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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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genau hinter mir. Ich habe mich vielleicht erschrocken. Als ich mich dann umgedreht habe, waren alle Tische hinter uns besetzt. Mit Braunhemden. Einige standen sogar hinten an der Wand. Ich habe Gerhard angestoßen. Der hat zuerst nichts gemerkt, weil er nur auf die Bühne gesehen hat. Ich musste ihn richtig fest schubsen. »Die Braunhemden«, habe ich ihm zugeflüstert und mit dem Kopf nach hinten gezeigt. Gerhard hat sich umgesehen und ist blass geworden.

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    »Wir müssen weg hier!«, hat er leise gesagt. In dem Moment wurden die P f iffe lauter und ein Stuhl flog auf die Bühne. Die Musiker hörten auf zu spielen. »Komm!« Gerhard packte meinen Arm und stieß mich in den Nebenraum, in dem sonst Hochzeiten gefeiert werden. Wir haben uns nicht mehr umgedreht, sondern sind, so schnell wir konnten, auf die Tür zugelaufen, die nach draußen führt.

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    Wir sind g erannt, bis ich Seitenstiche bekommen habe und wir stehen bleiben mussten. Hinter uns war niemand. Wir haben uns an eine Hauswand gelehnt. Ich musste nach Luft schnappen. Gerhard war noch immer blass, doch sein Gesicht hatte rote Flecken vom Laufen. »Diese Braunhemden!«, hat er geschimpft. »Sie machen alles kaputt!«

    Karina saß mit ihrem Netbook in dem Selbstbedienungscafé direkt neben dem Eingang des Einkaufszentrums. Sie war froh, dass sie ihren Internetstick mitgenommen hatte. Damit konnte sie überall surfen, auch hier im Café.
    Ein leises Pling zeigte ihr an, dass der Download des Songs ›Irgendwo auf der Welt‹ abgeschlossen war. Irre, dass Tante Katharina diesen Song vor 80 Jahren gehört hat und ich ihn heute problemlos im Café herunterladen kann, dachte sie. Sie hatte ihn gleich in zwei Versionen heruntergeladen. Von den Comedian Harmonists und von Udo Lindenberg. Die DVD seines Projektes über emigrierte Künstler hatte sie bestellt. Die hatte Zeit.
    Karina stöpselte die Ohrhörer in das Netbook und hörte die Songs, während sie ihre E-Mails prüfte.
    Das kann alles warten, dachte sie und widmete sich den Postkarten, die aussahen, als hätte jemand ein Schwarz-Weiß-Bild mit Wasserfarben leicht eingefärbt. Eine Karte zeigte den Eingang einer Kirche. ›Brunnen und Pfarrkirche‹, stand unter dem Bild.
    Sie sah abwechselnd auf den Bildschirm des kleinen Computers und auf die Karten. Inzwischen hatte sie verstanden, dass ihre Großtante alte Postkarten benutzt hatte, um ihre Erlebnisse in den ersten Wochen des Dritten Reiches aufzuschreiben. Warum ihre Großtante die Karten an sich adressiert hatte, konnte Karina sich nicht erklären. Ihr Vater vermutete, dass seine Tante sich damit schützen wollte, falls die Gestapo das Haus durchsuchte. Immerhin arbeitete sie bei einem Juden und ihr Bruder war Kommunist und in die Niederlande geflohen.
    Karina sah auf die Uhr. Ihre Freundin hätte schon längst ankommen müssen. ›Ich fahre jetzt los und bin am frühen Nachmittag bei dir‹, hatte Jenny geschrieben. Sie zog die Stöpsel aus den Ohren. Nicht, dass sie einen Anruf überhört hatte.
    Karina freute sich auf sie. Mit ihr zusammen würde es mehr Spaß machen, das Rätsel um die Postkarten zu lösen.
    Vielleicht gibt es im Internet alte Postkarten, überlegte sie und öffnete den Browser. ›Alte Ansichtskarten‹, tippte sie in das Feld der Suchmaschine. »Unglaublich!«, entfuhr es ihr, als sie die Ergebnisse der Suche sah. Sie schränkte die Suche ein, indem sie den Ortsnamen eingab. Gleich als Erstes wurde ihr eine Seite angezeigt, die vielversprechend klang. Sie öffnete die Seite und war überrascht über die Postkarten, die sie dort erblickte.
    »Das gibt es doch nicht!«, murmelte sie und starrte verblüfft auf eine Postkarte mit mehreren Aquarellbildern. »Krankenhaus, Pfarrkirche, Alter Festungsturm«, las sie leise. Genau diese Ansicht war auch auf einer der Postkarten vom Dachboden zu sehen. Auf der Vorderseite dieser Karte hier war die rechte untere Ecke beschrieben wie auf der Karte der Tante. ›Meine Lieben!‹, das konnte Karina auch ohne ihre Übertragungstabelle entziffern. Den Rest konnte sie nicht lesen. »Wahnsinn!«, stieß sie laut aus.
    Ein Lachen riss Karina aus ihren Gedanken. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich ein Mann an das andere Ende des Tisches gesetzt hatte. Er hatte ein Notizbuch vor sich und einen Stift in der Hand. Allerdings schrieb er nichts, sondern lächelte Karina an. »Was ist Wahnsinn?«, wollte er wissen.
    Karina zögerte kurz. Der Mann wirkte so sympathisch wie sein Lachen,

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