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Boris Pasternak

Boris Pasternak

Titel: Boris Pasternak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr Shiwago
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Birkenrinde,
zusammengerollt wie ein Stiefelschaft, breitete eine Bastmatte über den
Holzhaufen, schnürte eine Leine darum und ging dann neben dem Schlitten her zum
Schuppen der Mikulizyns.
    Wieder
wieherte das Pferd als Antwort auf ein deutliches Wiehern in der Ferne.
Shiwago horchte auf. Bei wem mag das sein? Wir haben doch geglaubt, in Warykino
wäre kein Mensch. Da müssen wir uns geirrt haben. Ihm kam nicht in den Sinn,
daß sie Besuch hatten und das andere Pferd im Vorgarten des Mikulizyn-Hauses
stand. Er führte den Falben hinten herum zu den Wirtschaftsgebäuden und konnte
so die Vorderseite des Hauses nicht sehen.
    Ohne sich
zu beeilen (wozu auch?), warf er das Holz vom Schlitten in den Schuppen,
spannte das Pferd aus, ließ den Schlitten im Schuppen stehen und führte das
Pferd in den ausgekühlten Pferdestall nebenan. Er brachte es in die letzte Box
rechts in der Ecke, wo es am wenigsten zog, holte aus dem Schuppen ein paar
Armvoll von dem restlichen Heu und häufte es in das schräge Holzgitter der
Futterraufe.
    Mit
innerer Unruhe ging er zum Haus. An der Treppe stand ein sehr breiter bequemer
Bauernschlitten, vor den ein gut herausgefütterter Rapphengst gespannt war. Ein
junger Mann ging um das Pferd herum, klopfte ihm auf die Flanken und untersuchte
seine Fesseln. Er sah genauso glatt und satt aus wie das Pferd und trug einen
guten Mantel.
    Im Haus
wurde gesprochen. Shiwago, der nichts hören wollte und konnte, blieb
unwillkürlich wie angewurzelt stehen. Ohne ein Wort zu verstehen, erkannte er
die Stimmen von Komarowski, Lara und Katenka. Wahrscheinlich waren sie gleich
im ersten Zimmer hinter der Haustür. Komarowski stritt mit Lara, und sie war,
nach dem Klang ihrer Antworten zu urteilen, aufgeregt, weinte, widersprach
heftig und stimmte dann auch wieder zu. An irgendwelchen Merkmalen glaubte
Shiwago zu erkennen, daß Komarowski das Gespräch eben auf ihn brachte, offenbar
in dem Sinne, daß er ein unsicherer Kantonist sei (»Diener zweier Herren«, ging
es Shiwago durch den Kopf), daß man nicht wissen könne, wer ihm lieber sei,
seine Familie oder Lara, und daß Lara sich nicht auf ihn verlassen dürfe, denn
wenn sie ihm vertraue, jage sie zwei Hasen gleichzeitig nach und setze sich
zwischen zwei Stühle. Doktor Shiwago ging ins Haus.
    Tatsächlich,
gleich im ersten Zimmer stand in einem fußlangen Pelzmantel Komarowski. Lara
zog Katenkas Pelzkragen zusammen, um den Haken in die Öse zu bringen. Sie war
ärgerlich auf die Tochter und schrie, sie solle nicht so herumzappeln, doch
Katenka jammerte: »Vorsichtig, Mama, du erwürgst mich ja.« Alle waren angekleidet
und reisefertig. Als Shiwago eintrat, stürzten ihm Lara und Komarowski
entgegen.
    »Wo warst
du denn so lange? Wir brauchen dich!«

»Guten
Tag, Juri Andrejewitsch! Trotz der Grobheiten, die wir uns letztes Mal an den
Kopf geworfen haben, bin ich schon wieder ungebeten hier, wie Sie sehen.«
    »Guten
Tag, Viktor Ippolitowitsch.«
    »Wo warst
du denn so lange? Hör dir an, was er zu sagen hat, und entscheide dann für
dich und mich. Wir haben keine Zeit. Wir müssen uns beeilen.«
    »Warum
stehen wir denn? Nehmen Sie Platz, Viktor Ippolitowitsch. Wo soll ich schon
gewesen sein, Lara? Du weißt doch, ich war Holz holen und habe noch das Pferd
versorgt. Viktor Ippolitowitsch, bitte nehmen Sie Platz.«
    »Du bist
nicht überrascht, du wunderst dich gar nicht? Wir haben bedauert, daß dieser
Mann abgereist war und wir sein Angebot nicht angenommen haben, und nun steht
er vor dir, und du staunst überhaupt nicht. Noch überraschender sind seine
jüngsten Neuigkeiten. Erzählen Sie, Viktor Ippolitowitsch.«
    »Ich weiß
nicht, was Larissa Fjodorowna meint, aber ich möchte folgendes sagen. Ich habe
absichtlich das Gerücht ausgestreut, ich wäre abgereist, bin aber noch ein
paar Tage geblieben, um Ihnen und Larissa Fjodorowna Zeit zu lassen, die von
uns berührten Fragen noch einmal zu überdenken und nach reiflichem Überlegen
vielleicht einen weniger überstürzten Entschluß zu fassen.«
    »Nun
dürfen wir es nicht mehr aufschieben. Zur Abreise ist jetzt der günstigste
Moment. Morgen früh. Aber Viktor Ippolitowitsch soll es dir lieber selbst
erzählen.«
    »Einen
Moment, Lara. Entschuldigen Sie, Viktor Ippolitowitsch. Warum stehen wir hier
im Mantel? Legen wir ab und setzen wir uns. Es ist immerhin ein ernsthaftes
Gespräch. Wir dürfen nichts übereilen. Verzeihung, Viktor Ippolitowitsch.
Unsere Streitereien berühren seelische

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