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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Minute ein und laufen Sie nach diesem Rhythmus.«
    »Warum?«
    »Kenianer haben eine superschnelle Schrittfolge«, erwiderte Ken. »Kurze und leichte Beinkontraktionen sind ökonomischer als große und kräftige.«
    »Ich verstehe das nicht«, antwortete Alan. »Ich will doch einen längeren Schritt, keinen kürzeren?«
    »Ich will mal so herum fragen: Haben Sie jemals bei einem Zehn-Kilometer-Lauf einen dieser Barfußjungs erlebt?«
    »Ja. Sie laufen wie auf heißen Kohlen.«
    »Haben Sie jemals einen dieser Barfußjungs besiegt?«
    Alan dachte kurz nach. »Gutes Argument.«
    Nach fünf Trainingsmonaten kehrte Alan zu einem weiteren Testdurchlauf zurück. Er absolvierte vier Ein-Meilen-Wiederholungsläufe und unterbot dabei auf jeder einzelnen Runde seine frühere 400-Meter-Bestzeit. »Dieser Mann lief schon seit vierzig Jahren und gehörte bereits zu den zehn besten Athleten seiner Altersgruppe«, führte Ken aus. »Das war kein Anfänger, der sich hier verbesserte. Ein Athlet von zweiundsechzig Jahren hätte in seinem absoluten Leistungsvermögen eigentlich nachlassen sollen.«
    Ken arbeitete auch im Selbstversuch. Bis dahin war er selbst bei seinem besten Triathlonwettkampf ein sehr schwacher Läufer gewesen, er war mit zehn Minuten Vorsprung vom Rad gestiegen und hatte dennoch verloren. Nachdem er 1997 seinen neuen Laufstil entwickelt hatte, wurde er innerhalb eines Jahres unschlagbar und gewann zweimal nacheinander den Weltmeistertitel der Körperbehinderten. Als sich herumsprach, dass Ken einen Laufstil entwickelt hatte, der nicht nur schnell, sondern auch gut für die Beine war, engagierten ihn andere Triathleten als Trainer. Ken betreute schließlich elf Landesmeister und baute einen Kader von über 100 Athleten auf.
    Nach Kens Überzeugung hatte er eine uralte Kunst wiederentdeckt, und er bezeichnete seinen Stil als Evolution Running. Zur gleichen Zeit kamen noch zwei andere Laufstile nach Barfußart auf. »Chi Running«, das auf der Körperkontrolle und dem Minimalismus des Tai Chi beruht, begann seinen Aufstieg in San Francisco, während Dr. Nicholas Romanov, ein in Florida lebender russischer Trainingsphysiologe, seine POSE-Methode lehrte. Der Aufschwung des Minimalismus ist nicht auf Nachahmung oder Fremdbestäubung zurückzuführen. Er scheint vielmehr ein Beleg dafür, dass unbedingt eine Antwort auf die epidemische Ausbreitung der Laufverletzungen gefunden werden muss, und für die reine mechanische Logik der »Bastelei des Barfußlaufens«, wie Barfuß-Ted das nennen würde – die Eleganz einer Heilung nach dem Grundsatz »Weniger ist mehr«.
    Aber ein simples System ist nicht unbedingt leicht zu erlernen, wie ich feststellte, als Ken Mierke mich beim Laufen filmte. Mein Gehirn meldete mir einfache, leichte und flüssige Bewegungen, aber das Video zeigte, dass ich mich unverändert ruckartig auf und ab bewegte und dabei nach vorne beugte, als wollte ich mich gegen einen Tornado stemmen. Mein Wohlgefühl bei der Übernahme von Caballos Stil sei mein Fehler gewesen, erklärte mir Ken.
    »Wenn ich diese Technik lehre, jemanden frage, wie sich das anfühlt, und als Antwort ein ›Großartig!‹ höre, dann denke ich ›Verdammt! ‹. Das bedeutet nämlich, dass sie gar nichts geändert haben. Die Umstellung sollte unangenehm sein. Man sollte eine Phase durchlaufen, bei der man sich nicht mehr gut fühlt, wenn man etwas falsch macht, aber auch noch nicht gut, weil man es richtig macht. Man stellt nicht nur sein Bewegungsverhalten um, sondern auch den Bewegungsapparat. Man aktiviert Muskeln, die während des größten Teils des bisherigen Lebens gar nicht eingesetzt wurden.«

    Eric hatte ein narrensicheres System für das Unterrichten dieses Stils.
    »Stell dir vor, dass deine Tochter auf die Straße läuft und du ihr barfuß hinterhersprinten musst«, sagte mir Eric, als ich nach meiner Zeit bei Ken das Training mit ihm aufnahm. »Du wirst automatisch die perfekte Körperhaltung einnehmen – du setzt den Vorderfuß auf, der Rücken ist gerade, die Kopfhaltung ruhig, die Arme sind oben, die Ellenbogen dynamisch, und die Füße werden rasch auf den Ballen aufgesetzt und schwingen nach hinten in Richtung Gesäß.«
    Dann verordnete mir Eric Trainingseinheiten mit vielen Bergaufwiederholungen, um diese leichte, huschende Fußbewegung in meinem muskulären Gedächtnis zu verankern. »Mit einer fehlerhaften Biomechanik kann man nicht kraftvoll bergauf laufen«, erklärte er. »Das funktioniert einfach

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