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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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behalte den Strataga und seine Ratgeber wachsam im Auge, sie sind's gewöhnt, Macht zu haben, sie lechzen nach mehr, sie grollen mir, weil ich sie von den wichtigsten Entscheidungen ausschließe ... Hmm, etwa die Hälfte der jüngeren Hauptleute dürfte im Zweifelsfall auf deiner Seite stehen, aber denen aus den Fingertälern solltest du nicht trauen, tatsächlich wär's klüger, sie nach Hause zu schicken, und die Mehrzahl der Fußkrieger stammt aus der Ebene. Sei vorsichtig, was sie betrifft, das Heer hat sie von Kindesbeinen an gedrillt, es bedeutet ihnen ebensoviel oder mehr als ihre Blutsverwandtschaft, ihnen ist Gehorsam eingebleut worden, sie werden gehorchen, falls man sie gegen dich aufwiegeln will, selbst wenn ihre Mütter und Schwestern sich vor dich stellen. Die Handwerks- und Künstlerzünfte werden dich, bleibt ihnen eine Wahl, gewiß unterstützen, sie wissen noch, welche Zustände herrschten, als die Parastes die Zügel in der Hand hatten. Das gleiche gilt für die Richter; sie verlieren, wenn du verlierst. Vielerlei Unzufriedene lungern herum, vor allem überlebende Parastes-Schmarotzer und ihre hoffnungsvollen Erben. Sei im Umgang mit Vasshaka Bulan achtsam, ich weiß, daß die Bauern weder die Yrons noch Amortis oder ihre Diener mögen, aber es ist besser, du hast sie auf deiner Seite als gegen dich. Ich kann dir nicht voraussagen, wie der listige Schuft sich verhalten wird, doch ich vermag dir zu sagen, was er will, T'Thelo: Mehr. Das will er: Immer mehr, immer mehr und mehr. Nicht für sich, das muß ich einräumen, sondern für Amortis, er nennt sich ihr Diener, und es ist — bei den Vierzig Weltlichen Höllen! — sein Ernst. Darum mußt du, was ihn anbelangt, stets auf der Hut sein. Sorge dafür, daß die örtlichen Kriorn und ihre Amortis-Diener friedlich bleiben, T'Thelo, sie sind keine Handlanger, sie sind Männer wie du, darauf habe ich geachtet. Freilich sind sie durch die Schule der Yrons gegangen, aber auch ich habe auf sie Einfluß genommen. Das mußt du berücksichtigen.« Er verstummte und starrte an dem Bauernführer vorbei die Wand gegenüber an, doch sah er weder sie noch sonst irgend etwas. »Wir sind keine Freunde, T'Thelo, du würdest fröhlich lächeln, könntest du mich auf dem Scheiterhaufen schmoren sehen, und was mich angeht, so langweilst du mich und gibst mir manchen Grund zum Verdruß, aber trotz allem, T'Thelo, haben wir einen gemeinsamen Traum. Wir haben einen gemeinsamen Traum.« Er sprach leise und versonnen, seine Stimme ertönte in tiefem Bur-rumm-burrumm-burrumm, ähnlich wie eine Gambe in der tiefsten Tonlage. »Fünf Tage, T'Thelo, fünf Tage braucht man, um vom Forkker Tal nach Silagamatys zu reiten. Eine kurze Frist, um hinlängliche Vorbereitungen in die Wege zu leiten, aber tu, was du kannst. Ich erwarte, daß ich den Kampf gewinne, T'Thelo, sie kommen zu mir, sie werden am Mittelpunkt meiner Macht gegen mich antreten müssen. Dennoch wird auch mir ein Kampf bevorstehen, in dem ich nicht siegen kann, ein Kampf, den du bald genug wirst austragen müssen, mein Nicht-Freund, du weißt, wovon ich rede. Als ich damit begann, in Cheonea die Verhältnisse umzuwälzen, dachte ich, dafür hundert Jahre Zeit zu haben, doch nein, nein, so ist es nicht. Drei, fünf, vielleicht sieben Jährchen, mehr bleiben mir nicht mehr. Ich entlasse dich aus allen deinen Pflichten und Verpflichtungen, die du mir schuldest, Bauernführer; schmiede deine Pläne, ziehe deine Fäden, versuche dein Glück. Und wenn du mit jemandem über diese Unterredung sprichst, sei bei der Auswahl der Person sehr vorsichtig.«
    Für ein Weilchen saß T'Thelo stumm am Tisch und betrachtete die Kette hölzerner Perlen, die durch seine schwieligen, von der Arbeit steifen Finger wanderten; er hatte die Kette von seinem Vater, der sie wiederum von seinem Vater erhalten gehabt hatte. Die Perlen waren dunkel von altem Schweiß, alten Schmerzen und Nöten, alter Wut, die keinen anderen Auslaß gekannt hatte. Er rieb mit dem Daumen die Anfangsperle, die größer war als der Rest und noch dunkler, dann hob er den Blick. »Gib mir eine Möglichkeit, Nachrichten in die Ebene zu senden.«
    Maksim schnippte mit den Fingern, griff sich aus der Luft ein kleines Ei aus Obsidian. Er legte es auf die Tischplatte, versetzte ihm einen sanften Stoß, durch den es zu T'Thelo kullerte. »Das Zauberwort lautete Petom, es ruft einen Ge'mel zu dir.« Er lächelte, als er Widerwillen in T'Thelos zerfurchtem Gesicht sah. »Ein

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