Brandung des Herzens
und ich habe es allmählich satt, mich ständig von Ihnen heruntermachen zu lassen!«
Caleb blickte in die zornigen haselnußbraunen Augen unmittelbar vor ihm, sah die weichen Lippen, die vor Wut zitterten. Willow bebte am gesamten Körper. Sie war wütend über seine Verachtung und machte keinen Versuch, ihren Zorn zu verbergen.
»Sie sind müde, punktum«, erwiderte Caleb und ließ Willow abrupt los. »Und was das übrige betrifft - nasses Haar brennt ausgezeichnet, und ich werde sofort aufhören, Bemerkungen über Ihre Nutzlosigkeit zu machen, sobald Sie anfangen, sich nützlich zu erweisen.«
Mit entmutigender Schnelligkeit sprang er auf die Füße und ging zu der Stelle, wo die Packsättel lagen. Wenige Augenblicke später kehrte er mit einem nachtblauen Wollhemd zurück. Das Hemd war im Kavallerie-Stil geschnitten, mit einem keilförmigen Kragen an der Vorderpartie, die zu beiden Seiten geknöpft werden konnte. Die meisten Hemden dieser Art, die Willow bisher gesehen hatte, waren mit glänzenden Messingknöpfen verziert gewesen. Nicht jedoch Calebs Hemd. Knöpfe aus dunklem Horn schimmerten matt im Feuerschein.
Willow schoß der Gedanke durch den Kopf, daß nichts an Caleb hell oder glänzend war. Sattel, Zaumzeug, Kleider, Sporen, sogar der Pistolengurt, den er trug - nicht eines dieser Teile wies Silberbeschläge oder sonst irgendeine der Verzierungen auf, die Männer häufig als Blickfang benutzten. Sie bezweifelte, daß es Geldmangel war, der Caleb veranlaßte, auf diese Dinge zu verzichten. Nichts von dem, was er besaß, war zweitklassig oder gar schäbig. Die Schlichtheit und Unauffälligkeit seiner Ausstattung war ganz bewußt gewählt, weil es ihm half, das wilde Land zu durchqueren, ohne mehr Aufmerksamkeit als ein Schatten zu erregen.
»Ich weiß, es ist nicht besonders elegant«, erklärte Caleb in schleppendem Tonfall, als er Willow das Hemd hinhielt, »aber es wird Sie davor bewahren, Sittsamkeit vortäuschen zu müssen, wenn die Decke herunterrutscht.«
Da Willow nicht verstand, was er meinte, folgte sie seinem Blick. Die Decke war so weit herabgeglitten, daß nur noch ihre fest aufgerichtete Brustspitze das Tuch daran hinderte, ihre Brust völlig zu entblößen. Willow schnappte erschrocken nach
Luft, riß hastig die Decke mit beiden Händen hoch und kehrte Caleb den Rücken zu. Goldenes Licht zuckte und tanzte liebkosend über ihre Haut und ließ Willow wie ein zierlich geschnitztes Figürchen aus leuchtendem Bernstein aussehen.
An Calebs Kiefer zuckte ein Muskel, und seine Finger schlossen sich fester um das Hemd. Er warf Willow das Kleidungsstück zu und machte sich weiter an die Zubereitung des Abendessens, während er die sinnliche Verlockung ihrer Brüste und die elegante Schönheit ihres Rückens zu vergessen versuchte, der sich schlank und biegsam aus den dunklen Falten der Wolldecke erhob. Aber er war einfach nicht in der Lage, den Anblick zu vergessen. Wieder und wieder stieg das verführerische Bild vor seinem inneren Auge auf.
Wütend, weil er seine Gedanken nicht kontrollieren konnte-und schon gar nicht die harte, ungebärdige Reaktion seines Körpers-, briet Caleb schweigend Speck. Er brach sein beharrliches Schweigen auch dann nicht, als Willow auf höchst unbequeme Weise mit einer Hand den Brötchenteig zuzubereiten begann. Ihre andere Hand war vollauf damit beschäftigt, die Decke festzuhalten, um sicherzugehen, daß sie um ihre Taille und Beine gewickelt blieb. Calebs Hemd paßte ihr wie ein Überzieher; der Halsausschnitt war so weit, daß er ihre Halsgrube und die zarte Linie ihrer Schlüsselbeine enthüllte.
Mit Hilfe von Hemd und Wolldecke gelang es Willow relativ gut, ihre Blöße zu bedecken. Nur gelegentlich klaffte die Decke auseinander, um wohlgeformte Beine und samtige Schatten zu enthüllen, doch der flüchtige Anblick genügte, um brennendes Verlangen in Caleb aufsteigen zu lassen und ihn an die Schönheit zu erinnern, die unter Falten von Wolle verborgen war.
Nach dem Essen legte er mehr Holz ins Feuer, warf eine wasserdichte Plane auf den Boden und wandte sich dann zu Willow um. Sie beobachtete ihn argwöhnisch, spürte, daß er wütend war, ohne zu wissen, aus welchem Grund. Eine erfahrenere Frau hätte die Ursache für Calebs Mißstimmung erkannt, aber Willow war nicht erfahren. Sie merkte nur instinktiv, daß Caleb hart mit sich rang, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Können Sie mit einer Schrotflinte umgehen?«
»Ja.«
Er streckte seinen
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