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Bradbury, Ray - Halloween

Bradbury, Ray - Halloween

Titel: Bradbury, Ray - Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halloween
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ebenfalls.
Durch ein Tal und über den Hügel schlängelte sich
im Schnellschritt eine römische Armee. Ihr Feldherr
führte sie an. Er rief:
»Römische Soldaten, vernichtet die heidnischen
Götter! Vernichtet die heidnische Religion! Seutonius will es so!«
»Für Seutonius!«
Oben am Himmel hob Samhain seine Sense, doch
zu spät.
Die Soldaten schlugen Schwerter und Äxte in die
Stämme der heiligen Eichen.
Samhain schrie vor Schmerz, als hätten die Äxte
seine Knie getroffen. Die heiligen Bäume ächzten,
rauschten und fielen nach einem letzten Schlag donnernd um.
Hoch in der Luft erzitterte Samhain.
Die fliehenden Druiden hielten inne und erzitterten.
Die Bäume fielen.
Die Priester fielen, getroffen an Knöcheln und
Knien. Sie fielen wie Eichen in einem Orkan.
»Nein!« schrie Samhain von oben.
»Aber ja!« riefen die Römer. »Jetzt!«
Die Soldaten versetzten ihm einen letzten gewaltigen Schlag.
Und an den Knöcheln verletzt, seiner Wurzeln beraubt, begann Samhain, der Totengott, zu fallen.
Die Jungen starrten hinauf und sprangen aus dem
Weg. Es war, als fiele ein riesiger Wald. Samhains
Sturz warf einen mitternachtsschwarzen Schatten
über sie. Das Donnern seines Todes eilte ihm voraus.
Er war der größte Baum, den es je gegeben hatte, die
mächtigste Eiche, die je stürzte und starb. Schreiend
und mit den Armen nach einem Halt rudernd, fiel er
mit einem gewaltigen Rauschen zur Erde.
Samhain schlug auf dem Boden auf.
Er fiel mit einem Donnern, das die Hügel erzittern
und die heiligen Feuer erlöschen ließ.
Und nun, da Samhain gefällt und tot war, fiel auch
die letzte der heiligen Eichen wie ein Weizenhalm,
den ein Streich der Sense getroffen hat. Samhains
eigene riesige Sense, die wie ein großes, verlorenes
Lächeln auf dem Feld lag, schmolz zu einer silbernen
Pfütze und versickerte in der Erde.
Stille. Schwelende Feuer. Verwehte Blätter.
Sogleich ging die Sonne unter.
Die Jungen sahen, wie die Druiden im Gras verbluteten und der römische Feldherr zu den erloschenen Feuern ging und die heilige Asche zertrat.
»Hier werden wir die Tempel für unsere Götter errichten.«
Die Soldaten entzündeten neue Feuer und verbrannten Räucherwerk vor den goldenen Götterbildern, die sie aufstellten.
Doch kaum brannten diese Feuer, da erschien im
Osten ein Stern. Auf Kamelen mit bimmelnden
Glöckchen zogen drei Weise durch eine weit entfernte Wüste.
Die römischen Soldaten hoben ihre Bronzeschilde
gegen das Gleißen des Sterns, doch ihre Schilde
schmolzen. Die römischen Götterstatuen schmolzen
und nahmen die Gestalten von Maria und ihrem Sohn
an.
Die Rüstungen der Soldaten schmolzen, wurden
flüssig, verformten sich. Die Männer waren jetzt wie
Priester gekleidet, die vor noch neueren Altären lateinische Gesänge intonierten. Downground kauerte,
kniff angestrengt die Augen zusammen, beobachtete
die Szene und flüsterte seinen kleinen maskierten
Freunden zu:
»Sehr ihr, Jungs? Ein Gott folgt auf den anderen.
Die Römer haben die Druiden und ihre Eichen, ihren
Totengott, besiegt und ihre eigenen Götter eingesetzt.
Und jetzt sind die Christen gekommen und haben die
römischen Götter besiegt. Neue Altäre, Jungs, neues
Räucherwerk, neue Namen …«
Der Wind blies die Altarkerzen aus.
Tom schrie in der Finsternis auf. Die Erde bebte
und drehte sich. Regen durchnäßte die Jungen.
»Was ist los, Mr. Downground? Wo sind wir?«
Downground hob die Hand und schnippte mit den
Fingern. Aus seinem feuersteinharten Daumen zuckte ein Flämmchen. »Tja, Jungs, das ist das finstere
Mittelalter. Die längste, finsterste Nacht, die es gegeben hat. Es ist schon lange her, daß Christus auf die
Welt gekommen ist und sie wieder verlassen hat …«
»Und wo ist Pipkin?«
»Hier!« rief eine Stimme aus dem schwarzen
Himmel. »Ich glaube, ich sitze auf einem Besen. Er
… er trägt mich davon!«
»Hey, mich auch!« sagten Ralph und dann J. J.
und Hackles Nibley und Wally Babb und alle anderen.
Es war ein gewaltiges Flüstern zu hören, als lecke
eine gigantische Katze im Dunkeln ihren Schnurrbart.
»Besen«, murmelte Downground. »Die Zusammenkunft der Besen. Das Besenfest im Oktober. Der
große Zug der Besen.«
»Wohin ziehen sie?« fragte Tom. Er mußte rufen,
denn alle sausten jetzt mit schrillen Schreien durch
die Luft.
»Zur Besenfabrik natürlich!«
»Hilfe! Ich fliege!« rief Henry-Hank.
Zisch! Ein Besen schoß mit ihm davon.
Eine große stachlige Katze strich rasch an Toms
Wange

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