Brandfährte (German Edition)
Martina Benke, sie ist aber Opfer eines anderen geworden, der mir die Tat in die Schuhe schieben will. Ein abgelehnter Liebhaber beispielsweise.»
«Hat sie denn einen Freund, Expartner oder Ähnliches?», erkundigte sich Petersen.
«Darüber lässt Frehls nichts raus.»
«Was ist mit der Variante, dass du schlicht die Wahrheit sagst, dich jemand reinreißen will und dafür bereit ist, einen anderen Menschen zu töten?»
Steenhoff schwieg einen Moment lang. Dann gab er sich einen Ruck. «Diese Variante gibt es nicht mehr.»
«Warum?»
«Sie haben meine DNA auf dem Brief an Martina Benke identifiziert.»
Das Telefonat mit Steenhoff hatte Petersen erschüttert. Steenhoff hatte ihr keinen vernünftigen Grund dafür nennen können, wie ausgerechnet seine DNA auf das Briefpapier gekommen war. Im Gegenteil. Er hatte ihren heftigen Protesten, dass das Labor sich geirrt haben musste, ruhig entgegengehalten, dass er einen Irrtum ausschließe. Schließlich hätten die Fachleute nicht irgendeine oder eine ähnliche DNA gefunden, sondern exakt seine. «Du weißt selber, wie gering die Chancen sind, einen genetischen Zwilling irgendwo auf der Welt zu haben. Eins zu …» Er zögerte. « 60 , 100 Millionen oder noch mehr. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber der Täter muss sich Papier beschafft haben, das ich bereits in der Hand hatte.»
Petersen kam ein furchtbarer Verdacht. Sie entschied sich, ihn auszusprechen. «Der muss bei dir eingebrochen sein. Oder er muss dir sehr nahe gekommen sein. Womöglich ist er noch immer in deiner Nähe.»
«Ja, dasselbe habe ich auch schon gedacht», sagte Steenhoff gedehnt. «Praktisch kann es nur im Büro passiert sein. Das aber würde bedeuten, dass wir einen Tatverdächtigen bei uns sitzen hatten, der in einem unbeobachteten Moment gezielt Papier von meinem Schreibtisch gestohlen hat.»
«Oder er war bei dir zu Hause», warf Petersen vorsichtig ein.
Steenhoff atmete schwer aus. «An diese Möglichkeit mag ich gar nicht denken. Aber ich fürchte, ich muss darüber mit Ira reden.»
«Wie geht es ihr?», erkundigte sich Petersen mitfühlend und ertappte sich dabei, dass sie die eigentliche Frage, die ihr unter den Nägeln brannte, nicht zu stellen wagte.
Doch Steenhoff ahnte, was sie beschäftigte. «Danke für deine Nachfrage. Sie ist sehr durcheinander, und wir reden manchmal stundenlang über nichts anderes als über all die unterschiedlichen Konstellationen. Aber das Wichtigste ist, dass sie mir glaubt, dass ich weder ein Verhältnis mit Martina Benke hatte noch dass ich unsere Mieterin nachts überfallen habe.»
Er seufzte schwer. «Weißt du eigentlich, wie es Martina Benke geht? Frehls lässt mich immer abblitzen, wenn ich mich nach ihr erkundige. Und im Krankenhaus sagen die mir auch nichts.»
«Manfreds letzter Stand war, dass sie weiterhin im Koma liegt», erwiderte Petersen.
Steenhoff schwieg.
Nach dem Telefonat ging Petersen zu Rüttger. Stirnrunzelnd nahm er die neue Hiobsbotschaft vom DNA -Fund entgegen.
«Langsam wird es richtig eng für Frank», sagte er düster und schaute Petersen ernst an. «Ich habe gehört, dass Martina Benke im Krankenhaus rund um die Uhr bewacht wird. Das heißt, Frehls geht davon aus, dass der Täter sie im Krankenhaus aufsuchen und diesmal ganze Sache machen wird.»
Er faltete die Hände vor dem Gesicht und pfiff leise durch seine leicht gespreizten Finger. «Es würde mich nicht wundern, wenn auch Frank rund um die Uhr vom MEK überwacht wird.»
Am Abend fuhr Petersen auf ihrem Rad nach Hause. Sie fuhr viel zu schnell und missachtete mehrere rote Ampeln. Es war mal wieder später geworden als geplant. Dabei hatte sie sich mit Vanessa zum Reden verabredet. Wütend trat sie in die Pedale. Jede Minute, die sie später als vereinbart kommen würde, würde ihr Gespräch noch komplizierter machen. Um 20 Uhr hatte sie da sein wollen. Eine halbe Stunde später als verabredet öffnete sie die gusseiserne Gartenpforte, nahm ihr Mountainbike auf die Schulter und trug es rasch die Kellertreppen hinunter. Sie wusste, wenn sie es nachts draußen angeschlossen stehen lassen würde, wäre es am nächsten Morgen weg. Im Viertel, wo die beiden Frauen lebten, war ein gestohlenes Rad kaum noch eine Bemerkung unter Nachbarn wert. Jeder hier lebte damit, hochwertige Räder am besten mit in die Wohnung zu nehmen.
Wider Erwarten war Vanessa nicht wütend, dass sie sich erneut verspätet hatte. Sie hatte die Wohnung aufgeräumt und saß
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