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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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hatte es im Stil eines Hochschulprofessors ausgedrückt.
Sich auf diese Art wirklich mit Esau zu verständigen war
unmöglich… aber es war immer noch besser als eine
Pantomime.
    »Esau«, begann er resigniert, »liebst du
Gott?«
    »Natürlich liebt er Gott«, bemerkte Natalie.
»Er würde kaum wünschen, getauft zu werden, wenn er
Gott nicht liebte, oder?«
    »Natalie«, erwiderte er geduldig, »ich möchte
mit Esau reden. Bitte fragen Sie ihn: ›Liebst du
Gott?‹«
    Sie sah mißbilligend aus, setzte die Frage aber gehorsam in
Zeichen um. Reverend Hoyt wand sich innerlich. Das Zeichen für
»Gott« war entsetzlich. Es wirkte wie ein Gruß, von
der Seite betrachtet. Wie konnte man jemanden fragen, ob er einen
Gruß liebte?
    Esau nickte. Er sah schrecklich unbehaglich aus, wie er dort
stand. Es machte Reverend Hoyt wütend, daß Natalie auf
dieser aufrechten Haltung bestand. Das Rückgrat des Orang-Utan
war einfach nicht dazu eingerichtet. Sie hatte auch versucht, ihn
dazu zu bringen, daß er Kleidung trug. Sie hatte einen
Arbeiter-Overall angeschleppt, und eine Mütze und Schuhe. Bei
jener Gelegenheit war Reverend Hoyt nicht einmal geduldig mit ihr
gewesen. »Weshalb in aller Welt sollte er Schuhe tragen?«
hatte er gefragt. »Wir haben ihn gemietet, weil er seine
Füße wie Hände benutzen kann. Er benötigt
Füße wie Hände, wenn er oben zwischen den Balken zu
tun hat. Außerdem ist er bereits gekleidet. Seine Haare
bedecken ihn weit schicklicher als diese lachhaften Roben, mit denen
Sie sich zu bedecken lieben!« Nach diesem Vorfall hatte Natalie
eine verheerende Benediktiner-Angelegenheit getragen, die aus
Pferdehaar und Seilen gefertigt war; so lange, bis Reverend Hoyt sich
entschuldigt hatte. Dennoch hatte er in der Bekleidungsfrage Esaus
nicht nachgegeben.
    »Sagen Sie Esau, daß er sich in den Sessel setzen
soll«, befahl er. Er lächelte den Orang-Utan an,
während sie seine Anweisung befolgte. Er nahm ebenfalls Platz.
Natalie zog es vor, stehen zu bleiben.
    Der Orang kletterte von vorn auf den Sessel, dann drehte er sich
um. Seine kurzen Beine ragten vor ihm in die Luft. Sein Körper
war nach vorn verkrümmt. Er schlang seine langen Arme um seinen
Leib, blickte zu Natalie hoch, und ließ die Arme hastig wieder
an den Seiten herunterhängen. Natalie sah zutiefst verwirrt
aus.
    »Esau«, begann er aufs neue und gab Natalie zu
verstehen, daß sie übersetzen solle, »die Taufe ist
eine ernste Sache. Sie bedeutet, daß du Gott lieben und ihm
dienen sollst. Weißt du, was dienen bedeutet?«
    Esau nickte bedächtig, dann machte er ein seltsames Zeichen;
er schlug sich mit der flachen Hand seitlich gegen den Kopf.
    »Was hat er gesagt, Natalie? Und keine Ausschmückungen
bitte. Übersetzen Sie es einfach.«
    »Es handelt sich um ein Zeichen, das ich ihm beigebracht
habe«, erwiderte sie reserviert. »In der Sonntagsschule.
Das Wort stand nicht im Buch. Es bedeutet Talente. Er will damit
sagen…«
    »Kennst du die Erzählung von den zehn Talenten,
Esau?« Sie übersetzte. Wieder nickte er.
    »Und du möchtest Gott mit deinen Talenten
dienen?«
    Diese ganze Unterhaltung war widersinnig. Er konnte nicht mit
einem Orang-Utan die Dienste eines Christen diskutieren. Es ergab
keinen Sinn. Sie besaßen keinen freien Status. Sie
gehörten dem Cheyenne Mountain Institut für die Erforschung
der Primaten, das aus dem ehemaligen Zoo entstanden war. Dort hatten
die ersten Orangs einander signalisiert.
    Ein jüngeres Exemplar, das bis zum dritten Lebensjahr mit
Menschen aufgewachsen war, hatte seine beiden menschlichen
Zieh-Eltern bei einem Unfall verloren und war in das Center
zurückexpediert worden. Es hatte ein Vokabular von mehr als
zwanzig Wörtern in der American Sign Language besessen und war
in der Lage gewesen, einfache Befehle auszuführen. Noch bevor
das Jahr zu Ende gewesen war, hatten sich alle Orangs der Kolonie
denselben Wortschatz angeeignet und waren fähig, Aussagen zu
machen. Das Cheyenne Mountain Institute tat sein Bestes, seinen
Orangs eine Erziehung angedeihen zu lassen und ihnen nützliche
Jobs in der freien Industrie zu besorgen – aber sie waren noch
immer die Eigentümer.
    Einmal im Monat kamen sie und holten Esau ab, um ihn im Center mit
einem Weibchen kopulieren zu lassen. Er machte ihnen keine Schande.
In der freien Natur waren die Orangs inzwischen ausgestorben.
Cheyenne Mountain gab sich alle Mühe, diese Spezies am Leben zu
erhalten, und sie waren den Tieren gegenüber

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