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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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irgendwie bemerkbar machte. Sogar das Wetter war angenehm, die Nächte waren kühl, die Tage warm, es wehte gerade so viel Wind, daß er die Wärme linderte, und nirgends zeigte sich ein Anzeichen für Regen. Ab und zu sah man einen Hirsch oder ein Rudel Hirschkühe mit den im Frühling geborenen Kitzen; gelegentlich stapften, zumeist in der Morgen- oder Abenddämmerung, Braunbären durch die Umgebung, kamen aber nie nahe genug, um zur Bedrohung zu werden. Zwischen den Wurzeln und kümmerlichen Kräutern hüpften blaue Gessiks umher, stocherten mit den dicken Schnäbeln in der Matte aus abgestorbenen Nadeln nach Bohrwürmern und Kiefernzapfen; ihre heiseren Rufe hallten von den Anhöhen wider, wenn sie über ununterscheidbaren Fleckchen Erde zu lautstarken Scheinkämpfen emporflatterten. Graue Gwichies schnatterten einander zu oder schüttelten junge Gwichies aus ohnehin fast zu klein gewordenen Beuteln, um sie auf wippenden Tarplum-Äste nach Nestlingen spätbrütender Vögel jagen oder reife Früchte pflücken zu lassen.
    Am fünften Tag (es konnte auch am sechsten sein) gelangten sie kurz nach der Morgenfrühe, als die Schatten noch lang und schmal waren und von Tau glitzerten, durch einen Eichenwald in die grasigen Vorhügel längs des Forkker Tals.
    Jaril und Yaril ritten voraus. Jaril saß im Sattel, Yaril dahinter; sie hielt sich an ihrem Bruder fest. Die Tatsache, daß sie jetzt, was die Ernährung betraf, von der Sonne abhingen, hatte zu mehreren Änderungen in ihrer Lebensweise geführt. In gewisser Hinsicht hatten sie Ähnlichkeit mit Eidechsen, sobald die Sonne sank, wurden sie merklich träger, falls sie keine Maßnahmen trafen, um dagegen vorzubeugen. Sie befanden sich noch dabei, sich den Änderungen in ihrem Dasein anzupassen; Brann auf diesem Ritt zu begleiten, die Strapazen, die er bedeutete, und die Gefahren, die noch bevorstanden, boten keine besonders günstigen Voraussetzungen für diesen Umstellungsprozeß.
    Auf der Talsohle wanderte eine Reihe von Männern in gleichmäßigem Tempo über das nächstgelegene Kornfeld; ihre Sicheln beschrieben schwungvoll Halbkreise, fällten büschelweise die Halme; hinter ihnen folgte eine Reihe von Frauen, die die Halme zu Garben zusammenbanden, und hinter den Frauen schwärmten Horden von Kindern umher. Manche stapelten die Garben zu hohen Haufen, andere luden die Garben von den Haufen auf Maultierkarren, die dann — gleichfalls von Kindern — durchs Tal zu den Lagerschuppen und Trockengestellen des Dreschbodens gefahren wurden. Die Männer sangen, ein dunkles, kehliges Hallen; die Melodie eines stark suggestiven, quasi magischen, jedoch durchaus wohlklingenden Arbeitsgesangs tönte durch das Tal. Die Frauen hatten eigene Lieder mit lebhafterem, betonterem Rhythmus; es handelte sich eher um Gesänge mit dem Charakter von Tanzliedern. Die Kinder lachten, sangen und betätigten sich nebenher mit einem Dutzend verschiedener Spiele, beispielsweise Abzähl- oder Hüpfspielen, während sie die Garben einsammelten und aufschichteten, sie auf die Karren warfen, oder Nachlaufen, wenn die Wagen abfuhren und sie ein Stück weit rings um sie und neben den Zugtieren mitrennen und tollen konnten. Es war früher Morgen, angenehm kühl und frisch, goldener Herbst, Jungen und Mädchen strotzten gleichermaßen von überschüssigen Kräften und Übermut, tobten sich ein letztes Mal so richtig aus, ehe der Winter sie in die Behausungen verbannte. Jedenfalls verhielt es sich so, bis man die Fremden bemerkte.
    Während Brann, die Gestaltwandler und der Blaue Danny den Feldweg entlang an den Menschen vorüberritten, schauten die Forkkertaler ihnen nach, doch niemand sprach ein Wort, niemand fragte, was sie hier suchten oder wohin sie wollten. Und die Kinder mieden ihre Nähe.
    Ahzurdans Erinnerungen beunruhigten den Blauen Danny, bis er endlich sein Muli nach vorn trieb und zu Brann ritt. »Gibt's Probleme?«
    »Mag sein.« Sie kratzte sich am Kinn. »Freilich könnte es eine besondere Art hiesiger Höflichkeit sein, Reisende nicht zu beachten, die aus der Richtung Havens kommen, aber ich glaub's nicht. Jay.« Jaril sah sich über die Schulter um, er war staubbedeckt und wirkte ziemlich müde, die Sonne schien noch nicht lange genug, um ihn hellwach zu machen. »Könnte einer von euch wohl vorausfliegen und erkunden, was vor uns liegt?«
    »Soll die Verwandlung vor den Augen der Leute geschehen?«
    »Warum nicht?« Ein gelindes Maß von Ehrfurcht wird uns vielleicht nützlich

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