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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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stimmt nicht, jemand verfolgt den Mönch, jemand, der gewalttätig werden könnte …
    Wollen Sie trotzdem mitkommen?» Sie hatte den Eindruck, dass Landen erblasste. Aber er nickte.
    Neben ihr murmelte Niksch etwas Unverständliches. Abrupt riss er das Steuer herum, dann hielt er.
    Sie standen vor dem Verkaufsshop einer Tankstelle.
    Louise tastete nach dem Türgriff und dachte, dass sie hier zum Glück noch nie gewesen war.
    Von weitem hatte es den Anschein, als bewegte sich der Mönch nicht. Erst als sie Lederle und Hollerer, die ausgestiegen waren, erreichten, sah Louise, dass er noch immer unaufhaltsam weiterging. Die Dämmerung schien den dunklen Fleck in sich aufzu-saugen. Noch ein paar Minuten, und der Mönch wür-de im Dunkelgrau verschwinden. Beim Aussteigen klirrte Glas gegen Glas.
    Richard Landen nickte nur kurz, als sie ihm Hollerer und Lederle vorstellte. Dann folgte er dem Mönch.
    Sie wollte ihm nachgehen, doch Hollerer fragte: «Und der Kuchen?»

    Da war sie wieder, Amelie. Stumm schüttelte sie den Kopf.
    «Kann ich dich kurz sprechen, Louise?» Lederle nahm sie beiseite. Er sagte: «Nichts, absolut nichts.
    Bist du sicher, dass …‼
    Lederles Skepsis rief ihr die Abmachung mit Bermann in Erinnerung. Den Abgrund. Krankschreibung, Entzug, Innendienst. Für einen Augenblick überkam sie panische Angst. «Hast du mit Rolf gesprochen?»
    «Heute? Nein.»
    Sie nickte und sagte: «Reiner, ich bin sicher.» Doch dann fragte sie sich, ob sie es wirklich war. Sie blickte Hollerer an, der ihr müde zulächelte. Er wirkte ratlos.
    Aber sie hatte den Eindruck, dass er ihr vertraute –
    aus welchem Grund auch immer.
    Auch Niksch sah sie an.
    Ja, sie war sicher. Sie hatte die Gestalten gesehen und die Stimmen gehört. Doch was viel wichtiger war: Sie hatte die Angst des Mönchs gesehen.
    «Wie geht’s jetzt weiter?», fragte Hollerer.
    «Niksch und Sie bleiben, Reiner fährt mich nach Freiburg. Ich komme gegen acht zurück und löse Sie ab.»
    Lederle blickte skeptisch drein, Hollerer nickte.
    «Wir schauen dann ab und zu vorbei», sagte er.
    «Ja, das tun wir», bekräftigte Niksch.
    «Okay. Danke.» Sie sah zu Landen und dem Mönch hinüber. Der Mönch war stehen geblieben und hatte sich umgedreht. Beide legten eben die Hände vor der Brust zusammen und verneigten sich leicht.

    Sie standen dicht voreinander. Der Mönch sagte etwas, dann wandte er den Kopf ab und hustete.
    «Louise, ich weiß nicht, vielleicht sollte ich später mit dir …‼, begann Lederle.
    «Du fährst heim, da wirst du mehr gebraucht.»
    Lederle hielt den Atem an und blinzelte einmal unendlich langsam. «Ich rede mit Rolf, er kann dich nicht so hängen lassen», sagte er dann.
    «Lieber nicht. Er weiß nicht, dass ich dich angerufen hab.»
    Lederle rieb sich mit Zeigefinger und Daumen die Augen. «Das heißt wohl, ich kann den Tag nicht als Überstunden anrechnen.» Er sah sie wieder an, schien aber keine Antwort zu erwarten. Manchmal sagte er noch Dinge, die für den Lederle von vor der Diagnose typisch gewesen waren. Die Überstundenklage gehör-te dazu. Keine Woche war ohne Klagen über unbe-zahlte Arbeitszeit vergangen. Jetzt waren diese Dinge nicht mehr wichtig. Manchmal sprach er sie aus alter Gewohnheit noch aus, vermutlich ohne dass es ihm bewusst war. «Ich löse dich morgen früh gegen vier ab», sagte er.
    «Bleib zu Hause, Reiner.»
    «Dann kannst du noch drei, vier Stunden schlafen.
    Das ist doch immerhin etwas, drei, vier Stunden schlafen.»
    Sie nickte wortlos, dann folgte sie Landen.
    Sie versuchten es zehn Minuten lang, bis Louise begriff, dass der Mönch auch Richard Landen nichts Wesentliches erzählen würde. Immerhin erfuhren sie seinen Namen: Taro. Schweigend blickte sie ihn an und überlegte, weshalb sie so enttäuscht war.
    «Versuchen Sie’s noch mal», sagte sie.
    Landen stellte die entscheidenden Fragen erneut: Woher der Mönch kam, wohin er ging, woher die Wunden stammten, was geschehen war, vor wem er flüchtete, warum er nicht mit ihnen nach Freiburg wollte.
    Der Mönch lächelte und schwieg. Das Lächeln war mechanisch, die Augen blieben schwarz und reglos.
    Alles Sanfte und Wissende war daraus verschwunden. Sie erinnerten Louise an die Augen von Richard Landens Porzellankatze.
    Der Mönch schien seit heute Morgen eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben: Er nahm keinen Anteil mehr an dem, was mit ihm geschah. Er floh im Grunde nicht mehr. Es kam ihr vor, als hätte er sich in eine andere Welt

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