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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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erinnere mich noch sehr gut an den »flotten Dreier«, den
sie lediglich als »Dreier« bezeichnete, weil ihr derartige Anspielungen zu
plump sind.
    »Wenn’s passt, wird’s richtig heiß, nicht flott. Die Hüte
meiner Oma sind das, was man allgemein als flott bezeichnet«, sagte sie, »und Heißer
Dreier beispielsweise klingt ja wohl eher wie eine Familienpackung Pizza
Hawaii, hm?«
    »Ja«, pflichtete ich ihr bei, »klar. Logisch.«
    »Schön. Dann bring ich Bea um acht mit.«
    Mit diesen Worten verschwand sie, um arbeiten zu gehen.
    Ich hatte mir den ganzen Tag das Hirn zermartert – wie zur
Hölle war es ihr gelungen, ihre Arbeitskollegin zu Spielchen zu bewegen, bei
denen außer Rita auch noch ich teilnahm – ich, der ich Bea überhaupt nicht
kannte.
    War die Warenannahme der Edekafiliale Bornstraße ein
Schmelztiegel sexueller Obsessionen? Oder wusste Bea noch nichts von ihrem
Glück?
    Die Sache klärte sich pünktlich um acht, als die beiden die
Wohnung betraten: Meine Freundin warf mir verschwörerische Blicke zu, während
Bea versuchte, ihren Zeigefinger aus einer leeren Flasche Söhnlein Brillant zu
befreien.
    »So. Wir haben uns ein bisschen angeschickert. Darf ich
vorstellen? Beate, Disposition und Auszeichnung.«
    Ich widerstand dem Drang, mich mit »Frank, der einzige
Pimmel auf sechsundsiebzig Quadratmetern« vorzustellen und holte stattdessen
Seife für ihren Finger.
    Die Vorstellung von Leergut, das beim Sex mit meinem Kopf
kollidierte, beunruhigte mich etwas.
    Um das Ganze abzukürzen:
    Bea war bisexuell. Nicht, weil sie sich zu beiden
Geschlechtern hingezogen fühlte, sondern weil sie es für chic hielt. Sie dachte
wohl, mit einem eher unbekannten Pärchen zu vögeln wäre etwas, das man auf
jeden Fall seinem Lebenslauf hinzufügen müsste, und so lief’s auch.
    Ich versuchte, mir einen Mutpegel anzutrinken, bekam aber
Sodbrennen, da nur Eierlikör im Haus war. Als Beate aus der Disposition ihr
Oberteil ablegte, starrte ich auf unrasierte Achselhöhlen, die noch den Duft
von acht Stunden Raviolidosen-Auszeichnen in sich bargen. Als ich dann darum
bat, im Schlafzimmer das Licht zu löschen, erntete ich schallendes Gelächter
von Rita.
    »Wir werden es weder im Schlafzimmer treiben«, raunte sie
mit einem Seitenblick auf Bea, »noch wird das Licht ausgemacht. Ist der Akku
der Videokamera aufgeladen?«
    »Nein verdammt. Wozu auch? Brauchst du was für die nächste
Betriebsfeier, verdammte Scheiße?«
    Während ich so sprach, beobachtete ich Beas Hals, der
begonnen hatte, merkwürdig zu zittern.
    »Du«, flüsterte ich, »deine Kollegin macht hier gleich die
menschliche Fontäne.«
    »Duuu bissnnn Süßerrr«, sagte Bea und stakste auf mich zu.
    Ich wich zurück, die Hände nach vorn gestreckt.
    »Keinen Schritt weiter«, sagte ich.
    Mein Widerwillen hatte mittlerweile eine Dimension
angenommen, die einem schwarzen Loch gleichkam. Wenn ihre Finger – die
garantiert nach Etikettenkleber rochen – meinen Hosenbund berühren würden, wäre
ich bereit gewesen, aus dem Fenster zu springen. Sechster Stock, keine große
Sache. Auf jeden Fall wären auf der Intensivstation ziemlich junge und
hygienebewusste Schwestern, um mich zu pflegen.
    Alles würde ich hinnehmen, inklusive Katheter hier und
gummiummantelte Altmännerfinger im Hintern – nur verdammt, bitte nicht das
hier!
    Noch bevor Rita feststellte, dass ich den Akku für die Sony
sehr wohl geladen hatte, entlud sich Bea, die Haarige.
    Ein bemerkenswerter Schwall irisierender Flüssigkeit
spritzte gegen mein Hemd, die Lampe, mein Leben.
    Das war dann auch alles, was an in diesem Abend vulkanartig
irgendwelche Körper verließ.
     
    »Was hast du denn vor«, hakte ich nach, »Fesselspielchen?«
    Ihr Blick strafte mich ab. Es war dieser abgeklärte Du-prüder-Idiot-Ausdruck
in ihren Augen, der meinen Mut schmelzen ließ wie Marshmallows in heißem Kakao.
    »Es wird aufregend! So eine Art 9 ½ Wochen meets Die Thomas
Crown Affäre. Du wirst es toll finden!«
    Rückblickend würde ich gern Bea ran nehmen – jetzt, also
vergleichsweise zum momentan laufenden Erotikprogramm, das Rita sich ausgedacht
hat.
    Die Lage spitzt sich allmählich zu.
    Rita hat gesagt, sie käme gleich zurück, und das ist die
längsten vier Stunden meines Lebens her.
    Ich senke den Blick, denn schon wieder mustert mich einer
dieser Japaner.
    Rita hat mich nackt an die Tür des Museums gekettet –
Aufarbeitung sexueller Sperren hat sie das genannt. Unter Aufarbeitung

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