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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zum Teil vertraute Zutaten umfaßte, aber auch Beiwerk aus drei fremdländischen Kulturen enthielt, ein Musizieren war es, das alle Sinne nachhaltig ansprach, sich wegen der Anteile von Bekanntem um so befremdlicher anhörte. Taguiloa bot unter Einsatz des ganzen Körpers einen Tanz dar, der Akrobatik, Bewegungsarten aus einem Dutzend Kulturen und Ergebnisse seines fruchtbaren Vorstellungsvermögens miteinander vereinte. Diese Musik und seine gelenkige, biegsame Gestalt schufen im Schimmern der Sterne und Leuchten der Lampions etwas völlig Neues, wie Himmel und Erde es nie zuvor gesehen hatten. Und als er innehielt, die Musik verstummte, Taguiloa um Atem rang, herrschte für einen Augenblick im Innenhof tiefes Schweigen, das die Zuschauer dann durch Pfiffe, Geschrei und Fußstampfen brachen, durch das Klatschen von Händen auf Körperseiten, Schenkel und anderer Leute Rücken, Und der Beifall dehnte sich aus, als sollte er niemals enden, so gründlich feierten die Menschen diese Neuheit ohne Namen, die sie dermaßen ergriffen, derartig aufgerüttelt hatte.
    Sobald die Truppe sich dem überschwenglichen Wirt und der wortkargen, aber blutegelhaften Aufmerksamkeit des Jamar und seiner Jamika zu entziehen vermochte, traf sie sich in der Badestube des Gasthofs.
    Dampf quoll auf, umwallte Lampen, in denen mit Duftwasser gemischtes Öl brannte, die gespenstische Schatten auf die feuchten Fliesen warfen; die Nässe, die sich an den Wänden niederschlug, bildete eine vom Zufall bestimmte Maserung in Hell- und Dunkeltönen und ähnelte so dem perligen Muster einer Schlangenhaut. Bedächtig schwamm Brann im warmen Wasser, ihr von den Kindern verwandeltes schwarzes Haar trieb ihr um die Schultern wie ein Fächer. Yaril und Jaril schossen durchs Wasser wie zwei hellgeschuppte Fische, die Hälfte der Zeit unter Wasser, sie rammten mutwillig die anderen Schwimmer, einträchtig in ihrer übermütigen Ausgelassenheit. Negomas planschte ihnen hinterdrein, fühlte sich im Wasser fast so wohl wie sie, der einzige wesentliche Unterschied war, daß er — im Gegensatz zu ihnen — atmen mußte. Taguiloa schaukelte träge auf dem Wasserspiegel, den Hinterkopf in einer schwimmenden Kopfstütze, die Augen halb geschlossen, ein verträumtes Lächeln zuckte ihm um die Lippen. Ab und zu straffte er das Gesicht, aber der Ausdruck erzwungener Würde löste sich immer wieder zu einem Lächeln schläfriger Zufriedenheit auf. Harra schwamm geruhsam umher, ihr langes dunkelbraunes Haar zog sich über dem spitzen Gesicht stets aufs neue zu krausen Löckchen zusammen.
    Beim erstenmal, als die Truppe nach einer langen harten Probe Schwarzdorns Badehaus aufgesucht hatte, war Harra bestürzt, ja gar erschrocken, als die anderen Mitglieder sich splitternackt entkleideten und unter Stöhnen des Behagens ins Wasser sprangen, damit dessen Wärme das Ziehen in den ermüdeten Muskeln linderte. Gemeinschaftliches Baden war eine uralte hinaische Sitte, deren Ursprünge irgendwo in frühen, sagenhaften Zeiten zu suchen sein mußten, noch bevor die Menschen das Schreiben gelernt hatten. In einem Badehaus gab es vollständige Gleichheit, es war die einzige Örtlichkeit, wo sich Hina aller Kasten unbefangen begegneten, eine Stätte, an der das strenge Brauchtum der überlieferten Verhaltensweisen keine Gültigkeit besaß, Männer und Frauen sich gleichermaßen erholen konnten. Nach der Eroberung durch die Temueng wurde der Betrieb von Badehäusern einige Jahre lang verboten, anfangs hatten die Temueng sie als Orte ausschweifender Unzucht betrachtet, zu glauben außerstande, daß zwischen so vielen nackten Menschen ganz einfach keine geschlechtlichen Betätigungen stattfanden, daß man jeden, der gegen die diesbezügliche, die einzige Regel verstieß, sofort hinauswarf und als Barbaren ächtete. Harras Volk, das im großen und ganzen auf dem Wagen lebte, hatte eine recht ähnliche Einstellung wie die damaligen Temueng, es kannte kaum körperliche Zurückgezogenheit, dafür jedoch zahlreiche Vorschriften für das Verhalten beider Geschlechter, entstanden aus beengtem Zusammenleben und der Notwendigkeit, es zu regeln; allerdings war Harras Leben anders verlaufen als im Fall eines durchschnittlichen Mädchens bei den Ruckanag.
    Sie hatte weder Brüder noch Schwestern. Als sie vier Lenze zählte, war ihre Mutter bei der Geburt einer zweiten Tochter gestorben, und mit ihr starb das Kind. Danach hatte ihr Vater, ein Magier, kaum noch Zeit bei seinem Volk zugebracht,

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