannt, Devlin. Der Pfarrer hat mir gesagt –«
    »Also hatte
Ratsy Donaghey nichts mit Knox’ Verschwinden zu tun?«
    »Das habe ich
nicht gesagt. Wir haben das … Verschwinden von Mary Knox nicht gebilligt. Ob
ein abtrünniger Freiwilliger etwas damit zu tun hat, ist etwas ganz anderes.
Dafür übernehmen wir keinerlei Verantwortung. Ein solches Verhalten wirft ein
schlechtes Licht auf uns.«
    »Sie sind wohl
kaum in der Position für Moralpredigten«, begann ich.
    »Der Pfarrer
hat uns gesagt, Sie wären in Ordnung«, sagte die Stimme. »Er hat sich geirrt.
Ich kann verstehen, warum die Ihr Auto abgefackelt haben. Von uns haben Sie nichts
mehr zu erwarten.«
    »Warten Sie«,
sagte ich. »Was ist mit Johnny Cashell und Seamus Boyle?«
    »Sind Sie
eigentlich total blöd, Mann? Die haben doch alle zusammengearbeitet.« Dann war
die Leitung tot.
    Ich notierte
mir die Telefonnummer, die in meinem Display erschienen war, eine nordirische
Handynummer. Dann rief ich bei der An-Garda-Nachrichtentechnik an und bat
darum, den Besitzer des Handys zu ermitteln. Später rief man mich zurück und
sagte mir, die Nummer gehöre einer Zehnjährigen, die vor einigen Tagen gemeldet
hatte, sie habe das Handy in der Schule verloren.
    »Donaghey hat es getan«, sagte ich, nachdem
ich die Einzelheiten des Gesprächs an Williams weitergegeben hatte. »Er war
zwar bei der IRA , aber das hat er nicht für die IRA getan. Als er ins Drogengeschäft einstieg, haben sie
sich von ihm losgesagt. Aber er muss es gewesen sein.«
    »Und warum hat die RUC ihn dann nicht gefasst?« Die Royal Ulster Constabulary war der Vorgänger des PSNI gewesen.
    »Auslieferungsverfahren
waren in den 70ern ziemlich selten. Wahrscheinlich war es der Mühe nicht wert,
wenn sie nicht sicher waren, ob Irland ihn rausrückt. Außerdem mussten sie
beweisen, dass er es gewesen war. Wir müssen nichts beweisen. Uns reicht auch
erst mal ein Verdacht – mit dem wir weiterarbeiten können. Also, gehen wir mal
davon aus, dass Ratsy Donaghey sie umgebracht hat. Sagen wir, er hat ihren
Schmuck gestohlen. Das würde zu dem Kerl passen. Fünfundzwanzig Jahre später
wird bei ihm eingebrochen, und der Schmuck wird gestohlen. Es ist so viel Zeit
vergangen, dass er sich sicher fühlt. Niemand wird sich noch an einen dämlichen
Ring erinnern, denkt er. Und er muss was wert sein. Vielleicht wollte er, dass
die Versicherung ihn bezahlt. Irgendwann entdeckt aber irgendwie jemand den
Ring auf der Diebesgutliste und stellt die richtige Verbindung her. Ratsy wird
gefoltert und ermordet. Was, wenn es gar kein Konkurrenzding in der Drogenszene
war, wenn es gar nicht um den Ring ging? Was, wenn Ratsy gefoltert wurde, bis
er die Wahrheit über Mary Knox ausgespuckt hat? Was, wenn er Namen genannt hat?
Sagen wir, er nennt Cashell und Boyle. Kurz darauf sind Cashells Tochter und
Boyles Sohn tot, bei beiden taucht das Foto der toten Frau auf, und Cashell
trägt ihren Ring.«
    »Wie sind sie
an den Ring gekommen? Haben sie alle Juweliere abgeklappert, bis sie fündig
geworden sind? Haben sie ihn zu Whitey McKelvey zurückverfolgt, sich den Ring
geholt und ihn reingelegt? Keiner der Juweliere hat erwähnt, dass außer uns
jemand danach gefragt hätte, und das ist schließlich unser Job!«
    »Tja, wer
sonst hat Zugang zu den Diebesgutlisten?«
    »Lesen Sie
eigentlich Ihre E-Mails nicht? Es gibt wieder so eine neue Initiative – die
Diebesgutlisten werden auf den Internetseiten der einzelnen
An-Garda-Dienststellen veröffentlicht. Da hofft offenbar irgendjemand, dass die
Bürger unsere Arbeit machen. Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann diese
Listen einsehen.«
    »Stimmt«,
pflichtete ich ihr widerwillig bei. »Also sieht jemand den Ring auf einer
Liste; stellt die Verbindung zu Ratsy Donaghey her. Quetscht

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