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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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«Dann kommen wir jetzt wieder zu den unangenehmen. Kannst du ein paar Namen für mich überprüfen lassen?»
    «Später, meine Liebe, sonst wird der Café au lait kalt.»
    «Nimm bitte einen Stift, mein Lieber.»
    Lederle seufzte und sagte: «Also?»
    «Annegret Schelling, Klaus Fröbick mit ‹c-k›, Paul Lebonne, nicht ‹-bon›, sondern ‹-bonne›, Harald und Natchaya Mahler, N-a-t-c-h-a-y-a, Mahler mit ‹h›.»
    Lederle machte «Hm». Sie spürte, dass er nicht mit-schrieb. Trotzdem sagte sie: «Ich brauch alles, was du finden kannst, samt Adressen.»
    Lederle räusperte sich.
    Vielleicht, dachte sie, wäre es besser gewesen, irgend jemanden auf der Dienststelle anzurufen und zu bitten, die Namen zu überprüfen. Einen jungen Kri-minalmeister, eine Sekretärin, einen Kollegen aus einem anderen Dezernat. Aber niemand hielt so zu ihr wie Lederle. Niemand außer ihm wäre bereit gewesen, den Kontakt zu ihr aufrechtzuerhalten und damit gegen Bermanns und Almenbroichs Anordnung zu verstoßen.
    You come alone.
    Sie nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen ausrollen. Zwanzig Meter vor der Landstraße blieb der Mégane stehen. Ihr Blick lag auf dem verwittern-den Holzschild. Auch vor zwei Jahren, an dem Tag, als sie Calambert erschossen hatte, war sie am Ende allein gewesen. Aber sie war wenigstens mit Bermann, Lederle und den anderen losgefahren. Sie war ein Teil des Teams gewesen. Jetzt war sie kein Teil des Teams mehr.
    Eine Bewegung ließ sie nach rechts schauen. Die hellgraue Katze schritt langsam den Hügel herunter und setzte sich an den Rand der Schotterstraße.
    «Reiner.»
    «So kann es nicht weitergehen.»
    «Ich brauch deine Hilfe.»
    «Du brauchst eine andere Art von Hilfe. Versteh das doch endlich.»
    «Ein letztes Mal, okay? Muss ich dich wirklich um diesen letzten Freundschaftsdienst anflehen?.»
    Lederle schwieg. Je länger die Pause wurde, desto pathetischer hallte der Satz in ihren Ohren nach. Obwohl ihr nicht danach zumute war, musste sie grinsen.
    Jetzt wandte die Katze den Kopf und sah sie an. Sie fand ihren Blick angenehmer als den von Richard Landens Porzellankatze. Er war nicht unnachgiebig, sondern interessiert. Freundschaftlich.
    Sie fragte sich, was Lederle durch den Kopf ging.
    Empfand er Mitleid mit ihr? Wahrscheinlich. Hatte er ein schlechtes Gewissen? Obwohl er sie seit Jahren Tag für Tag erlebte, hatte er nicht erkannt, worauf ihre Stimmungsschwankungen, ihre Müdigkeit, ihre Aussetzer zurückzuführen waren. Er hatte nicht ge-merkt, was der Fall Calambert für sie bedeutet hatte.
    Er machte sich für ihre Probleme mitverantwortlich.
    Natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen.
    Aber Lederle war auch ein guter Polizist. Selbst wenn er ihren Verdacht für abwegig hielt – bewiesen, das wusste er, war noch nichts. Es gab eine winzige Restwahrscheinlichkeit, dass sie Recht hatte. Gute Polizisten behielten Restwahrscheinlichkeiten im Au-ge.
    Die Katze erhob sich, überquerte die Schotterstraße und verschwand im Wald. Lederle sagte: «Also schön, aber es kann ein bisschen dauern.»
    Sie bog nach links ab, Richtung Suedwiller. Etwa einhundert Meter weiter führte ein Forstweg, den sie auf der Herfahrt bemerkt hatte, in den Wald. Rück-wärts stieß sie hinein und parkte den Mégane auf dem weichen Erdreich. Die Bäume standen relativ dicht.
    Wer nicht exakt an dieser Stelle der Straße den Kopf drehte, würde das Auto nicht sehen.
    Sie zog Turnschuhe an und nahm den Rucksack, den sie vorbereitet hatte, aus dem Kofferraum. Als sie das Handschuhfach öffnete, fiel ihr Barbara Franke ein. Doch Barbara Franke war weit.
    Auf dem Rückweg zur Straße überkam sie die Lust, Anatol anzurufen. Anzügliche, zärtliche, geheime Dinge zu murmeln, Kosenamen zu flüstern. Die Vor-freude auf das Wochenende anzustacheln.
    In das Freizeichen mischte sich fernes Motorengeräusch. «Hey», sagte Anatol.
    «Hey», erwiderte sie.
    Sie hob den Blick. Auf der Straße vor ihr fuhr in Richtung Schotterstraße ein silberfarbener Wagen vorbei.
    Ihr Gehirn begann nur langsam zu arbeiten. Keine Limousine, sondern ein kastenförmiger Wagen. Etwas Großes, Helleres.
    Ein silberfarbener Van.
    «Scheiße», sagte sie und schaltete das Handy aus.
    Fünfzehn Minuten später erreichte sie den Parkplatz. Dort stand der Van. Menschen waren nicht zu sehen, weder im Auto noch auf dem Weg zum Wald.
    Sie näherte sich dem Wagen langsam, eine Hand am Pistolengriff. Ein Kölner Nummernschild. Sie prägte es sich ein. Nach

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