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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Hunderte von verkohlten Büchern, dazu Bilder, Matratzen und Möbel. Alles war von den oberen Stockwerken heruntergefallen und lag nun schichtweise und mit Wasser vollgesogen i m Keller.
    Ich versuchte, mir Sparkes an dem Abend vorzustellen, als der Feueralarm losging, und ich sah ihn in dem Wohnzimmer mit der schönen Aussicht oder aber in der Küche, vielleicht mit Kochen beschäftigt. Doch je mehr ich zu ergründen versuchte, wo er sich aufgehalten haben mochte, desto weniger verstand ich, weshalb er nicht entkommen war, es sei denn, er wäre durch Alkohol oder Drogen außer Gefecht gewesen oder hätte versucht, das Feuer zu löschen, bis das Kohlenmonoxid ihn überwältigt hatte.
    Lucy und ihre Kollegen befanden sich auf der anderen Seite der Grube, wo sie gerade den Sicherungskaste n aufbrachen, der unter dem Einfluss von Hitze und Wasser sofort zu rosten begonnen hatte.
    »Viel Glück«, ertönte McGoverns Stimme, als sie näher an sie heranwatete. »Aber das war's diesmal bestimmt nicht.«
    Sie sprach weiter, während sie gleichzeitig das geschwärzte Gestell eines Bügelbretts beiseite schleuderte. Das Bügeleisen und was von seiner Schnur übrig geblieben war folgten. Sie beförderte Fassdauben mit dem Fuß aus dem Weg, als wäre sie wütend auf den unbekannten Urheber dieser ganzen Schweinerei.
    »Habt ihr die Fenster gesehen? Das zerbrochene Glas liegt innen. Man könnte meinen, dass jemand eingebrochen ist?«
    »Nicht unbedingt.« Es war Lucy, die antwortete, während sie hockend den Sicherungskasten begutachtete. »Von innen trifft Wärme auf das Glas, es heizt sich auf und dehnt sich schneller aus als außen, verursacht ungleichmäßigen Druck und Wärmerisse, die sich deutlich von denen bei mechanischer Zertrümmerung unterscheiden.«
    Sie reichte McGovern, ihrer Ausbilderin, eine gezackte Glasscherbe.
    »Rauch dringt raus«, fuhr Lucy fort, »und Atmosphäre strömt ein - Druckausgleich. Es heißt also nicht, dass jemand eingebrochen ist.«
    »Sie kriegen eine Zwei plus«, sagte McGovern zu ihr.
    »Von wegen. Ich kriege eine Eins.«
    Mehrere Beamte lachten.
    »Aber ich muss Lucy zustimmen«, sagte einer von ihnen. »Ich seh so weit keinerlei Anzeichen für einen Einbruch.«
    Die Teamleiterin verwandelte unseren Katastrophenschauplatz in ein Klassenzimmer für ihre Certificated Fire Investigators, ihre Brandermittler, in spe.
    »Sie erinnern sich doch - wir haben davon gesprochen, dass Rauch durch Ziegelsteinwände dringt«, fuhr sie fort und zeigte auf bestimmte Stellen im Stein, wo die Wand zuvor an die Zimmerdecke gestoßen war. Die Stellen sahen aus, als wären sie mit Stahlbürsten geschrubbt worden. »Oder ist das Erosion, hervorgerufen vom Wasserdruck?«
    »Nein, der Mörtel ist teilweise weggefressen. Das kommt vom Rauch.«
    »Richtig. Vom Rauch, der durch die Fugen dringt.« McGoverns Ton war nüchtern. »Das Feuer sucht sich seinen eigenen Weg.
    Und unten an den Wänden - hier und hier und hier«, zeigte sie, »ist der Stein sauber gebrannt, frei von Verbrennungsrückständen oder Ruß. Außerdem gibt es geschmolzenes Glas und geschmolzene Kupferrohre.«
    »Es hat mit einem Kleinbrand angefangen, im ersten Stock«, sagte Lucy, »dem eigentlichen Wohnbereich.«
    »Genauso seh ich's auch.«
    »Und die Flammen sind zehn Fuß hoch geschlagen und haben auf das zweite Geschoss und das Dach übergegriffen.«
    »Wozu eine ganz anständige Menge Brennbares nötig gewesen wäre.«
    »Brandbeschleuniger. Aber glaubt nicht, auch nur einen kleinen Hinweis in dem Scheiß zu finden.«
    »Vergesst nichts«, mahnte McGovern ihr Team. »Und wir wissen auch gar nicht, ob ein Beschleuniger notwendig war, weil wir nicht wissen, was für eine n Brandstoff der Boden abgegeben hat.«
    Sie arbeiteten unter Geplatsche weiter, besprachen sich dabei und waren die ganze Zeit vom Geräusch herabtropfenden Wassers und der rumpelnden Pumpen umgeben. Ich interessierte mich für die Sprungfedern, die sich in meinem Rechen verfingen, und ging in die Hocke, um sie mit den Händen von Steinen und verkohltem Holz zu befreien. Man musste immer damit rechnen, dass womöglich jemand im Bett von den Flammen überrascht worden war. Ich spähte hinauf zu dem, was einmal die oberen Stockwerke gewesen waren, und setzte meine Ausgrabungen fort, förderte jedoch nichts auch nur entfernt Menschliches zutage, nur die durchgeweichten, sauren Überreste all dessen, was in Kenneth Sparkes' vornehmer Behausung ruiniert worden war. Einige seiner

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