Botschaft des Schreckens
einen Kaffee eingekehrt, oder wenn Sie vielleicht einen Freund aufgesucht hätten… aber ich glaube, Sie sind fremd hier in Santa Fe?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich lebte als Kind mit meinen Eltern hier. Als ich zehn war, starb mein Vater, und meine Mutter und ich zogen nach Oklahoma.«
Ich spürte die Überraschung der Monteras, und es amüsierte mich. Ich war auch gar nicht verwundert, als mich Antonio geradeheraus fragte: »Habla usted espanol?« Sie hatten also vorhin tatsächlich über mich gesprochen, und jetzt war ihnen das sehr peinlich, weil sie fürchteten, daß ich es hätte verstehen können.
»Nein, ich spreche nicht spanisch«, versicherte ich Antonio. »Buenos dias, Senor, und Buenos noches, Señora – das ist so ungefähr alles.«
Die Spannung schien von ihnen zu weichen, und ich war froh.
»Dann haben Sie also Freunde hier?« fragte mich Miguel.
Daß sie sich mit derart nebensächlichen Kleinigkeiten aufhielten, während die Hacienda in so großer Gefahr war, befremdete mich ein wenig. Deswegen, und weil ich außerdem nicht die Absicht hatte, Bob Ellison in diese Geschichte hineinzuziehen, antwortete ich: »Wenn noch welche hier leben, gab es jedenfalls keinen Kontakt mehr«, wobei die zweite Hälfte meiner Antwort durchaus zutreffend war. Außerdem fühlte ich mich dem letzten Wunsch eines Sterbenden verpflichtet. »Aber vielleicht hätte ich doch sofort zur Polizei gehen sollen. Die haben Sie doch inzwischen verständigt?«
Meine Worte holten sie auf den Boden der Wirklichkeit zurück.
Sogar Dona Isabella hörte auf, mit den Perlen ihrer Kette zu spielen. Don Carlos runzelte die Stirn. »Ich darf Ihnen versichern, daß wir sie auf der Stelle verständigten, sobald uns in vollem Umfange klar war, was Abuela uns sagte. Auch das Personal haben wir bereits informiert. Rosa war ja oben bei Ihnen, doch wird Teresa ihr inzwischen die schreckliche Nachricht mitgeteilt haben.«
»Das habe ich schon getan«, sagte ich. »Meine Mission hatte ich ja bereits erfüllt, indem ich mit Dona Isabella sprach, und ich dachte mir, sie würde sich fragen, weshalb ich hier sei. Wie sich herausstellte, hatte sie bereits in den Karten gelesen, daß ein naher Freund der Familie den Tod finden und ich zur Hacienda kommen würde…«
Ich wußte, daß Dona Isabella an Rosas Wahrsagerei glaubte, hoffte aber, daß die Männer darüber erhaben sein würden. Offenbar war das nicht der Fall. »Diese Frau und ihre verdammten Karten«, entfuhr es Antonio, und aus seiner Stimme klang etwas wie Angst. »Immer will sie schon vorher wissen, was passieren wird. Father Vala hatte schon recht – sie verehrt wirklich falsche Götter.«
»Schon gut«, lächelte Carlos. »Zumindest liest sie nicht nur Schlimmes aus den Karten heraus. Abuela sagt, daß unsere Rosa der Hacienda Montera nur Gutes prophezeit.« Ein Schatten ging über sein hübsches, bleiches Gesicht. »Nicht, daß wir uns allzu sehr darauf verließen. Aber wenn Señorita Terrills Ansicht zutrifft, daß Father Vala diese Bande meinte, dann verstehe ich nicht so recht, denn bei uns müßten ihre Motive ganz andere sein. Father Vala hatte sie sich zum Feind gemacht, und ihr Motiv war Rache. Wir aber sind mit ihnen bis jetzt überhaupt noch nicht in Berührung gekommen.«
»Und wenn«, sagte Miguel, »dann werden sie einsehen müssen, daß die Hacienda Montera eine unüberwindliche Festung ist. Was das Motiv anbelangt, Carlos, so muß es nicht immer das gleiche sein. Ist es einmal Rache, dann vielleicht ein andermal Geld. Die ›Gilas‹ sind süchtig; da brauchen sie immer wieder größere Summen.«
Carlos seufzte. »Du hast recht. Armer Father Vala. Er war so sehr bemüht, uns vor der Gefahr zu warnen, daß er die Namen seiner Mörder nicht mehr nennen konnte. Abuela sagt, er habe noch etwas geflüstert, Señorita. Sie konnten es nicht verstehen?«
»Nein«, erwiderte ich, »es war nicht zu verstehen. Tut mir sehr leid, aber…«
»Vergessen Sie’s«, unterbrach mich Antonio. »Machen Sie sich nur keine Vorwürfe. Denken Sie einfach nicht mehr daran, wenn Sie bis jetzt nicht wissen, was es war«, fügte er achselzuckend hinzu.
Carlos nickte. »Da hat er recht. Außerdem – wenn wir für diese Bande bereit sind, wird uns auch jeder andere Angreifer gerüstet finden!«
Ich wollte fragen, was die Polizei denn gesagt hätte, ob sie zur Hacienda komme, und ob die Leiche geborgen worden sei, aber Carlos verkündete kategorisch:
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