Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boris Pasternak

Boris Pasternak

Titel: Boris Pasternak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr Shiwago
Vom Netzwerk:
Finnenmesser? Damit schlitz ich ihm den
Bauch auf. Verstanden? Wir können jetzt nicht mehr zurück, und wie ihr's dreht
und wendet, auf uns wartet der Galgen. Wir müssen uns Vergebung verdienen. Wir
müssen ein Ding drehen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat, ganz einmalig.
Sie wollen ihn lebendig, gefesselt. Jetzt hören wir, ihr Anführer Gulewoi kommt
in diese Wälder.« (Er hatte den Namen falsch gehört, sie sagten es ihm, und er
verbesserte sich: General Galejew.) »Eine solche Gelegenheit kommt nicht
wieder. Dies sind seine Delegierten. Sie werden euch alles erklären. Sie wollen
ihn unbedingt lebendig und gefesselt. Ihr könnt sie selber fragen. Macht das,
wenn ihr wollt. Sagt ihnen was, Brüder.«
    Nun
sprachen die fremden Abgesandten. Shiwago verstand nicht ein einziges Wort. Da
das allgemeine Schweigen lange dauerte, konnte er sich vorstellen, wie
umständlich alles dargelegt wurde. Dann sprach wieder Gorasdych: »Habt ihr
gehört, Leute? Jetzt seht ihr selber, was wir für ein Goldstück erwischt haben,
was für ein Leckerhäppchen. Für solch einen Kerl sollen wir unsere Haut zu
Markte tragen? Ist das überhaupt ein Mensch? Ein verdorbener, verrückter
Halbwüchsiger ist das, ein Einsiedler. Wieher nicht so, Terescha! Was bleckst
du die Zähne, du Sodomit? Ich sag das nicht, damit du grienst. Ja. Der soll in
seiner Jugend Einsiedler gewesen sein. Wenn du dem folgst, macht er dich noch
zum Mönch und kastriert dich. Was will er uns einreden? Wir dulden in unserer
Mitte keine Zotenreißerei, Kampf dem Suff, Einstellung zu den Frauen. Kann man
so leben? Mein letztes Wort. Heute abend am Flußübergang, wo die Steine liegen.
Ich lock ihn in den Tannenwald. Dann alle Mann drauf. Mit dem fertig zu werden,
ist das eine Kunst? Ein Kinderspiel. Wo liegt der Haken? Sie wollen ihn
lebendig. Gefesselt. Wenn ich seh, das klappt nicht, erledige ich ihn, erwürg
ihn mit meinen Händen. Sie wollen uns ja Leute zu Hilfe schicken.«
    Der
Sprecher entwickelte den Verschwörungsplan weiter, doch er und die anderen
entfernten sich dabei, und Doktor Shiwago hörte nichts mehr.
    Sie reden
von Liweri, die Lumpen! dachte er entsetzt und entrüstet und vergaß dabei, wie
oft er selber seinen Quälgeist verflucht und ihm den Tod gewünscht hatte. Die
Strolche wollen ihn den Weißen ausliefern oder umbringen. Wie kann ich das
verhindern? Ob ich wie zufällig zu dem Feuer gehe und ohne Namensnennung
Kamennodworski verständige? Ich muß doch Liweri vor der Gefahr warnen.
    Kamennodworski
war nicht mehr bei dem Feuer. Es war niedergebrannt. Damit es nicht um sich
griff, wurde es von seinem Adjutanten bewacht.
    Aber es
kam nicht zu dem Anschlag. Er wurde unterbunden. Es stellte sich heraus, daß
die Führung von der Verschwörung gewußt hatte. Die Beteiligten wurden verhaftet.
Siwobljui hatte die Doppelrolle des Spitzels und des Anstifters gespielt.
Shiwago fand das Ganze scheußlich.
     
    Es wurde
bekannt, daß die Flüchtlingsfrauen mit den Kindern nur noch zwei Tagesmärsche
vor sich hatten. Auf dem Fuchswerder bereiteten sich alle auf das baldige
Wiedersehen mit ihren Angehörigen vor. Gleich darauf sollte abgerückt werden.
Doktor Shiwago ging zu Pamfil Palych.
    Er fand
ihn vor dem Zelteingang mit einer Axt in der Hand. Vor dem Zelt lag ein großer
Haufen junger Birken, die er gefällt hatte, da er Stangen brauchte. Behauen waren
sie noch nicht. Einige hatte er hier gefällt, sie waren mit vollem Gewicht
niedergebrochen und hatten die Spitzen der geknickten Aste ins feuchte
Erdreich gebohrt. Andere hatte er aus einiger Entfernung herbeigeschleppt und
obendrauf gepackt. Die gepreßten Zweige schwankten und federten, so daß die
Birken nicht fest auf der Erde und auch nicht fest aufeinander lagen. Wie mit
Armen wehrten sie sich gegen Palych, der sie gefällt hatte, und versperrten ihm
mit ihrem lebendigen Grün den Eingang ins Zelt.
    »Ich
erwarte liebe Gäste«, sagte Palych, um seine Beschäftigung zu erklären. »Für
meine Frau und die Kinder ist das Zelt zu niedrig. Außerdem regnet es durch.
Ich will es mit den Pfählen höher machen, darum habe ich die Birken
geschlagen.«
    »Du irrst
dich, Pamfil, wenn du meinst, sie lassen deine Familie mit dir im Zelt leben.
Wo hätte man je gesehen, daß Zivilisten, Frauen und Kinder, bei der Truppe wohnen
dürfen? Man wird sie irgendwo am Rand beim Troß unterbringen. Du wirst in
deiner Freizeit schön zu ihnen gehen müssen, wenn du sie sehen willst. In einem
Armeezelt? Wohl

Weitere Kostenlose Bücher