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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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des Jamar Begehr, euch morgen abend in seinem Haus auftreten zu sehen.«
    Für ein, zwei Atemzüge schwamm Taguiloa still auf dem Wasser. »Richte dem Wirt aus«, sagte er schließlich, »daß wir unter der Voraussetzung, daß wir ein angemessenes Entgelt und geeignete Unterkunft für uns und unsere Pferde erhalten, mit Freuden vor dem Jamar auftreten werden.« Das Weib verbeugte sich ein drittes Mal und ging, scheuchte die neugierigen, aufgeregten Dienerinnen vor sich hinaus. Taguiloa trat einige Augenblicke lang gemächlich Wasser und schwieg, dann seufzte er, kauerte sich im Schneidersitz am Beckenrand auf die Kacheln. »Die Hoffnung auf Entgelt wird wohl leider vergeblich sein. Wir dürften von Glück reden können, kriegen wir Essen und 'n Dach überm Kopf. Trotzdem kann's sein, daß der Aufenthalt die Mühe wert ist. Die Temueng-Jamara stehen untereinander mittels Brieftauben und Kurieren in Verbindung, darum wird unser Ruf uns vorauseilen und vor uns Andurya Durat erreichen.« Lange maß er Brann aufmerksamen Blicks. »Wirst du vorsichtig sein?«
    »Ich versuch's, Taga. Slya weiß, ich versuch's.«
    Harra stieg aus dem Wasser, wickelte sich in ein Badetuch und ging die Speisen in Augenschein nehmen, sie verspürte auf einmal gehörigen Hunger. Sie schenkte Tee ein und kostete die verschiedenen Leckerbissen auf den Tabletts. »Kommt und eßt, zerbrecht euch mit schweren Sorgen lieber ein andermal den Kopf! Falls ihr so hungrig seid wie ich, ist's hier wie im Himmelreich.«
    Der Jamar war ein hünenhafter Mann. Obwohl Brann selbst recht groß war, ragte sie ihm mit dem Kopf lediglich bis zur Mitte des Brustkorbs. Er hatte so breite Schultern, daß sie für drei Hina gereicht hätten, der Bauch war so dick und hart wie ein Bierfaß, die Beine glichen Baumstämmen, Arme, Füße und Hände hatten dementsprechende Maße. Er hätte eigentlich abstoßend wirken müssen; das war jedoch durchaus nicht der Fall. Er empfing die Truppe mit breitem freundlichen Lächeln des Willkommens. »Eure Gegenwart ist eine Ehre für Haus Hamardan«, dröhnte seine Stimme.
    Taguiloa vollführte eine Verbeugung. »Wir sind es, denen Ehre zuteil wird«, antwortete er leise; er fühlte sich noch ein wenig mitgenommen.
    Der Hamardaner Jamar führte die Truppe zuerst durch die Räume, die er ihnen im Haus zur Verfügung stellte, eine Gunst, mit der Taguiloa keineswegs gerechnet hatte, und ebensowenig hatte er so schöne Zimmer erwartet. Noch wußte er nicht, wie er mit soviel Gönnerhaftigkeit umgehen sollte. Es verursachte ihm Unbehagen. Im allgemeinen behandelten Temueng Fremde und Hina nicht auf diese Weise.
    Während sie sich einzurichten versuchten, blieb der Jamar in der Nähe, schweigsam hielt er sich zurück, war jedoch unmöglich zu übersehen. Seine Froschaugen musterten immer wieder Brann, Harra und die anderen; ständig leckte er sich die Lippen, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn aber jedesmal, ohne einen Ton zu äußern.
    Taguiloa unternahm einige Anstrengungen, um ihn durch die Tür vom Rest der Truppe zu entfernen, damit er aussprach, was ihn beschäftigte, doch allem Anschein nach blieb er blind für alle versteckten Hinweise, und Taguiloa konnte ihn — trotz seiner offenkundigen Leutseligkeit — schlecht hinausschieben. Taguiloa war geistesgegenwärtig genug, um in dieser verzwickten Lage äußerste Umsichtigkeit zu bewahren, obschon es ihm innerlich höchste Willenskraft abforderte und ihn entsprechend zermürbte, sich der gebotenen Höflichkeit zu befleißigen. Er schaute Harra vielsagend an. Und sie — Tungjii lohne ihr die schnelle Auffassungsgabe! — scharte die übrige Truppe um sich, und zusammen verließen sie den Raum. Der Yaril-Hund ließ sich in einem Winkel nieder, die kristallartigen Augen halb geschlossen, aber auf den Temueng gerichtet, ein starker Beschützer, sollten sich Unnannehmlichkeiten ergeben.
    Der Hamardan-Jamar wartete, bis alle anderen das Zimmer verlassen hatten, hörte zerstreut zu, während Taguiloa sein zusammenhangloses Geplauder fortsetzte. Unvermittelt räusperte sich der riesige Temueng, unterbrach Taguiloa mitten im Satz. »Wie viele Tage kannst du bleiben ...?« Offenbar überlegte er, was für eine Anrede er verwenden könnte. Das hinaische Saö mochte er nicht benutzen, obwohl er sichtlich das Bedürfnis verspürte, zu seinem Gast höflich zu sein; andererseits wollte er einem bloßen Künstler keine temuengische Anrede gewähren, kein Temueng wäre dazu fähig,

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