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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Kupferkessel mit siedendheißem Wasser, auf zwei Tischchen lagen hohe Stapel weicher weißer Tücher neben Waschschüsseln aus feinem weißen Porzellan. Taguiloa lächelte, als Brann unverzüglich die Schüsseln in Augenschein nahm, mit den Fingern darüber strich, nach den Zeichen der Hersteller suchte. An der anderen Wand, näher an der Tür, stand eine lange halbhohe Tafel mit Kannen voller Tee, Krügen voller Wein sowie allerlei Leckerbissen in hübscher Anordnung. Läufer aus geflochtenem Riedgras linderten die Kühle des Steinbodens. Dicke Seidenkissen waren als Sitzpolster aufgehäuft worden. Des Kaisers Linke Hand mußte sich wirklich regelrecht begeistert über sie geäußert haben.
    Bei der offensichtlichen Freude Taguiloas empfand Brann eine Anwandlung von Vergnügen, eine Aufwallung von Befriedigung angesichts dieser Beweise des ausgezeichneten Ansehens, das die Truppe bereits genoß, aber Freude und Genugtuung wichen rasch, so wie alles Gefühl, seit die Ihren mit Sammang fort waren, abgesehen von gelegentlichen Regungen des Unbehagens, wenn sie daran dachte, was in ihr schlummerte. Nachts sang sie darauf ein, Schlafe, Slya, schlaf, Yongala tanzen für dich Träume, und sie hoffte, die Göttin möge schlummern, bis Brann mit ihr an die Hänge des Tincre-als heimgekehrt war. Trotz der Mattigkeit, die sie seit drei Tagen ständig verspürte, gab sie sich alle Mühe, der Welt das gewohnte Gesicht, sich Taguiloa und den anderen dankbar zu zeigen, weil sie ihrem Dasein einen Zweck gaben, nachdem ihr Leben jeden sonstigen Sinn verloren hatte. Bei der Truppe zu bleiben und mit ihr aufzutreten, bedeutete für sie, es blieb ihr eine längere Frist, bis sie schmerzliche Entscheidungen bezüglich der Gestaltung des gesamten Rests ihres Lebens fällen mußte, eine Zwischenzeit zum Ausspannen, um den Beifall der Zuschauer, die Freundschaft Taguiloas, Harras und Negomas' und auch die wohltuende Nichtsnutzigkeit Linjijans zu genießen, rings um sich das Leben seinen Gang nehmen zu lassen, ohne es zu erforschen, ohne es zu beeinflussen.
    Sie kleidete sich aus, legte das Tanzkleid an, das ihr Taguiloa reichte, wand sich hinein, glättete es auf dem Busen und an den Hüften, fühlte wohlig das Gleiten der Seide über die Haut, erfreute sich an der Weise, wie es sich anschmiegte, ihren Körperbau betonte. »Allmählich werde ich richtig eitel«, sagte sie zu Jaril, lachte angesichts der Miene, die er schnitt.
    Auch Taguiloa zog sich rasch um, streifte einen Einteiler aus karmesinroter Seide über, band sich eine breite goldgelbe Schärpe um den Leib, machte sich daran, sich das Gesicht weiß zu schminken.
    Unruhe vor der Tür. Er wandte sich dem mit einem Vorhang versehenen Türbogen zu, verstrich Schminke auf einem Handrücken und zwischen den Fingern. Schwungvolle Bewegung blähte den Vorhang. Ein hochgewachsenes dünnes Kindweib stelzte herein, gefolgt von einem hünenhaften Wächter. Nach drei Schritten blieb die junge Frau stehen, schaute sich mit anmaßender, hochmütiger Neugierde um. Der Blick ihrer heißen gelben Augen heftete sich auf Taguiloa. »Ich bin Ludila Dondi«, sagte sie, »die Schwester der Kaiserlichen Gemahlin.«
    Taguiloa verbeugte sich. »Damasaörajan.«
    Ludila Dondi starrte ihn an, als ob sie mehr von ihm erwartete, doch er erachtete es als ratsamer, zu warten und zu schweigen, er blieb so stumm wie der riesige Wächter, der sich einen halben Schritt hinter ihr hielt. Sie rauschte an Taguiloa vorüber, nahm das Töpfchen mit der weißen Schminke, stocherte darin mit dem Finger, wischte sich den Finger an der Wand ab, ließ das Behältnis fallen, ohne sich darum zu kümmern, wohin es fiel. Zum Glück plumpste es auf ein Kissen; zwar verärgert, aber zum Schweigen gezwungen, hob Taguiloa das Töpfchen auf und stellte es zurück auf den Tisch, sah zu, wie Ludila Dondi durch den Vorraum stakste, alles betrachtete und befummelte. Viel zu kräftig hieb sie eine Hand auf ein Trommelfell, mißachtete die Bestürzung in Negomas' Miene, immer kräftiger schlug sie auf das Trommelfell, lachte über das Dröhnen, das sie hervorbrachte. Negomas biß sich auf die Lippen und schwieg, aber seine braunen Augen waren beredt genug. Sie gab der Trommel einen Tritt, er fing sie ab, als sie umkippte, schaute ihr verdrossen nach, während sie zu Harra schlenderte. »Bist du die Wahrsagerin?« Sie legte die Hände an die schmalen Hüften und musterte Harra mit unverschämter Aufdringlichkeit vom Kopf bis zu den

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