Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
stellen, wenn man gerade mit Tabletts hantiert, als in einem Raum voller Leute.«
»Du zeigst eine sehr engagierte Haltung«, sagte sie, während sie nebeneinander hergingen, ohne sich zu berühren (abgesehen von den wenigen Malen, bei denen Laura aus Versehen mit ihm zusammenstieß). Sie war da sehr zwiegespalten: Auf der einen Seite freute sie sich über sein Engagement, was das Literaturseminar anging, aber auf der anderen hoffte sie, dass er gern mit ihr allein sein wollte.
»Das sollte dich nicht überraschen. Du weißt, dass ich regelmäßig in Schulen unterrichte. Gut, ich bevorzuge es zwar, wenn meine Schüler jünger als elf sind, aber ich werde auch mit älteren fertig.«
»Am Anfang unserer Zusammenarbeit wirktest du nicht ganz so gewissenhaft.« Sie runzelte ein wenig die Stirn bei dem Gedanken an seine ablehnende Haltung einigen Manuskripten gegenüber. Schließlich hatte sie ihn regelrecht dazu drängen müssen, sie sich noch einmal genauer anzusehen.
»Ich habe ein neues Kapitel aufgeschlagen«, sagte er und klang ziemlich selbstzufrieden. »Du solltest stolz auf mich sein.«
»Stolz auf dich – warum?«
»Ach, wegen nichts Speziellem, nur auf meine generelle Tugend. Aber jetzt«, fuhr er fort und öffnete die Tür zum Pub, »sag mir lieber, was du trinken willst. Ein Glas Whiskey und danach ein Bier?«
»Eine Weißweinschorle bitte. Wir müssen morgen arbeiten!«
12. Kapitel
N ach dem Essen begleitete Dermot sie zurück ins Wohnheim, bis vor ihre Zimmertür. »Da sind wir, Schatz, du bist wohlbehalten angekommen. Wir treffen uns also zum Frühstück, um sicherzustellen, dass wir alles beisammenhaben, und dann erwarten wir die Horden um zehn. Stimmt’s?«
»Ja.«
»Gut. Dann schlaf jetzt schön. Wir sehen uns um neun.« Damit ging er zu seiner Wohnung.
Laura fühlte sich sehr glücklich, obwohl sie auch ein bisschen enttäuscht war, dass er ihr nicht mal einen Gutenachtkuss auf die Wange gedrückt hatte. Den ganzen Abend hatten sie sich angeregt unterhalten – über alles Mögliche –, vor allen Dingen über Bücher, aber auch über Filme, Musik, Politik und den Zustand des Planeten, und es würde gewiss noch andere Gelegenheiten für einen Moment der Zweisamkeit geben, hoffte Laura.
Er war begeistert darüber gewesen, wie einfach sie ihm alles gemacht hatte. Über jeden Teilnehmer hatte sie einen kurzen Lebenslauf, eine Zusammenfassung des jeweiligen Buches und ein Foto plus ihre gemeinsamen Anmerkungen ausgedruckt. Jeder von ihnen besaß einen kompletten Satz dieser Aufzeichnungen. Dermot wollte sie sich jetzt noch mal durchlesen, hatte er gesagt, um am nächsten Morgen vielleicht wenigstens einen Teil der Namen schon zu kennen. Laura war nicht dazu gekommen, ihn zu fragen, warum er überhaupt zugestimmt hatte, den Kurs so kurzfristig zu übernehmen. Aber das würde sie später noch nachholen können. Und es würde auch noch genug Zeit sein, ihm ihr Interesse an ihm als Mann zu signalisieren, sagte sie sich. Es würde ganz leicht sein. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht machte sie sich bettfertig.
Weil Laura befürchtete, dass die Teilnehmer den Abschnitt der Universität, in dem ihr Kurs stattfinden würde, vielleicht nicht fanden, hatte sie (mit Erlaubnis des Sekretariats) einige große Schilder ausgedruckt und aufgehängt, und am folgenden Tag warteten Dermot und sie optimistisch in dem Raum, der ihnen zugewiesen worden war. Sie waren beide nervös.
»Du machst den Anfang, und dann übernehme ich«, erklärte Dermot, der auf und ab ging, alte Notizen durchlas, Schränke öffnete und wieder schloss und an der abplatzenden Farbe an den Wänden knibbelte.
»Ich habe doch noch nie öffentlich vor Leuten gesprochen …«
»Doch, das hast du!«, widersprach Dermot. »Vor diesen Kindern. An wie vielen Schulen warst du am Ende?«
»Nur an drei, und ich hätte das niemals geschafft, wenn du mir nicht geholfen hättest. Du solltest das übernehmen.«
»Aber ich bin kein Lehrer.«
»Nein, aber ein Schriftsteller. Und deshalb sind die Leute hier!« Warum verstand er denn nicht, welche Anziehungskraft er auf die Welt ausübte? »Außerdem hast du schon oft unterrichtet, du Lügner!
Er lachte. »Aber keine Erwachsenen. Ich habe dir doch gesagt, dass mein Spezialgebiet die unter Elfjährigen sind. Und hast du nicht immer die Autoren bei den Lesungen vorgestellt, die du damals im Buchladen organisiert hast?«
Da sie ihm das erzählt hatte, konnte sie es jetzt schlecht leugnen. »Da
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