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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Oberschenkel … die Waden … das Gesäß.
    Der Festgenommene strampelte wie wild mit den Beinen, wand sich in bizarren Verrenkungen und versuchte schreiend, die Schläge abzuwehren.
    Genauso abrupt, wie der Hagel der Schläge begonnen hatte, endete er auch, als wäre nichts geschehen. Das einzige Indiz war ein umgekippter Kaffeebecher.
    Walter Vereecken zwinkerte Verrijt zu und rollte seinen Stuhl zu dem stöhnenden Motorradhelden. Er zog ihn am Arm und half ihm aufzustehen.
    »Das werden Sie mir büßen!«, zischte Vanderauwera.
    »Meine Anwälte werden …«
    »Oh, là, là, jetzt sind wir schon bei mehreren Anwälten«, höhnte Verrijt grinsend und klatschte die Zeitungen blitzschnell aneinander. Vanderauwera zuckte zusammen.
    »Zeitungen, Johnny, haben den Vorteil, dass sie keine Spuren hinterlassen. Sehen Sie ruhig nach. Ziehen Sie die Hose runter, wenn Sie wollen. Keine Spur. Trotzdem tut’s weh.«
    Kurt Verrijt warf die Zeitungen achtlos auf den Beistelltisch und griff nach dem dicken Telefonbuch.
    »Dasselbe gilt für diesen Brocken hier.« Er klappte das Buch auf. »Der Effekt ist allerdings ein bisschen anders.
    Ein gezielter Hieb fühlt sich an wie hundert Schläge in Zeitlupe. Hab ich mir sagen lassen.«
    Vanderauweras Widerstand erlahmte. Von ihm war nur noch ein Häuflein menschliches Elend übrig. Er sah den Ermittler mit offenem Mund an, während Speichel auf den Ausschnitt seines
Live-to-ride-
T-Shirts tropfte.
    Das Telefonbuch sauste durch die Luft und knallte so fest auf den Tisch, dass er wackelte. Verrijt fuhr mit dem Zeigefinger über die raschelnden Seiten.
    Vanderauwera warf Walter Vereecken einen ängstlichen Seitenblick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern und spreizte die Hände. Seine Augen sagten: »Sie haben Ihre Chance gehabt.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht. Er war bestimmt ein paar Tage tot, als ich ihn gefunden habe. Seine Leiche stank schon. Ich habe nur seinen Revolver mitgenommen. Mehr nicht. Keine Drogen.« Er klang resigniert.
    »Wo ist der Revolver?«, fragte Vereecken.
    »In meiner Wohnung, versteckt in der Rumpelkammer. In der Kiste mit alten Auspuffteilen. Ich hab den kleinen Kanaken nicht ermordet. Ich …«
    »Na bitte, geht doch«, knurrte Kurt Verrijt.

[home]
    20
    P ierre und sein Partner saßen wie geprügelte Hunde in Bosmans’ Büro. Jan Verstappen starrte mit grimmigem Blick einen Riss in der Gardine an.
    »Also, er war hinter dir her?« Bosmans’ Stimme klang heiser. Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und kam allmählich richtig in Fahrt.
    »Mein Gott, Leute! Dieser Fall stinkt zum Himmel. Er hat schon die ganze Zeit gestunken, aber jetzt … Verdammt noch mal!« Bosmans schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. »Wir stehen kurz vor einem Bürgerkrieg! Die werden in Ihrer Vergangenheit wühlen, Pierre.
    Das sollte Ihnen klar sein. Dass Sie mit Rechts sympathisieren, ist mir völlig egal, aber dass Sie es bei jeder Gelegenheit rumposaunen, kann ich nicht dulden!«
    »Rumposaunen?«, fragte Pierre matt.
    »Sie haben zu diesem Journalisten gesagt, Sie hätten keine andere Wahl gehabt, als diesen dreckigen Marokkaner abzuknallen. Das geht nicht!«
    »Das war doch bloß im Eifer des Gefechts«, murmelte Verstappen. »Pierre hat mir das Leben gerettet, Mijnheer Bosmans.« Die Worte kamen stockend hervor. Verstappen sah seinen Kollegen an, der weiterhin auf den Boden starrte. Aus seinem Blick sprach kein Funke Dankbarkeit.
    »Hätten Sie den Jungen nicht einfach nur verletzen können?«, seufzte Bosmans. »Achtzehn Jahre, Pierre. Achtzehn.«
    Diesmal ging Pierre auf Konfrontationskurs. Er blickte zur Tür und sagte: »Die Zielperson war fünfzehn Meter von mir entfernt. Ich habe aus der Hüfte heraus geschossen. Sollen wir uns etwa abschlachten lassen?«
    Eine bleierne Stille trat ein.
    »Wir müssen herausfinden, wo der Junge die Python herhatte«, sagte Bosmans leise. »Das hat im Augenblick höchste Priorität. Und Sie beide halten sich bedeckt! Für mindestens zwei Wochen.«
    Die Tür zum Büro des Untersuchungsrichters flog mit einem Schlag auf.
    »Vanderauwera hat gestanden!«, brüllte Kurt Verrijt aufgeregt.
    Bosmans eilte hinaus.

[home]
    21
    E in kleiner Raum in den Katakomben des Antwerpener Justizpalastes.
    Murat Marouf trug weiche Mokassins aus Hirschleder, keine Strümpfe, eine beigefarbene Leinenhose von erstklassigem Schnitt und ein passendes Polohemd von Ralph Lauren. Der Diamantring an seinem Zeigefinger funkelte, als

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