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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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von Turetzki. Die drei Pakistaner aus Karatschi waren in Freiburg ausgestiegen, dort von einem Mann abgeholt worden. Er hatte sie in einem Wagen mit Offenburger Kennzeichen nach Emmendingen gebracht, zu einer Adresse im Zentrum. Turetzki nannte Kennzeichennummer und Straßennamen, wiederholte beides. Die Adresse kannte sie bereits – dort lebte der pakistanische Student, der auf den Visaanträgen erwähnt wurde. Turetzki sprach weiter. Er war dem Wagen von Freiburg aus in einem Taxi gefolgt, wartete nun in einer Seitenstraße auf »Anweisungen«. Keine Beobachter, keine auffälligen Begebenheiten, Verhaltensweisen, nichts. Drei harmlose Touristen aus dem Mittleren Osten im hübschen Emmendingen.
    Und in einer Seitenstraße ein vergessener alter Mann mit Hüftgelenksarthrose.
    Er lachte düster.
    Sie speicherte die Nachricht, sah auf die Uhr. Halb elf.
    Mittlerweile musste auch das Ehepaar aus Islamabad gelandet und auf dem Weg nach Baden sein.
    Die zweite Nachricht war von Richard Landen. Seine Stimme klang intensiv und nachdenklich. Hör mal, ich dachte, ich fahr nach Günterstal, bekämpf die Gespenster der Erinnerung, willst du nicht mitkommen. Räusper, Räusper. Ich dachte nur, wegen Niksch und der Küche, zusammen können wir es doch mal gegen die Gespenster versuchen, oder? Er lachte überrascht. Na, ich dachte nur. Ich mach mich jetzt auf den Weg. Ruf mal an.
    Sie stöhnte. »Ich will heim, Ritsch, ich kann nicht mehr, ich will heim. «
    Sie rief Turetzki an, bedankte sich, schlug vor, er solle doch in einem Hotel in Emmendingen übernachten, fertigte den alten, vergessenen Mann ein wenig schneller ab, als er es verdient hatte, um Richard Ritsch Landen anrufen zu können, ihm sagen zu können, dass sie eigentlich nach Hause wolle, aber dann auch wieder nicht, dass sie, na ja, endlich mit ihm schlafen wolle, aber zum Glück leider viel zu erschöpft dafür sei, es sei denn …
    Die Mailbox sprang an, sie legte fluchend auf.

    In ihrer Wohnung war es dunkel, stickig, still. Marcel und der Amerikaner waren bei jedem Atemzug zu spüren. Auf dem Anrufbeantworter wartete eine Nachricht von Günter.

    Er erzählte von Katrin Rein. Sie war nett. Sie war hübsch.
    Aber sie wollte ihn zu einem Therapeuten schicken. Sie glaubte, dass alles »psychisch« war. Dass es kein Geschwür war. Er lachte ratlos. Er wusste noch nicht, was er tun würde.
    Er legte auf.
    Louise nahm sich vor, ihm die Geschichten zu erzählen, die sie in Oberberg gehört hatte. Die Geschichten von der Übelkeit, der Atemnot. Der Wand, deretwegen man die eigene Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Dass es Geschichten von Ängsten und Depressionen waren, sollte ihm jemand anders sagen, wenn er so weit war, es zu verkraften.
    Sie würde ihm sagen, dass man nicht nur eine Sucht loswerden konnte, sondern auch das, was in ihm saß. Und dass es doch besser war, wenn das Geschwür kein Geschwür war.
    Aber nicht jetzt. Jetzt würde sie sich um die eigenen Gespenster kümmern. Die toten, die lebenden.
    Rasch warf sie Wäsche, Hose, T-Shirt in eine Sporttasche, die Waschutensilien hinterher, dazu den neuesten Roman von Nora Roberts, außerdem Barclay James Harvest, falls sie für den Rest ihres Lebens in Günterstal bleiben würde.
    Sie hätte gern geduscht, doch das Duschen verschob sie auf später. Duschen in Günterstal, das war doch ein guter Anfang für den Rest ihres Lebens.

    18
    IM AUFGEREGTEN SOMMERNACHTSVERKEHR
    überquerte sie die Dreisam, bog in die Günterstalstraße ab.
    Einen Moment lang rang sie mit der Versuchung, umzukehren und in die Direktion zu fahren. Anne Wallmer war dort, später würden Bermann und Almenbroich zurückkehren. Thomas Ilic, den sie an diesem Abend fast verloren hätten. Alle waren dort.
    Sie würden sich besprechen, aufarbeiten, was geschehen war.
    Strategien für morgen festlegen, wenn sie Rashid, Busche, Mahr verhaften, das Büro von PADE in Offenburg durchsuchen würden. Sie sollte dabei sein, sie gehörte doch dazu. Aber sie würde keine zehn Minuten mehr durchhalten. Sie brauchte Schlaf. Sie brauchte einen Menschen, der neben ihr lag.

Am Beginn der Schauinslandstraße passierte sie die Messtafel, die ihre Geschwindigkeit anzeigte – sechzig, vierzig war erlaubt.
    Sie ging vom Gas, beschleunigte kurz darauf wieder. Gut einen Kilometer vor ihr funkelten die Lichter von Günterstal, darüber hingen schwere Wolken. Wenn heute Nacht noch runterkam, was da drin zu sein schien … Einen Lidschlag später ragte die rote

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