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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Aufgabe, für die Truppe eine Genehmigung für Vorstellungen in Durat zu erlangen, kämpfte sich beharrlich durch die Rangordnung der Schreiber und Beamten, entrichtete mit Branns Geld Gebühren und Handsalben, so sparsam es ging, kehrte am Abend erschöpft, verärgert, aber auch voller Triumph in die Herberge zurück, schwang die Genehmigung, ein besiegeltes Stück Papier, in der Faust überm Kopf im Kreis. Harra lachte, Brann klatschte Beifall, Negomas trommelte ein paar Töne auf einer Tischplatte. Linjijan gesellte sich mit seiner Übungsflöte dazu, ohne die man ihn kaum jemals sah.
    Taguiloas Rückkehr gestaltete sich zu einem aus dem Stegreif veranstalteten Auftritt vor den Gästen von Jaos Herberge, Taguiloa tanzte im Gegentakt mit Brann, Harra begleitete sie mit Gepfeife, Linjijan flötete auf seinem Instrument eine leichte, heitere Weise, Negomas trommelte mit einem Paar Löffel auf dem Tisch — und das Ganze klang aus mit Gelächter, Wein und Ermattung. Als Taguiloa die Treppen zu seiner Kammer hinaufstieg, tat er es in entspannter Laune, seine Erbitterung war verflogen, er fühlte sich innerlich gelockert; so unter seinesgleichen wurde er den Gestank, der von den Temueng und ihrem Hochmut auf ihn übergriff, wieder los.
    Während Taguiloa gegen den Strom der temuengischen Gleichgültigkeit und Dummheit geschwommen war, Negomas und Harra über die Marktplätze schlenderten, Straßenzauberern und sonstigen Unterhaltungskünstlern zuschauten, um zu sehen, wer mit welchen Darbietungen mit ihnen um die Gunst der Zuschauer wetteifern würde, hatte Brann eigene Erkundungen unternommen, ohne allzu große Eile nach einem ruhigen Ort Ausschau gehalten, an dem sie sich, ohne irgend jemandes Aufmerksamkeit zu erregen, einigen Veränderungen unterziehen konnte; sie wollte vermeiden, daß irgendwer eine Verbindung zwischen Sammang — falls er nach Durat gekommen war — und Taguiloas schwarzhaariger Seherin erkannte. Das Fremdenviertel war mit Menschen überfüllt. Keine Ecke, kein Hauseingang, keine Ruine, kein Vordach fand sich, wo es nicht Kinder und Bettler in Mengen gegeben hätte, Weiber und Männer, die das Hin und Her in den Straßen beobachteten. Brann bahnte sich durchs Gewühl einen Weg zum Hafen, wo sie zwischen den Speichern und Lagerhäusern mehr freien Platz entdeckte, sie mußte nur den Wächtern aus der Quere bleiben, die sichern sollten — angeworben und bezahlt von den Händlern —, daß Langfinger die Pfoten von ihren Waren ließen. Yaril machte ein gesprungenes Brett an einem der schäbigeren Lagerhäuser ausfindig, schwebte als Dunst hinein, trat als Kind das Brett von innen los, während Jaril als Falke in der Höhe kreiste und auf Wächter achtgab.
    Brann kroch in das Gebäude, legte den Rock und die Kapipe mit den Münzen ab, strich sich das Schwarz aus den Haaren, veränderte ihr Gesicht, bis es wieder so wie das aussah, das Sammang kannte. Sie straffte sich, lächelte, fühlte sich auf einmal stärker wie sie selbst als seit Wochen, ihr war, als hätte sie eine zu enge Hülle abgestreift. Ein Geräusch. Sie wirbelte herum, riß die Hände hoch, hielt inne. Vor ihr stand Jaril, schaute zu ihr auf. »Ich bleibe hier«, sagte er.
    »Warum?«
    »Ich bin müde.«
    »Soll ich heute nacht auf Jagd gehen?«
    »Hm-hm.« Der Knabe blickte sich in der staubigen Dunkelheit um. »Wer weiß, was sich in diesem Bau herumtreibt? Du wirst sicherlich den Rock und die Kappe haben wollen, sobald's soweit ist, daß du zurück in die Herberge möchtest, und's wäre gut, wenn sie dann auch noch da sind.«
    Brann musterte ihn strengen Blicks. »Bist du auch bestimmt wohlauf?«
    »Keine Bange, Brombeer. Ich habe Yaril 'n wenig Kraft abgegeben, sonst nichts. Für den Fall, daß du in irgendwelche Schwierigkeiten verwickelt werden solltest.« Seine Erscheinung verschwamm, er verwandelte sich in einen schwarzen Malouch, rollte sich auf dem Rock zusammen, senkte das Kinn auf das Häufchen verketteter Münzen, schloß die Augen, entzog sich ihr, wie er es immer tat, wenn sie seine Gedanken, seine Empfindungen zu verstehen versuchte. Genauso wie auch Yaril es stets tat. Unwillig schüttelte Brann den Kopf, kämmte sich mit den Fingern die Haare nach hinten, kniete nieder und schlüpfte zurück ins Freie.
    Yaril begleitete sie, hatte zu diesem Zweck erneut die
    Gestalt eines zierlichen hellblonden Mädchens angenommen. Brann begann das Hafengelände nach Sammang oder einem Mitglied seiner Mannschaft abzusuchen. Etwa dem

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