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Bordeuax

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Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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als den Verkauf
meiner Firma unter Dach und Fach zu bringen.
     
    5
     
    Hast du Probleme, geh zu deiner
Mutter.
    Ich hatte zu viel zu tun in den
folgenden Wochen, um rauszufahren und Francis noch mal zu besuchen. Aber das
war wahrscheinlich nur eine Ausrede, eine halbe Stunde hier und da hätte ich
bestimmt erübrigen können, trotzdem, irgendwie habe ich es nie geschafft. Der
Verkauf des Unternehmens nahm mich völlig in Anspruch, eine Besprechung jagte
die andere. Es gab viel Theater auf Seiten der Anwälte. Einmal stürmte der
Käufer aus dem Raum und sagte, mit der nächsten Maschine würde er zurück nach
Houston fliegen; eine halbe Stunde später kam er wieder, witzelte und lachte
und tat so, als wäre nichts gewesen. Es war auch nichts gewesen, jemand änderte
in einem Absatz ein paar Worte, und die Verhandlung ging weiter. Tauchte ich
doch mal für wenige Stunden aus den Gesprächen auf, fühlte ich mich hundeelend.
Falls dieser Deal danebenging, würde ich den Wein nicht bekommen; und schlimmer
noch - wenn es überhaupt noch Schlimmeres gab -, die ganze Zeit dachte ich
daran, dass Catherine und Ed bald heiraten würden. Ich fing an, mir regelmäßig
die Times und den Daily Telegraph zu kaufen, für den Fall, dass in einer der beiden Zeitungen die
Hochzeitsanzeige abgedruckt war. Ich fand keine. Ich redete mit keinem meiner
Caerlyon-Freunde, ich rief keinen von ihnen an, und keiner von ihnen rief mich
an.
    Nur Teddy Shildon rief mich eines
Tages an, als ich gerade aus der Wohnung gehen wollte, um ins Büro zu fahren.
»Wilberforce«, sagte er. »Entschuldigen Sie die frühe Störung.«
    »Keine Ursache, Teddy«, sagte ich.
»Wie geht es Francis? Wir haben uns zwei Wochen nicht gesehen.« Ehrlich gesagt
waren es sechs Wochen.
    »Er baut rapide ab, der Arme.
Deswegen wollte ich Sie anrufen.«
    Ich wartete auf eine Erklärung.
    »Sie wissen, dass ich einer von
Francis' Testamentsvollstreckern bin.«
    »Ja, das hat er mir gesagt.«
    »Ich habe natürlich von Ihrem
großzügigen Angebot erfahren, die Hypothek, die auf Caerlyon lastet, zu
bezahlen und Francis' Weinsammlung zu übernehmen. Ich hoffe, ich habe das
richtig verstanden. Francis hat sich das nicht nur in seinen Träumen eingebildet,
oder?«
    »Nein, nein, das stimmt so.«
    Es folgte eine Pause, dann sagte
Teddy Shildon: »Eine etwas indiskrete Frage, aber ich muss sie trotzdem
stellen. Sobald Francis tot ist - und es wird nicht mehr lange dauern, bis es
so weit ist -, wird die Bank ihre Hypothek kündigen. Das heißt, Haus samt Einrichtung
wird bei einer Auktion versteigert. Sie müssen verstehen, es ist wirklich sehr
wichtig ...« Er ließ den Satz unvollendet, ich durfte ihn ergänzen: »... dass
das Geld auch da ist.«
    »Ganz genau.«
    »Teddy«, beruhigte ich ihn,
»natürlich lässt sich so etwas nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber so, wie
es im Moment aussieht, wird das Geld da sein. Wir hoffen, den Verkauf noch in
dieser Woche über die Bühne zu bringen.«
    »Sehr schön. Das wollte ich hören.
Gut gemacht. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Ja.«
    Ich wollte schon auflegen, da fügte
Teddy noch hinzu: »Der alte Simon Hartlepool ist auch in sehr schlechter
Verfassung. Wahrscheinlich werden wir zweimal innerhalb einer Woche hinter
einem Sarg hergehen müssen. Eine Sache wollte ich noch mit Ihnen besprechen,
Wilberforce. Als Francis' Testamentsvollstrecker bin ich auch für die
Trauerfeier verantwortlich. Ich dachte, man könnte nach der Beerdigung ein paar
Flaschen Wein öffnen, unten in der Gruft von Caerlyon, vorher etwas aufräumen,
dass man Platz hat, nett zusammensitzen und was trinken. Das wäre ein Abschied
ganz im Sinne von Francis, meinen Sie nicht auch?«
    Ich glaube nicht, dass Francis es
gerne gesehen hätte, wenn jemand in seinem Keller herumgestöbert und wahllos
seinen Wein getrunken hätte. Leider gehörte er mir noch nicht, so dass mir
nichts anderes übrig blieb, als auf den Vorschlag einzugehen. Ich sagte, das
sei eine schöne Idee, und legte auf, ärgerte mich aber gleichzeitig über mich
selbst, dass ich nicht den Mut aufgebracht hatte, Teddy zu sagen, es sei eine
Verschwendung von Francis' gutem Wein.
    Noch in der gleichen Woche wickelten
wir den Verkauf der Wilberforce Software Solutions ab. Nach den zähen
Verhandlungen und der ganzen Anspannung der zurückliegenden Wochen war der
eigentliche Höhepunkt enttäuschend. Wir saßen alle zusammen in dem großen
Konferenzraum der Anwaltskanzlei, während stapelweise

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