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Bostjans Flug - Roman

Bostjans Flug - Roman

Titel: Bostjans Flug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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sich Boštjan mit gefundenem Geld heimlich im Markt besorgt hat und von denen niemand etwas weiß. Wegen jeder Kleinigkeit regt sich der Vater über ihn auf und deckt ihn mit Arbeit ein; Boštjan tut dann so, als spiele er mit unsichtbarem Spielzeug, die Murmeln aber versteckt er an einem besonderen Ort und hütet sie wie seinen Augenstern. Nie wird der Vater erfah
ren, wofür die Grübchen im Boden unter dem Haus gut sind und weshalb die Erde um die Grübchen herum so sauber geglättet ist. Er hat sie sich selber zum Geburtstag geschenkt und gewünscht, wie es sich gehört, und schenkt sie sich, immer dieselben, jedesmal wieder. Die Tonkügelchen sind von verschiedener Farbe und Größe, auch Glaskugeln sind dabei, von denen einige ausgescherbelt sind, es macht nichts, daß sie lächerlich hüpfend und hustend dahinkollern, wenn er sie zum Grübchen schubst; auf dem Weg dorthin geraten sie aus der Bahn und kurven eigenwillig herum, so daß es eine Zeit dauert, bis er sie in der Grube hat. Er verwahrt sie in einem Lederbeutelchen, ähnlich dem Tabaksbeutel des Vaters, die sich beide mit einer Schnur zuziehen lassen. Wenn die Luft rein ist und es ihm gelingt, dem Sonnenschein die Zeit zu stehlen, spielt er allein mit den Murmeln, er spielt gegen sich selbst, einmal verliert er, einmal gewinnt er, lieber als die Niederlage ist ihm der Sieg, er nimmt sich die Kügelchen sozusagen mit dem Atout; gewöhnlich aber spielt er, wenn er spielt, mit dem unsichtbaren Spielzeug, damit er auch ohne Schwierigkeiten spielen kann, wenn der Vater denkt, daß er nicht spielt. Manchmal schaut Vanč vorbei und bringt etwas mit. Boštjan paßt dann auf, daß der Vater sie nicht überrascht oder Leute, die vorübergehen, es dem Vater nicht verraten können. Vanč kommt selten, früher, im alten Haus, kam er öfter, dort wurde er auch zum Tragen des Himmels gebraucht und damit auf den Prozessionen genug Männer dabei waren. Seit die Großmutter nicht mehr da ist, kommen die Prozessionen ins Stocken, zu gering ist die Teilnahme, zu kläglich die Erhörung, auch die Mutter ist noch nicht aus dem Markt zurück, der Tod der Großmutter hat die beiden verwirrt, ihnen die Freude an Zeremonien genommen. Der Vater treibt ihn an,
wenn er sieht, daß er mit der Arbeit nicht fertig wird. Boštjan führt die Aufträge des Vaters lustlos aus, die wöchentlich zugeteilten Arbeiten, die täglichen Pflichten, er drückt sich, trödelt und verkehrt eigenwillig die Anweisungen, erledigt unsichtbare Angelegenheiten ums Haus herum, damit die Zeit vergeht, läßt das Vieh auf den Rodungen weiden, in den Tümpeln, bei der Lacke, geht die Häuser ab, wenn die Zeichen günstig stehen, sinniert und verbringt die Tage auf der Wiese oder im Wald, oftmals am Bach.
    Nie wird der Vater erfahren, woher der Trotz kam, damals im Wald, als sie aufgebrochen waren, um ein paar Bäume zu schlägern und abzuästen, einige für daheim und einige für die Säge. Unklar wird bleiben, weshalb die Sägezähne sich anfangs, wie zur Probe und zur Warnung, widersetzten, sich später wieder besannen und dreinfanden, warum ihm der Zappin auf einmal vom Stiel rutschte. Der Vater kann sich die Verwicklung nicht erklären, er weiß nicht und wird es nie wissen, was im Busch ist, er ahnt es höchstens mit dem äußersten Zipfel einer Faser, vielleicht dämmert es ihm ganz schwach, daß er im Begriff ist, einen heimlichen Plan Boštjans zu vereiteln, einen geheimen Wunsch zu durchkreuzen; vielleicht hatte er vor, nach der Arbeit mit Vanč ins Dorf oder sonstwohin zu gehen, und nun wird dem Todmüden jede Lust dazu vergangen sein; vielleicht wollte er wieder zum früheren Haus, das sich nun in Geröll verwandelt und ihm nicht aus dem Kopf geht. Er weiß, daß Boštjan, ohne Rücksicht auf seinen Unwillen, wirklich ständig, jedenfalls übertrieben oft zum alten Haus zurückkehrt, er weiß aber nicht, daß er eine Grenze überschreitet. Der Knabe fühlt, daß er ein Gebiet verläßt und ein anderes betritt, aus dem Unbehaglichen ins Geborgene kommt; und während er ruhig,
doch mit schwerem Schritt im ebenen Graben dahingeht, ist es, als übersteige er die Barriere an der Stelle, wo er aus dem Graben nach Tesen abbiegt, bei der Mündung des Otavarsteigs, von wo an die Schritte ungehemmt weiterstreben. Er spürt, daß an diesem Übergang etwas aufhört und etwas beginnt, und wahrscheinlich nimmt auch der Vater einen Schatten davon wahr. Boštjan kann durch sein Gehen den Zerfall des Hauses

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