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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Produktions- und Vertriebsmodell, das ich verwirklichen möchte.«
    »Mit dem Ihr Bruder aber nicht einverstanden war.«
    »Da gingen unsere Ansichten auseinander, ja.«
    Er hatte ihn gerade danach fragen wollen, wie denn das neue Geschäftsmodell konkret aussah und weshalb sein Bruder nicht damit einverstanden gewesen war, als es an der Tür klopfte und ein ihm unbekannter Mann den Kopf in den Raum streckte.
    »Herr Fitterling, ich bitte um Verzeihung. Ich will nicht stören, aber was ich heute Morgen hören musste …« Er betrat das Büro, schloss die Tür hinter sich, lief mit bedächtigen Schritten auf den Firmeninhaber zu, reichte ihm die Hand. »Ich kann es nicht fassen, ich bin vollkommen am Ende. Mein aufrichtiges Beileid.«
    Braig schätzte den Neuankömmling auf Anfang, Mitte fünfzig, ein sympathischer, vornehm wirkender, mit einem dunklen Anzug, einem weißen Hemd und einer anthrazitfarbenen Krawatte bekleideter Mann. Ein schmaler, schütterer Haarkranz umrahmte halbmondförmig seine ausgeprägte Glatze. Er hatte ein rundliches, von dunklen Augenbrauen und einer Stupsnase gezeichnetes Gesicht, lächelte freundlich. Die beiden Männer schüttelten einander die Hände, wortlos im Schmerz des Verlustes vereint, lösten sich nur langsam wieder voneinander.
    »Ich werde alles tun, Ihnen über die nächsten Tage und Wochen zu helfen. Alles, was in meiner Macht steht.«
    Fitterling nickte, bedankte sich für das Mitgefühl, wies dann auf Braig. »Die Polizei ist hier. Sie sind auf der Suche …« Er vollendete den Satz nicht, überließ es der Fantasie des Besuchers, die fehlenden Worte zu ergänzen.
    Der Mann trat zwei Schritte zur Seite, wandte sich Braig zu. »Stollner ist mein Name«, erklärte er. »Klemens Stollner. Ich bin der Bürgermeister.« Er reichte dem Kommissar die Hand, deutete eine leichte Verbeugung an, seufzte dann laut. »Ja, das ist schrecklich. Ich konnte es kaum glauben, als ich es hörte.«
    »Wer hat es Ihnen mitgeteilt?«, fragte Braig, nachdem er sich vorgestellt hatte.
    »Meine Frau«, antwortete Stollner. Er fuhr sich mit der Hand über die Glatze, tastete sie sorgsam ab. »Ich war mitten in einem Kundengespräch, als der Anruf kam. Da noch ein Geschäft abschließen … ich war kaum im Stande dazu.«
    »Ein Geschäft für die Gemeinde abzuschließen?«
    »Nein, ich arbeite bei einer Bank in Reutlingen«, erklärte der Mann. »Geigelfingen kann sich keinen voll bezahlten Bürgermeister leisten, wenn Sie das meinen. Das ist ein Ehrenamt.« Er lächelte Braig freundlich zu, hob seine rechte Hand, streckte ihm alle fünf Finger entgegen. »Wir haben gerade mal fünfhundert Einwohner. Selbst wenn wir Luitlingen, unsere Teilgemeinde, dazurechnen. Fünfhundertachtzehn, um es genau zu sa …« Er hielt mitten im Wort inne, starrte erschrocken zu Fitterling hinüber, presste seine Lippen aufeinander.
    Braig wusste sofort, was den Mann so erschütterte. Fünfhundertachtzehn Einwohner, das war der Stand von gestern, nicht die aktuelle Zahl …
    »Ich kann es nicht fassen«, brachte Stollner seine Empfindungen auf den Punkt, »ausgerechnet jetzt auch noch, in dieser Situation.«
    »Sie sprechen von den wirtschaftlichen Problemen der Firma?«
    »Geigelfingen und Fitterlings Maultaschen gehören zusammen. Und das muss so bleiben. Unbedingt!«, erklärte der Bürgermeister. Er wandte sich von Braig ab, dem Inhaber der Firma zu. »Heute Abend um zwanzig Uhr, Herr Fitterling. Ein kurzer Gottesdienst, zu Ehren Ihres Bruders. Hier in der Kirche. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Mit der Pfarrerin habe ich bereits gesprochen. Sie bereitet sich schon vor.«
    Fitterling sah auf, runzelte die Stirn. »Heute Abend?«
    »Nur ein kurzer Gottesdienst. Noch keine offizielle Trauerfeier«, erklärte Stollner. »Ein erstes meditatives Gedenken. Zwei, drei Stücke mit der Orgel, dazu ein paar nachdenkliche Worte der Pfarrerin. Das sind wir Ihrem Bruder schuldig.«
    Fitterling hob abwehrend beide Hände, verzichtete aber auf jedes Wort.
    »Das bereite ich also vor.« Der Bürgermeister schaute auf seine Uhr, deutete dann zur Tür. »Wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann, Herr Fitterling, jederzeit. Aber jetzt muss ich kurz in die Kirche, Frau Maier wartet. Ich bin mit ihr verabredet. In fünfzehn Minuten, um es genau zu sagen. Und vorher möchte ich noch der Partnerin Ihres Bruders kondolieren.«
    »Dieser Eva …?«, mischte Braig sich ins Gespräch, vergeblich nach dem Familiennamen

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