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Boris Pasternak

Boris Pasternak

Titel: Boris Pasternak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr Shiwago
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alle
gesund?«
    »Ja, ja, beruhige dich. Alles
in Ordnung. Es war dumm, was ich dir geschrieben habe. Verzeih. Aber wir müssen
miteinander reden. Warum hast du kein Telegramm geschickt? Markel trägt gleich
deine Sachen rein. Ach, ich verstehe, dich hat beunruhigt, daß nicht Jegorowna
geöffnet hat? Sie ist im Dorf.«
    »Du bist schmal geworden. Aber
so jung und schlank! Gleich schicke ich den Kutscher weg.«
    »Jegorowna will Mehl holen.
Die anderen habe ich entlassen. Wir haben nur eine Neue, die kennst du noch
nicht, Njuscha, Saschenkas Kindermädchen, sonst keinen mehr. Wir haben allen
Bescheid gesagt, daß wir dich erwarten, alle waren ungeduldig. Gordon, Dudorow,
alle.«
    »Wie geht's Saschenka?«
    »Gott sei Dank! gut. Er ist
eben erst aufgewacht. Wenn du nicht gerade vom Zug kämst, könnten wir gleich zu
ihm.«
    »Ist dein Vater zu Hause?«
    »Habe ich dir das nicht
geschrieben? Von früh bis spät in die Nacht ist er in der Bezirksduma.
Vorsitzender. Tja, stell dir vor. Hast du den Kutscher bezahlt? Markel!
Markel!«
    Sie standen mit dem Korb und
dem Koffer mitten auf dem Bürgersteig und versperrten den Weg, die Passanten
mußten um sie herumgehen; sie musterten sie von Kopf bis Fuß, blickten lange
dem davonfahrenden Kutscher hinterher und starrten in die offene Haustür, um zu
sehen, wie es weiterginge.
    Aber da kam schon von der
Haustür Markel zu den jungen Herrschaften gelaufen; er trug eine Weste über dem
Kattunhemd, hielt die Hausmeistermütze in der Hand und schrie im Laufen:
»Zeichen und Wunder, Jura? Aber ja! Er ist es, unser Falke! Juri Andrejewitsch,
du unser Licht, hast uns nicht vergessen, die wir für dich gebetet haben, bist
heimgekehrt an den häuslichen Herd! Und ihr, was wollt ihr? Na? Noch nie so was
gesehen?« fauchte er die Neugierigen an. »Geht weiter, Verehrteste. Hier gibt's
nichts zu glotzen!«
    »Grüß dich, Markel, komm, wir
umarmen uns. Aber setz doch die Mütze auf, du bist ja komisch. Was gibt's
Neues, Hübsches? Was machen die Frau und die Töchter?«
    »Was werden sie schon machen?
Sie wachsen heran. Danke für die Nachfrage. Und Neues - du hast dort den Helden
gespielt, und du siehst, wir haben hier auch nicht geschlafen. Wir haben hier
solch ein Theater und solch ein Chaos veranstaltet, daß dem Satan schlecht
werden könnte, da wird keiner mehr draus schlau! Die Straßen nicht gefegt, die
Häuser und Dächer nicht repariert, die Bäuche leer wie in der Fastenzeit, und
alles ohne Annektionen und Kontributionen.«
    »Markel, ich muß mich bei
meinem Mann über dich beschweren. So redet er immer, Jura. Ich kann dieses
dumme Gerede nicht leiden. Wahrscheinlich gibt er sich bloß deinetwegen Mühe,
will es dir recht machen. Dabei sagt er nicht alles, was er denkt. Laß gut
sein, Markel, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du bist eben unwissend.
Wird Zeit, daß du zu Verstände kommst. Schließlich lebst du nicht in einer Mehlhändlerfamilie.«
     
    Während Markel die Sachen in
den Flur trug und die Haustür zuschlug, sagte er leise und vertraulich:
»Antonina Alexandrowna ist ärgerlich, du hast es gehört. So geht das immer. Sie
sagt zu mir, Markel, du bist inwendig ganz schwarz, so wie der Ruß im Ofenrohr.
Du bist doch jetzt kein kleines Kind mehr, sagt sie, heutzutage kann doch
selbst ein Mops oder ein Schoßhündchen was verstehen. Natürlich, dagegen läßt
sich nichts sagen, aber ob du's glaubst oder nicht, Jura, wissende Menschen kennen
ein Buch, vom künftigen Freimaurer, das hat hundertvierzig Jahre unter einem
Stein gelegen, und meine Meinung ist jetzt, sie haben uns verkauft, Jura,
verkauft, für nicht mal einen Groschen oder einen roten Heller oder eine Prise
Tabak. Antonina Alexandrowna läßt mich nie ein Wort sagen, siehst du, sie winkt
mir schon wieder.«
    »Ich muß ja winken. Na schön.
Stell die Sachen auf den Fußboden und geh, Markel. Danke. Wenn wir dich
brauchen, wird mein Mann dich rufen.«
     
    »Endlich ist er weg, wir sind
ihn los. Du mußt ihm nicht alles glauben. Reines Theater. Wenn andere dabei
sind, spielt er den Dummkopf, aber insgeheim schärft er für alle Fälle sein
Messer. Er weiß nur noch nicht, gegen wen, dieses Kasaner Waisenkind.«
    »Na, du übertreibst wohl! Ich
glaube, er ist einfach betrunken, darum spielt er den Hanswurst, nichts
weiter.«
    »Wann ist er denn überhaupt
nüchtern? Aber wirklich, zum Teufel mit ihm. Ich fürchte nur, Saschenka ist
schon wieder eingeschlafen. Wenn der Typhus nicht wäre, den man sich

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