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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Ernährerin war, ihre Mutter Sonne.
    Der Blaue Danny folgte Brann aus dem verdichteten gelblichen Nebel zu den verkümmerten Bäumen, wo sie und seine Vorgänger den überwiegenden Teil des Gepäcks zurückgelassen hatten. Die Maultiere waren noch da, warteten mit gesenkten Köpfen, sie machten einen eingeschüchterten, leicht angeschlagenen Eindruck; zweifellos Slyas Werk, sie hatte wohl aus Freundschaft oder irgendwelchen sonstigen Beweggründen etwas nachgeholfen. Er holte Brann ein, half ihr dabei, die Steine wegzuräumen, unter denen sie die Sachen versteckt hatten. In seinem Hirn ging es so chaotisch zu wie in den Dunstschwaden, die den Hohlweg durchzogen, doch sein Körper befand sind in guter Verfassung, er mußte nicht erst lange nachdenken, wenn er etwas tat, seine Hände packten zu, während sein Verstand sich mit anderen Dingen befaßte. Körperlich war er vital und kräftig, physisch funktionierte er mit einer Bestform, wie Ahzurdan und Daniel Akamarino sie früher nur erreicht hatten, wenn sie sich ihrer jeweiligen Berufstätigkeit mit äußerstem Einsatz widmeten. Er warf einen Sattel auf den Rücken eines Maultiers, langte unterm Bauch des Tiers vorsichtig nach dem Sattelgurt und stemmte ein Knie in die Flanke des Langohrs, um die Schnalle sorgfältig schließen zu können. Keineswegs verhielt es sich so, daß in seinem Kopf zwei Stimmen auf ihn eingeredet hätten, nein; vielmehr war es derartig, daß sein Doppelverstand, wenn er sich über irgend etwas Gedanken machte, auf einmal merkte, daß er über dieselbe Sache völlig andere Überlegungen anstellte, die möglicherweise zu ganz anderen Schlußfolgerungen führten. Und dann wechselte er unversehens wieder die Richtung der Gedankengänge, verfolgte die gleichen Erwägungen wie davor. Diese Wechselhaftigkeit ging mit keinerlei Eindrücken von Zwang einher. Sie hatte Ähnlichkeit mit ... ja, vielleicht mit dem Nebeneinanderfließen zweier ungefähr gleichgerichteter Strömungen in ein und demselben Fluß. Solange er auf diese parallelen gedanklichen Abläufe keinen Einfluß zu nehmen, nichts zu unterdrücken versuchte, blieb er dazu fähig, über alles, was seine Aufmerksamkeit erregte, durchaus klar und logisch nachzudenken. Und während die Zeit verstrich, trat immer stärker ein Doppel-Ich die Kontrolle über den Doppelverstand an. Ihm standen die kompletten Gedächtnisinhalte seiner zwei Vorgänger zur Verfügung, ebenso ihre Talente und Befähigungen (das hatte er mit seiner Arbeit für den Gott-im- Raumschiff ausreichend bewiesen); doch langsam, aber sicher wurde aus dem Wesen, das sich an zweierlei Vergangenheiten entsann, jemand ganz anderes. Der Blaue Danny. Der Magier Daniel Ahzurdan. Er band den schlaffen Hafersack hinter den Sattel, legte die Decke über den Sack und ging dann die Satteltaschen holen.
    Die Gestaltwandler jagten einander durch endlose Spiralen, schrien mit Adlerrufen ihre überschwengliche Begeisterung hinaus; während die Sonne aufstieg und sich schließlich über den Horizont erhob, schien ihr Zusammenhalt mit Brann, ja mit der Erde selbst, immer schwächer zu werden.
    Der Blaue Danny ritt hinter Brann; er hatte die Führungsleine des dritten Maultiers an einen am Sattel befestigten Ring geknotet. Er blickte zu den Gestaltwandlern hinauf und fragte sich, wie lange sie noch in Sichtweite bleiben mochten, ob sie, nachdem sie sie nicht mehr benötigten, um leben zu können, ihre Verbundenheit mit Brann aufrechterhalten würden. Er überlegte, ob er sie nach ihrer Erwartung fragen sollte, tat es jedoch nicht. Irgend etwas in ihm genoß ihre Anspannung, die raschen, verstohlenen Blicke, die sie den Gestaltwandlern zuwarf, irgend etwas in ihm blieb zurückhaltend, beobachtete nur unbeteiligt, ungerührt; er fand seine Vorgänger beide nicht allzu sympathisch, sie kamen ihm seicht vor, eindimensional. Er war ein Sklave des Angeketteten Gottes geworden, und er verabscheute diese Abhängigkeit, aber er freute sich immer mehr darüber, daß der Blaue Danny lebte, quicklebendig auf diesem Maultier über einen Berghang ritt, dem Klack-klack der Maultierhufe lauschte und dem Rauschen des morgendlichen Winds in den Kiefern, den Schreien der Adler am Himmel, daß er schwitzte und sich wundritt, weil die Tiere ihn durchschüttelten und er vom Reiten sowieso keinen blassen Schimmer hatte. Er pfiff eine muntere, anspruchslose Melodie vor sich hin, dachte daran, Daniels Recorder herauszusuchen, aber während er weiterpfiff, verzichtete er

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