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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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zwangsläufig
unterschreitet?«
    »Was?«
    »Fein«, ignorierte ich seine verstörte Miene, »das letzte
Hemd hat ohnehin keine Taschen. Nehmen Sie eins von Philips. Hier. Die haben
den Firmensitz in Holland. Wenn’s kaputt ist, können Sie es hinbringen und ’n
Tag in Zandvort dranhängen.«
    Ich war etwas in Eile.
    »JA! Das wäre eine tolle Wahl!«
    Die mystische Aushilfe war hinter den Schnurlostelefonen
hervorgesprungen und begann, euphorisch auf meinen Kunden einzubellen.
    »Nehmen Sie ihn nicht wahr. Er existiert nicht«, redete ich
beruhigend zu meinem Kunden, »vermutlich haben Sie gestern ein verdorbenes
Mettbrötchen gegessen. Und ich auch«, hängte ich an, um meiner Theorie
hinzuzufügen, warum auch ich den Mythos sah.
    Der Mythos presste sich zwischen mich und den Kunden, und
ich hatte das erste Mal Gelegenheit, ihn komplett zu betrachten.
    Zwei Meter groß.
    Kordjeans der Marke Edwin, fünf Zentimeter zu kurz, darunter
leichenfahle Nikes in 46.
    Sein Gesicht hatte die Farbe eines Gyrostellers von gestern.
    STUDENT, schrillte mein Hirn.
    Guter Gott, dein Stab und Stecken werden mich trösten. Dafür
solltest du ihn allerdings rüberreichen, damit ich diesen Bafög-Rentner zurück
ins Reich der Scanner und Penner dreschen kann.
    »Hör mal«, sagte ich, so behutsam wie man es einem
verdorbenen Mettbrötchen gegenüber nur tun konnte, »du bist nicht real.«
    Dann rammte Bärtacki den Mythos aus meinem Blickfeld, und
die Hölle brach los.
     
    Die Tonträgerabteilung begann »Ein bisschen Frieden« zu
spielen, aber jede Deeskalationsmaßnahme ging ins Leere. Unser türkischer
Hausdetektiv nahm zwar die Kranichstellung aus »Karate Kid« ein, bewegte sich
ansonsten aber nicht.
    »Auf wessen Seite stehst Du eigentlich?«, schnauzte ich ihn
an und warf Manfred dabei unser – für seine Qualität erstaunlich günstige –
Angebotstelefon hinterher.
    Schröder schwenkte einen Lötkolben wie Christopher Lambert
gegen den Auszubildenden, bereit, den Sensenmann unseres Siegertages zu löten
und zu töten.
    Teufelskerl: Er musste den Kampf gerochen haben. So ein
Lötkolben heizt zehn Minuten vor.
    Dummheit siegt, dachte ich dumpf, als der Azubi
triumphierend außer Reichweite des 30 Zentimeter langen Kabels sprang.
    Mein Kunde stand wie versteinert in meiner Abteilung, einen
sperrigen Karton auf dem Arm, während er wohl überlegte, ob die
Buttercremetorte vom Morgen wohl Crack enthalten hatte.
    »Gute Wahl«, schrie ich im Vorbeirennen und trat nach dem
Mythos, der gerade wie eine Flipperkugel von Bärtacki abgeprallt war.
    Die Verstärkung kam von links, und zwar in Form einer
Deluxe-Box aller Startrek-DVDs, die Manfred fällte wie einen Baum.
    Ich riss die Faust hoch und dankte Uschi von den Tonträgern,
die mit entschlossener Miene die Bombardierung mit besonders klobigen
Compilations fortsetzte.
    Die 18er-Version, inklusive Booklet und Soundtrack, von
»Karlsson vom Dach« krachte in den Bildschirm eines Laptops – die Helden meiner
Jugend kamen mir zu Hilfe!
    Fehlte nur noch eine Sammlung aller »Kalle Wirsch«-Filme,
günstigstenfalls im Betonsarkophag.
     
    Es blieb bei den 24 E-Plus-Verträgen.
    Sobald Bärtacki wieder auf freiem Fuß ist, werde ich ihn
darüber unterrichten müssen, dass uns ein kleines Elektronikgeschäft aus dem
Hochsauerland um 4 Verträge geschlagen hat.
    Aber wie sagte abends meine Freundin zu mir:
    »Was willste denn bei der WM in Montpellier? Diese Hooligans
schlagen da doch nur alles kurz und klein.«
    Ich werde mich bei Manfred entschuldigen.
    Schließlich ist der Mensch die Krone der Schöpfung.
    Aber das hat noch Zeit.
    Die Ärzte meinen, mit dem Sprechen könnte es bei Manfred
noch was dauern.

Widerwärtige Angelegenheit
     
    Anspruch:              
*
    Metapherndichte:    **
    Lerneffekte:           
****
    Romantik:              
*
    Action:                   
***
    Sex:                        
**
     
    »Ich finde, heute sollten wir es mal richtig krachen
lassen«, sagte sie, wobei sie eine ihre gezupften Brauen hochzog.
    »Krachen«, wiederholte ich beklommen.
    Wir kannten uns nun mehr als sechs Monate, und Ritas Hang zu
sexuellem Fatalismus hatte mich mehr als einmal in leichte Krisen geschleust;
ich will nicht »gestürzt« sagen, weil sie es versteht, aus einer scheinbar normalen
Situation so schleichend etwas Bizarres zu konstruieren, dass ich meistens kaum
etwas mitbekomme.
    Ich

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