Brandzeichen
klingelte das Telefon.
»Bitte keinen neuen Mord«, flüsterte sie, als sie den Hörer abhob und sich auf ihre Couch fallen ließ.
»Diane, hier ist Frank.«
Diane lächelte in sich hinein. Frank würde sie einem Mord jederzeit vorziehen.
»Hallo, Frank. Es tut gut, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?«
»Ich bin okay. Ich habe das von Izzy Wallace’ Sohn gehört. Ich kenne Daniel persönlich. Ist es wahr?«
»Ja, leider. Ich habe seine Knochen heute mit seinem Zahnschema abgeglichen. Zusammen mit der Röntgenaufnahme seines Handgelenks ergibt das ein hundertprozentiges Ergebnis. Aber wir haben die Familie noch nicht offiziell benachrichtigt.«
Frank schwieg einen Moment. »Es tut mir leid, das hören zu müssen. Ich war so dankbar, als wir Star gefunden hatten …«
»Ich weiß. Daran musste ich auch denken. Wie geht es Star? Wie war ihr Test?«
»Sie meint, er sei gut verlaufen. Sie glaubt sogar, dass sie in diesem Semester einen Notendurchschnitt von Zwei oder besser erreichen kann.«
»Toll, das höre ich gerne. Wann sehe ich dich?« Diane hatte das eigentlich nicht sagen wollen.
Sie fühlte sich nur plötzlich so schrecklich einsam.
»Wie wäre es mit morgen Abend?«
»Das würde mir gefallen.«
»Du klingst ziemlich geschafft.«
»Es sind nur alle diese Leichen von der Explosion und alles, was damit zusammenhängt. Im Museum gibt es auch Probleme. Jemand hat dort wertvolle Objekte gestohlen.«
»Gibt es schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Nein. Wir stellen gerade erst zusammen, was alles fehlt. Etliche der Gegenstände waren keine Ausstellungsstücke, sondern lagen in unseren Tresorräumen.«
»Dann muss es jemand sein, der das Museum gut kennt.«
»Es sieht so aus.«
»Das engt die Zahl der Verdächtigen ziemlich ein.«
»Ich möchte aber nicht, dass es jemand aus dem Museum ist.«
»Das kann ich verstehen.«
»Frank …« In diesem Moment meldete sich der Anklopfton ihres Telefons. »Einen Augenblick, bitte. Ich nehme nur kurz den Anruf entgegen.«
Sie schaltete zu dem anderen Anrufer um. »Diane, hier ist Garnett. Wir befinden uns gerade an einem Tatort im Briarwood-Apartmentkomplex. Sie und Ihr Team sollten besser sofort hierherkommen.«
[home]
21
D ie Briarwood-Apartments waren ein moderner Wohnkomplex für Leute mit gehobeneren Ansprüchen, in dem deswegen auch eher Fakultätsmitglieder als Studenten lebten. Diane traf sich mit David, Neva und Jin auf dem Parkplatz vor Sektion C.
»Diese Wohnungen habe ich mir angeschaut, als ich hierherzog«, sagte David. »Schön geschnitten. Mir gefielen sie. Sehr ruhig und eine gute Gegend. Nur etwas teuer für mein Budget.«
Sie holten die Tatortkoffer aus ihren Autos und folgten dem Zugangsweg bis zum Apartment 131. Garnett empfing sie mit einem düsteren Gesichtsausdruck an der Tür. Diane wusste, was er dachte: Dies war ein gefundenes Fressen für Stadtrat Adler. Morde in guten Gegenden machten den Leuten Angst.
Diane ließ Jin und Neva die unmittelbare Umgebung der Wohnung absuchen, unter den Fenstern und in allen Ecken und Winkeln, überall da, wo der Täter dem Opfer hätte auflauern können und vielleicht irgendwelche Spuren hinterlassen hatte. Sie und David zogen sich Überzieher über die Schuhe und setzten eine Schutzkappe auf, bevor sie die Wohnung betraten. Der Leichnam lag mit dem Gesicht nach oben im Wohnzimmer. Unter dem Kopf hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet. Es war eine junge Frau. Ihre langen blonden Haare bedeckten teilweise ihr zerschlagenes Gesicht. Ihre blauen Augen standen weit offen.
Auch Allen Rankin war bereits eingetroffen und maß gerade ihre Lebertemperatur. Er zog das Thermometer heraus und schrieb etwas auf seinen Notizblock, bevor er aufschaute.
»Hallo, Diane. Anscheinend halten wir es nicht lange ohne einander aus.«
»Anscheinend«, sagte sie. »Mit wem haben wir es denn hier zu tun?«
»Auf ihrem Briefkasten steht der Name J. Cipriano. Weiblich, sechsundzwanzig Jahre alt. Als wir hier eintrafen, war sie nicht mehr als eine halbe Stunde tot«, antwortete Rankin.
»Ein Sexualverbrechen?«, fragte Garnett, der gerade hinter ihr den Raum betreten hatte. Diane schaute auf seine Schuhe. Er trug tatsächlich Überzieher.
»Neva hat sie mir gegeben«, sagte er, als er ihren Blick bemerkte.
»Keine sichtbaren Anzeichen für ein Sexualdelikt. Später weiß ich mehr.« Er schaute auf die tote Frau hinunter. Sie trug einen blauen Pullover und einen weißen Wollrock. »Wenigstens
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