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Bradbury, Ray - Halloween

Bradbury, Ray - Halloween

Titel: Bradbury, Ray - Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halloween
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waren, die gehext haben, wenn man ihnen
nichts gegeben hat. Und darum richtet man ihnen ein
Bankett auf der Türschwelle an.«
Weit entfernt, im warmen Licht der Sonnenuntergänge, stieg der Geruch von gekochtem Fleisch auf.
Man stellte Schüsseln auf für die Toten, die wie
Duftschwaden über das Land der Lebenden zogen.
Die Frauen und Kinder in Griechenland brachten ihnen große Mengen köstlicher, gewürzter Speisen dar.
Doch dann wurden überall auf den griechischen
Inseln krachend die Türen verriegelt. Der dunkle
Wind trug den Jungen das hallende Donnern zu.
»Die Tempel werden fest verschlossen«, sagte
Downground. »Jeder heilige Ort in Griechenland
wird heute nacht abgeschlossen und verriegelt.«
»Seht mal!« Ralph die Mumie drehte die Linse in
eine andere Richtung. Licht glitt dabei über die Masken der Jungen. »Warum streichen die Leute ihre
Türpfosten mit schwarzem Zuckersirup ein?«
»Mit Teer«, korrigierte ihn Downground. »Damit
die Geister daran kleben bleiben und ganz sicher
nicht ins Haus kommen können.«
»Warum ist uns das nicht eingefallen?« fragte
Tom.
Dunkelheit kroch über die Küsten des Mittelmeers. Aus den Gräbern stiegen die Geister auf wie
Nebel und wehten in rußig-schwarzen Schwaden
durch die Straßen, bis sie mit den teerbeschmierten
Türpfosten in Berührung kamen und nicht mehr weiterkonnten. Der Wind jammerte, als erzählte er von
der Qual der gefangenen Toten.
»Und jetzt Italien. Rom.« Downground drehte die
Linse in Richtung der römischen Friedhöfe, wo man
Speisen auf die Gräber stellte und sich darauf eiligst
davonmachte.
Der Wind riß an Downgrounds Umhang. Er blies
ihm die Backen auf:
    Wenn Herbstwind bläst und wütend weht,
Und sich die Welt ins Dunkle dreht,
Dann komm, o Sturm, zerreiße mich,
Zu bunten Blättern wandle mich!
    Er tat einen Luftsprung. Die Jungen schrien begeistert, als seine Kleider, Haare, Glieder, sein Umhang,
seine Haut und die maisbleichen Knochen sich vor
ihren Augen auflösten.
… weht … dreht …
… zerreiße … wandle mich …!
    Der Wind zerriß ihn zu Konfetti. Eine Million
Herbstblätter – golden, braun, blutrot, rostrot – tanzten wild durcheinander, raschelnd, flirrend: hier ein
Schwarm Eichen- und Ahornblätter, da ein Gestöber
von Walnußbaumblättern, dort ein Schauer aus Flüstern, Gemurmel, Geraschel am dunklen Himmel über
dem Bach. Nicht ein Drachen, sondern zehntausendmal zehntausend winzige Drachen aus Mumienflocken wirbelten durcheinander. Downground zerstob.
Welt dreht! Wind weht!
Gras liegt! Baum … fliegt!
    Und von einer Milliarde Bäume in herbstlichen
Landstrichen kamen Blätter herbeigeflogen, um sich
mit den von einem Wirbelwind hoch in die Luft gewehten trockenen Flocken zu vermischen, die eben
noch Downground gewesen waren. Aus der Blätterwolke erklang brausend seine Stimme:
    »Seht ihr die Feuer an der Küste des Mittelmeers?
Und die Feuer weiter nördlich, in ganz Europa?
Angstfeuer. Freudenfeuer. Wollt ihr sie genau sehen?
Dann kommt, fliegt mit!«
    Und die Blätter stürzten sich wie schreckliche,
flatternde Motten auf die Jungen und trugen sie davon. Über der ägyptischen Wüste sangen, kicherten
und lachten sie. Über dem fremden Meer segelten sie
verzückt und hingerissen wie die Schwalben dahin.
    »Frohes neues Jahr!« rief eine Stimme von weit
unten.
»Frohes neues was}« fragte Tom.
»Frohes Neues Jahr!« Downground, ein Schwarm
aus rostroten Blättern, ließ seine Stimme rascheln.
»Früher begann das Jahr am ersten November. Das
war das eigentliche Ende des Sommers und der kalte
Anfang des Winters. Eigentlich kein Grund zur
Freude – aber trotzdem: Frohes neues Jahr!«
Sie überflogen Europa und sahen vor sich ein neues Meer.
»Dort ist Britannien«, flüsterte Downground.
»Wollt ihr mal einen Blick auf den Totengott der
Druiden werfen?«
»Na klar!«
»Dann seid sanft wie Wolfsmilch, sacht wie
Schnee, rieselt hinab in den weichen Klee …«
Die Jungen begannen zu fallen.
Wie eine Handvoll Kastanien kullerten sie auf die
Erde.
12

D
    ie Reihenfolge der Jungen, die wie buntes
Herbstlaub zu Boden fielen, war folgende:
Tom Skelitt in seinem wunderbaren Knochenkostüm.
    Henry-Hank, mehr oder weniger eine Hexe.
Ralph Bengstrum, eine ziemlich in Unordnung geratene Mumie, die von Minute zu Minute ausgewickelter wurde.
Ein Gespenst namens George Smith.
J. J. (jeder weitere Name überflüssig), ein sehr
überzeugender Urmensch.
Wally Babb, der

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