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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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wilde Gemische aus
teuren Gläsern.
    »Ich hab nix drunter«, warf der Staatsanwalt unvermittelt in
die Runde, und ich ahnte, warum er das sagte.
    In meinem Kopf erschien Charles Bronson, der sich knurrend
umdrehte: Das ist eine Falle. Verteilt euch!
    »Echt? Glaub ich nicht«, sagte Matthias, und ich krümmte
mich zusammen. Idiot.
    Das , sagte Bronson, ist der kürzeste Bronson-Film
aller Zeiten, du Arschloch. Alle tot. Das wollte er nur.
    Der Staatsanwalt erhob sich und riss die Kutte hoch; der
Punkt ging wirklich an ihn.
    Er war völlig nackt, und über seiner Schamgegend war KEIN
TRINKWASSER eintätowiert.
    Ich erinnerte mich nun spontan, ihn mal bei Bärbel Schäfer
gesehen zu haben. Von wegen Barbara Salesch.
    »Cool«, sagte ich, und meinte es auch so. »Tarantinomäßig.«
    »Danke Mann. Meinst du, die haben hier Absinth?«
    »Sicher«, erwiderte ich.
    Ich war mittlerweile so betrunken, dass ich Polka tanzende
Sesamstraßenbewohner sah, wo eigentlich nur frische Luft sein durfte.
    Der Staatsanwalt bestellte, und dann spielte der DJ meine
zweite Simon & Garfunkel-Nummer heute: »The Sound of Silence«.
    Gott: Alkohol ist Teufelszeug.
    Eine schwarze Hand auf meiner Schulter.
    Jules fragte: »Sind wir glücklich, Vincent?« und ich nickte
bleiern.
    Hello Darkness, my good Friend …  Na bitte.
    Sabine und Matthias sahen glücklich aus, und nach zwei
Absinth sahen für mich alle glücklich aus, inklusive der ganzen
Sesamstraße-Figuren, die sich am Zaun des Biergartens versammelt hatten, um mir
zu winken. Das mit dem Heiraten schien doch was zu sein. Es war so romantisch.
    »Du hast gut getanzt, Junge«, sagte Sabine. »Gib mir Fünf.«
    »Du kriegst schon Fünf vom Finanzamt«, sagte ich mit
schwerer Zunge.
    Sie kniff mir erneut in die Unterlippe.
    Das alles hier war so ziemlich das genaue Gegenteil davon,
Mia Wallace abzuholen, einen Fünf-Dollar-Shake zu trinken und dann auf Socken
zu tanzen – aber mir gefiel es. Seltsam.
    »Sachmasabinekanndermattihasdennnochrausspielenspäterdu?«,fragte
ich freundlich.
    »Na aber sicher«, nickte sie gutmütig, warf dann aber die
Stirn in Falten. »Aber wo du Spielen erwähnst: Ich hab seit heute Mittag den
Sohn unserer Rektorin nicht mehr gesehen. Klein, dick, etwa zehn, unruhiges
Kind. Irgendwas mitgekriegt?«
    »Noch einen Absinth für die Braut«, bellte der Staatsanwalt
hektisch, und Grobi drüben am Zaun hielt sich die blaue Flauschhand an den
Kopf.

Der offizielle  Movie Park Warner
     
    Anspruch:              
*
    Metapherndichte:    **
    Lerneffekte:           
****
    Romantik:              
*
    Action:                   
***
    Sex:                        
*
     
    Ein altes asiatisches Sprichwort sagt: »Der Weg ist das
Ziel«.
    Das ist sicher richtig, wenn man eine Diät macht oder die
Sahel-Zone durchquert, aber wenn man nach Bottrop Kirchhellen möchte, ist das Ziel das Ziel.
    Bottrop Kirchhellen hat die Infrastruktur von Taka-Tuka-
Land, und so war es für übergeschnappte amerikanische Mogule nur Formsache,
einen Filmthemenpark von babylonischen Ausmaßen zu installieren, voll gebaut
mit allem, was dem Durchschnittsverbraucher gerade noch gefehlt hat.
    Ich mag den Park ganz gern, weiß ich doch die Ironie, eine
Art Behelfs-Hollywood auf einen Bottroper Acker zu knallen, durchaus zu
schätzen.
    Meinen Nichten geht diese Form gutmütigen Kopfschüttelns
völlig ab: Jede milde Sozialkritik meinerseits prallt gegen den kindlichen
Wunsch, mit einem mannshohen Kanarienvogel, der von einer übellaunigen
ABM-Kraft ausgefüllt wird, auf einem 12-Euro-Foto zu erscheinen.
    Nun bin ich für meine Nichten eine Art Überonkel – der
Gottvater der indirekt Verwandten, bereit, jeden Stuss mitzumachen, als hätte
ich keine eigene Kindheit gehabt.
    Außerdem haben sie den Batman-Ride, eine Art elektronische
Rappelkiste im Zappendustern, die einem vormacht, man würde durch das Revier
des Rächers bersten, während man durchgerüttelt wird.
    Die kleinen De Niros machten unter größten Anstrengungen auf
lieb, um mich klein zu kriegen.
    »Ooooooooonkel? Fahren wir in den Movie Park?«
    Sechs Millionen Ausreden schossen durch meinen Kopf:
    Nein – da flanieren Kerle in Gummi rum. Und Robin auch.
    Nein – ich möchte nicht, dass der erste Mann, der euch
unsittlich berührt, wie ein Kater kostümiert ist
    Nein – ich möchte meine Altersvorsorge nicht in Börsen
sprengende kandierte Äpfel

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