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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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unbekümmert darauf.
    Einer der Adler schraubte sich aus der Höhe herab, formte sich in dem Moment, als er den Erdboden berührte, zu einem schmalwüchsigen, blonden jungen Mann um. Die Verkrampfung wich aus Branns Rücken, als sie ihr Reittier zügelte; es blieb stehen, nervös zuckten seine Ohren. »Wir haben uns gedacht, wir fragen lieber«, sagte Jaril. »Der Gott hat dir 'ne Karte mitgegeben, aber vielleicht möchtest du trotzdem, daß wir den günstigsten Weg erkunden, bis wir ins Forkker Tal gelangen?«
    »Auf alle Fälle kämen wir dann schneller voran.« Brann strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Kann Yaro so hoch steigen, daß sie Haven sieht? Das Gottding hat behauptet, wenigstens eine Woche lang würde kein Schiff einlaufen, und ich wüßte nicht, warum's hätte lügen sollen. Je früher wir zu Maksim gelangen, um so weniger Verdruß vermag er uns unterwegs zu bereiten, und um so eher kann's den Talisman haben, aber mir wäre wohler zumute, wenn ich 'ne Bestätigung hätte.«
    Nicht länger wie aus goldenem Glas, sondern als großer, braunweißer Raubvogel stieg der droben kreisende Adler höher, verschwand außer Sicht, indem er Schäfchenwolken durchquerte, wurde wieder sichtbar.
    Jaril bog den Kopf zurück, verfolgte Yarils Flug mit den Augen. »Das Meer ringsum ist leer, soweit Yaril sehen kann. Nicht einmal ein Schmuggler ist auf See. In Haven schlafen noch fast alle Leute. Ein paar Fischerboote sind draußen und werfen Netze aus, einige Frauen befeuern den Backofen, um das Brot für den heutigen Tag zu backen, die Knechte beginnen sich um Kühe und sonstiges Vieh zu kümmern. Niemand beeilt sich mehr als an anderen Tagen. Das ist bereits nahezu alles, was es zu sehen gibt.«
    »Na schön, es hätte sich ja unter Umständen was Neues ergeben können.« Brann schabte sich am Kinn. »Möchtest du laufen oder reiten?«
    »Reiten.« Jaril trat zu dem dritten Maultier, wartete ab, bis der Blaue Danny die Führungsleine von seinem Sattel gelöst hatte, dann saß er auf und trieb das Tier neben Branns Muli. »Yaril sagt, auf dem Gipfel des Isspyrivo sitzt Slya, der Schnee verdampft, sie hält uns unter Beobachtung.«
    Brann lachte. »Wenn sie länger dort oben hocken bleibt, wird sie sich den roten Hintern versengen.«
    »Oder Haven überschwemmen. Der Bach, der durch den Hohlweg fließt, verläuft hier in der Nähe bis zum Meer.«
    Brann gähnte. »Augenblicklich fällt's mir recht schwer, mir deswegen Sorgen zu machen.« Sie schob eine Hand in die Satteltasche neben ihrem Knie, zog eine Papierrolle heraus, entrollte sie und hielt sie auf dem Oberschenkel fest. »Hmm.« Sie lenkte ihr Reittier näher zu Jaril, tippte mit dem Zeigefingernagel auf ein Planquadrat der Karte. »Sieht mir aus, als stünde uns ein langer Umweg bevor, es sei denn, die Kluft da ist weniger tief, als sie auf dieser Karte den Eindruck erweckt. Was ist es?«
    »Eine noch gar nicht so alte Schlucht, meiner Ansicht nach. Aber ich weiß nicht, was diese verschwommene Darstellung da bedeuten soll.« Er schwieg einen Moment lang, nickte dann. »Yaril wird's feststellen. Erfordert allerdings 'n Flug von einer Drittelstunde.«
    Eine Zeitlang betrachtete Brann noch die Karte, ehe sie sie wieder einrollte und zurück in die Satteltasche packte.
    Während der Blaue Danny sie und den GestaltwandlerJugendlichen beobachtete, verspürte er eine Wallung von Eifersucht. Die Zuneigung zwischen ihnen hatte das Zerbrechen ihrer Ketten der gegenseitigen Abhängigkeit überstanden, sogar mehr als das, sie hatte es im positiven Sinn überdauert; halb hatte er damit gerechnet, daß die Gestaltwandler, kaum daß sie Brann nicht mehr benötigten, schleunigst ihrer Wege gehen und künftig ihr eigenes Leben führen würden, und als er sie bei der ungestümen Ausübung ihrer Flugkünste sah, hatte er unterstellt, nun würden sie in aller Kürze endgültig abhauen. Jetzt sah er, daß er sich geirrt hatte. Brann war eine liebevolle, hingebungsvolle Frau. Die Stärke der Beziehung, die sie zu den so fremdartigen Kindern unterhielt, war dafür der Beweis, und sein Gedächtnis enthielt auf das, was sie war, noch mehr Hinweise. Er entsann sich, wie ihr Rücken sich angefühlt hatte, an die Weise, wie sie auf Daniels Hände reagiert hatte; sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, als er sich ebenfalls daran erinnerte — mit gleicher Deutlichkeit —, wie schnell und vollständig es Daniel gelungen war, ihre Leidenschaft abzukühlen.
    Er musterte

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