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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Verfärbung an, doch ebenso konnte man durch sie noch immer das Gras erkennen. Ist das genug?
    Jaril rümpfte die Nase. *Immerhin genug, um uns zu zeigen, wieviel wir noch benötigen.*
    Yaril zog die Knie an und schüttelte den Kopf, jedoch nicht zum Zeichen des Widerspruchs, sondern um anzudeuten, wie wenig auch sie der Stand der Dinge zufriedenstellte. * Brann, es dürfte sich empfehlen, schnell und entschieden vorzugehen, wenn wir ihm Kräfte rauben. Es wird in diesem Fall nicht ganz so wie bei Amortis sein. Er wird einen Gegenschlag führen, sobald er begreift, was geschieht, und uns fehlt Ahzurdan, der uns Schutz gewähren könnte.* Die Andeutung eines Lächelns. *Nun ja, ich gestehe, ich habe mich geirrt, was ihn betrifft.*
    Ich habe verstanden. Schnell und entschieden. Eine Pause entstand. Brann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Wartet auf meine Weisung. Sie nahm die Hände von den Kindern, verschränkte die Arme, drückte sie sich fest an den Oberkörper. Dann schloß sie die Lider, kniff sie nachdrücklich zusammen; Erinnerungen an Schmerz marterten sie. Man kann keinen Schmerz zweimal spüren, dachte sie, aber der Körper beginnt zu zagen, wenn er merkt, daß neue Pein bevorsteht. Für die Dauer etlicher Atemzüge brachte sie das Wort, das ihr von neuem Qualen verursachen mußte, nicht über die Lippen. Endlich richtete sie ihren Rücken kerzengerade auf, straffte die Schultern, hob den Kopf, legte die Hände auf die Oberschenkel. »Vorwärts.«
    Die Kinder wurden zu Lichtkugeln, sie leuchteten schwächer als sonst, aber schwebten in die Höhe. Sie berührten sich; verschmolzen miteinander.
    Dann verwandelten sich die Kinder in einen dünnen Lichtbogen. Das eine Ende steckte tief im Herzen des Angeketteten Gottes, während das andere Ende sich in Branns Brustkorb bohrte. Sie hörte das auf geistiger Ebene geschriene *Ja!* und begann zu saugen.
    Gottfeuer lohte in sie über, bis sie brannte, bis das Gras unter ihr loderte, rings um sie die Luft glühte. Sie saugte Gottfeuer auf, bis sie so voll davon war, daß die kleinste Menge mehr sie vernichtet, sie zu Knochenkohle und Asche verbrannt hätte.
    Die Kinder spürten die Gefahr und unterbrachen die Verbindung zu der Gottheit; sie purzelten vor Brann ins Gras, glichen wieder fahlen Erscheinungen aus Glas. Sie griffen nach ihr, nahmen das Gottfeuer in sich auf, füllten und füllten sich damit, bis Brann wieder denken, atmen, sich wieder bewegen konnte.
    Der Gott tobte vor Zorn, aber Yaril und Jaril umgaben sie mit einer Sphäre aus purer Naturgewalt, bis er/es sich so weit beruhigt hatte, daß er wieder nach Maßgabe des Verstandes zu handeln vermochte. »Was macht ihr?« donnerte er/es, und der Widerhall seiner Mehrfachstimme dröhnte, übertönte die Wörter, verzerrte sie, bis sie ans Rätselhafte grenzten. »Was tut ihr? Was tut ihr?«
    In geringem Abstand von der schlafenden Gestalt des Blauen Danny ließen sich die Kinder im Gras nieder, setzten sich Rücken an Rücken, schauten wie in ungetrübter Müßigkeit in die Weite, legten eine übertriebene Gleichgültigkeit gegenüber dem Geschehen an den Tag. Doch nein: Sie waren keine Kinder mehr, sondern junge Menschen in der unsicheren Übergangszeit zwischen Kindheit und Reife, sie taten, was solche Jugendliche meistens am besten konnten, sie mißachteten in ärgerlicher Weise die für ihre Begriffe schrulligen Ansprüche der Älteren, die Fragen, Forderungen, die Prahlerei all jener, die die Auffassung hegten, achtungsvolle Aufmerksamkeit zu verdienen.
    Brann kühlte sich die versengten Handflächen im Gras, blickte hinüber zu den beiden Wandelwesen und rümpfte die Nase. Aufgrund der Wirrnisse ihres Schicksals hatte sie diese Zwischenfrist übersprungen, und im Augenblick war sie damit, daß es sich damals so ergeben hatte, recht zufrieden. Und es wühlte sie insgeheim auf, sich nun damit auseinandersetzen zu müssen, daß diese Entwicklung bei Yaril und Jaril stattfand. Sie verdrängte den Gedanken bis auf weiteres, widmete ihre Beachtung dem Gott, der nach wie vor unverständlich brüllte. »Wenn du leiser sprichst«, sagte sie freundlich, »werde ich dich womöglich verstehen und dir die Antworten erteilen können, die du verlangst.«
    Ein Weilchen lang herrschte Schweigen. Als der Gott sich erneut zu Wort meldete, hatte er seine Lautstärke erheblich gesenkt. »Was habt ihr getan?«
    »Wir haben uns schadlos gehalten«, entgegnete Brann. »Du hast mir eine Aufgabe gestellt, und ich habe sie

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