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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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geschafft.«
    Der Kleinwüchsige zuckte zusammen, riß die Augen weit auf, stellte einen Weinbecher vor Brann und einen zweiten Becher vor Yaril, schob Brann den Krug zu und entfernte sich hastig, ohne auf Bezahlung zu warten. Brann maß Sammang mit einem Seitenblick, füllte die Becher und trank Wein, seufzte vor Behagen, als sich in ihrem Leib Wärme ausbreitete. »Und du auch.« Sammang langte an ihr vorbei, ergriff den Krug am Henkel, kehrte zurück zum Tisch. Yaril kicherte. Brann schaute sie böse an. »Trink aus, wenn's recht ist, und geh auf Wache.« Yaril nickte, leerte den Becher, ohne das Stieren des Kleinen hinter der Theke zu beachten, hüpfte von ihrem Platz und verließ die Stube. Brann rückte die Schultern gerade, rutschte von dem hohen Stuhl, strebte mit ihrem Besucher hinüber zu dem Tisch in der stockfinsteren Ecke, wo Sammang schon saß und auf sie wartete. Mit einem lauten Geräusch setzte sie den Becher ab, zog einen Stuhl unterm Tisch hervor, setzte sich nahe genug an den Tisch, um sich auf verschränkte Arme stützen und Sammang ansehen oder an ihm vorbeischauen zu können, wie sie es jeweils für richtig hielt. »Wer ist mit dir gekommen?«
    »Alle. Sie sagten, wenn ich versuchte, sie zurückzulassen, täten sie den ganzen verdammten Fluß hinaufschwimmen.« Sammang schenkte ihr ein, schob ihr den Becher zu. »Nur die Ruhe, Brann, ich werde dir die Knochen, die du wirfst, nicht durcheinanderbringen.«
    »Hnn! Was ist aus der Meermaid geworden?« Brann trank erneut Wein, stemmte die Ellbogen auf die Tischplatte, um ihre Hände am Zittern zu hindern, vermied Sammangs Blick, sah ihn nur ab und zu flüchtig an.
    »Ich habe Perando umsegelt, mich mit einem Verwandten und seiner Mannschaft getroffen. Er gibt ein Stück weiter droben an der Küste auf sie acht. Wann bist du eingetroffen?«
    »Gestern. Und du?«
    »Vor einer Woche. Ich habe 'n paar Geschäfte abwickeln können, dank glücklicher Umstände mit genug Gewinn, um alle Kosten zu decken. Gestern, mmm. Deine Leute hast du noch nicht gefunden?«
    »Heute nacht werden die Kinder sich auf die Suche machen. Sag Jimm, er soll für mich an sein Totem klopfen und mir Glück wünschen. Je früher wir handeln, um so leichter wird's sein.« Sie schabte sich im Genick, betrachtete trübsinnig die Tischplatte. In ihr regte sich etwas, das nicht mit den Gefühlen zusammenhing, die Sammang bei ihr hervorrief, ein Schwellen wie von Gezeitenkräften, das ihr Furcht um sich selbst, um die Ihren, um Sammang und die Truppe einflößte, um jeden und alles, das ihr etwas bedeutete. Sie nahm den Becher, trank Wein, zwang sich dazu, die Furcht zu mißachten.
    »Wir können fort, wann immer du willst.«
    Brann schaute Sammang an, dann zur Seite. »Vielleicht kann ich dir morgen Genaueres sagen. Ist es möglich, daß wir uns künftig hier treffen, um Pläne zu schmieden?« Es kostete sie Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Du wohnst doch hier?«
    Sammang streckte die Arme aus, umfaßte Branns Hände. »Trink deinen Wein aus und komm mit hinauf.«
    »Ist das auch dein Ernst?«
    »Ich habe beschlossen, es so zu nehmen, wie's kommt. Weil ich dich vermißt habe.«
    »Ich ... ich hatte darauf gehofft ...« Brann leerte ihren Becher und stand auf, sie schwankte, als das überstürzte Hinabgießen des Weins ihr einen Schwindelanfall verursachte. Sammang griff zu, stützte sie. Seine Berührung glich einer Flamme, wühlte Brann inwendig stärker auf als der Wein. Das erste Mal, als sie in seiner Kabine zusammengelegen hatten, war alles ganz einfach, so natürlich wie Atmen gewesen, während es sich jetzt vorsätzlichen, kühleren Sinnes anbahnte ... Nein, nicht kühl, keineswegs kühl ... Aber mit bewußter Absicht, es war keine zufällige erregende Begegnung, sondern etwas, auf das sie sich in vollem Verständnis dessen einließ, was bevorstand. Sie fühlte sich unsicher, war zapplig, sorgte sich, sie könnte ihn womöglich diesmal nicht zufriedenstellen. »Und was wird der Zapfer sagen?« Ihre Stimme quietschte albern; aus Verlegenheit lief Brann rot an.
    »Ihn geht's nichts an, Brombeer-ohne-Dornen.« Sammang tätschelte ihr die Wange. »Ganz ruhig, kleine Hexe! Wir haben viel Zeit.«
    Durch die Lebenskraft etlicher Ratten und Schlangen des Fremdenviertels zu neuen Kräften gebracht (Brann wollte nicht, daß wütende Geister ihre Anwesenheit in Andurya Durat in die Nachtwinde hinausschrien, so daß möglicherweise die Temueng davon erfuhren), flatterten Yaril und

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