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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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befördern soll.«
    T'Thelo zwinkerte, wölbte die zottigen Brauen. Yim verbeugte sich vollendet und entlockte ihm damit ein widerwilliges Lächeln. Der Bauernführer rieb mit dem Daumen den glatten, schwarzen Obsidian, dachte einige Augenblicke lang nach. »Pi'yen na«, sagte er dann. Den kleinen Mund zu einem fröhlichen Grinsen verzogen, verschwand Yim, als hätte man eine Kerzenflamme ausgeblasen. »Lustiger kleiner Knirps«, bemerkte T'Thelo. Er schob den Stuhl zurück und stand auf. »Ich danke dir, Phoros Pharmaga. Ich werde deine Warnungen beherzigen.« Er folgte Todichi Yahzi zur Tür, verneigte sich dort so ruckhaft, als wäre es ihm verspätet eingefallen, und verließ den Saal.
    Todichi Yahzi kam zu Maksim, die Augen in ihren tiefen Höhlen lohten von dunkelroter Glut. »Ich habe dir lang und treu gedient, Settsimaksimin, und nie Forderungen erhoben, die über meine dringlichsten Bedürfnisse hinausgingen«, säuselte er in seinem schlechten Cheonesisch. »Zur Zeit habe ich keineswegs den Wunsch, dich zu verlassen, aber sollte der Fall deines Ablebens eintreten, wie gelange ich dann nach Hause?«
    »Todich, alter Freund, glaubst du, ich hätte dich vergessen?« Maksim erhob sich, streckte die Arme nach vorn, dann nach oben, kraftvoll-muskulöse Arme, weder schlaff noch im geringsten fett. Er gähnte, tippte sich mit den Kuppen seiner langen, spitzen Finger an den Mund und winkte mit der Hand. »Komm, ich zeig's dir.«
    Maksims Schlafzimmer war einerseits karg ausgestattet, andererseits jedoch herrschte darin völliges Durcheinander; Todichi Yahzi gab Schnalzlaute der Bestürzung von sich, als er Maksim hineinbegleitete. Wochen waren verstrichen, seit Todichi Yahzi es das letztemal hatte säubern und aufräumen dürfen. Das Bett bestand aus einer schlichten, mit Wolle gefüllten Unterlage in einem Gestell von lackiertem Holz, die Laken (wenigstens waren sie sauber) und die dicken, roten, weichen Decken waren zu einem scheinbar unentwirrbaren, verdrehten Knäuel verschlungen und an die Wand geworfen worden. In der Nähe des Kopfendes stand auf einem mit Rädern versehenen Tischlein ein verbeulter, geschwärzter Samowar, und neben dem Tisch, auf dem Fußboden, lagen auf einem Teller flache, runde Ingwerplätzchen, die Reste einer Käsestulle sowie überall ringsherum verstreut bräunliche Krümel; außerdem lag auf dem Boden, mit den Seiten nach unten, ein aufgeklapptes Buch. Auf oder neben verwühlten Läufern häuften sich Gewänder, Sandalen, Leibwäsche, Handtücher, Schriftrollen in unterschiedlicher Größe und in verschieden gutem beziehungsweise mangelhaftem Zustand sowie mehrere Lederkissen. Maksim trat vor eine große Kommode mit etlichen flachen Schubladen. Er öffnete eine, kramte darin, machte »T-t-t«, als er nicht fand, was er suchte, schloß die Schublade mit Wucht, zog eine andere heraus. »Ach, aha, da ist es ja.« Er hob ein dünnes Goldkettchen in die Höhe, an dem ein krummer, gläserner Tropfen baumelte. »Hier, Todich, nimm's an dich.« Todichi Yahzi legte sich den Glastropfen in seine dunkle, ledrige Handfläche, betrachtete ihn, Geflacker von blauroten und braunen Glanzlichtern in den Augen. »Sobald du mit Gewißheit weißt, daß ich tot bin, wirf den Tropfen ins Feuer, sobald er zerplatzt, wirst du heim versetzt. Versuch's nicht, solang ich lebe, es würde mißlingen. Ach, und sorge dich nicht, er könnte zerbrechen, er wird's nicht. Ich hatte bereits seit Monaten vor, ihn dir auszuhändigen, Todich.« Er hob sich den Zopf aus dem Nacken, tupfte dort den Schweiß ab und wischte sich die Hand an seiner Seite trocken. »Aber jedesmal, wenn ich daran dachte, hat mich von neuem irgend etwas abgelenkt. Du weißt, was du zu tun hast?«
    Todichi Yahzi nickte und schloß die Finger fest um den Glastropfen. Seine Brust hob und senkte sich. »Möge der Tag, an dem ich ihn verbrenne, noch fern sein«, ziepte er dann. Er schaute in der Schlafkammer umher, und es schauderte ihn regelrecht. »Freund Maksim, dürfte ich wohl bitte, bitte ... das Zimmer putzen?«
    Maksim gab ein kehliges Lachen von sich. »Warum nicht, alter Freund? Mich findest du anschließend drunten.«
    Todichi flötete ein paar Mißtöne und hampelte vom einen auf den anderen Fuß. »Ich werde mich beeilen. Und du, mein Freund, gib auf dich acht, vergeude keine Kräfte, um deine Neugier zu stillen, kehre alsbald zurück und ruhe dich aus, iß und schlaf.«
    Maksim lächelte, drückte in einer Anwandlung liebenswürdiger

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